Donnerstag 17.05.2012
Der Morgen begann – wie so oft – sehr früh. In völliger Dunkelheit und ohne Frühstück warteten wir als zwölftes Auto vor der verschlossenen Schranke zum Namib Naukluft Park. Als dieses Hindernis eine Stunde vor Sonnenaufgang endlich hochgelassen wurde, fühlten wir uns, als wären wir beim Startschuss eines Autorennens dabei. Mit teilweise halsbrecherischer Geschwindigkeit rasten die Fahrzeuge in Richtung Dünen, um dort den Sonnenaufgang mitzuerleben.
Bis zum Sossusvlei sind es ziemlich genau 70 km, wovon die letzten 5 Kilometer durch Tiefsand führen und nur per Allrad bewältigt werden können. Wir begnügten uns damit bis zur Düne 45 zu fahren, um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Alles andere erschien uns unrealistisch. Während Frank nun schon zum zweiten Mal die Düne erklomm, blieb ich lieber unten und genoss von hier aus die spektakuläre Morgenröte. Schließlich fuhren wir weiter bis zum PKW Parkplatz für das Sossusvlei. Besitzt man kein Allradfahrzeug, kann man von hier aus per Shuttle zu der Salzpfanne fahren. Mit einem 4×4 kommt man aber auch relativ problemlos auf eigene Faust zum Vlei. Zwar sind wir zuvor noch nie im Tiefsand gefahren, aber nachdem Frank den Reifendruck etwas gesenkt und den Allradantrieb aktiviert hatte, wagten wir einen Versuch. Klar war es teilweise ein komisches Gefühl, da der Wagen ziemlich schlingerte, aber so lange man nicht anhielt und in der Spur blieb, klappte es ganz gut und machte sogar richtig Spaß.
Komplikationslos gelangten wir zum Parkplatz für das Deadvlei, wo wir unseren Camper abstellten. Den weiteren Weg, den wir zu Fuß bewältigen mussten, wies uns glücklicherweise unser Navi. Schilder waren hier absolute Mangelware, und ohne Hilfe hätten wir wahrscheinlich komplett die Orientierung verloren. Nach gut einer halben Stunde erreichten wir das Deadvlei, eine von Dünen umschlossene Tonpfanne mit zahlreichen abgestorbenen Akazienbäumen. Zunächst war der Anblick etwas enttäuschend, denn so spektakulär, wie wir es erwartet hatten, sah es hier irgendwie nicht aus. Die Mystik dieses Ortes kam erst zum Vorschein, als wir in der Mitte der Pfanne standen und die Sonne diese in ein diffuses Licht tauchte. Frank schoss ein paar Übersichtsbilder, die irgendwie nichts sagend wirkten, aber als er sich den einzelnen, knorrigen Bäumen widmete, die sich scharf vom nahezu weißen Tonboden abzeichneten, war er dann doch sehr beeindruckt und ganz in seinem Element als Fotograf.
Wir wanderten eine ganze Weile fotografierend und filmend im Vlei herum und dachten erst über die Rückkehr zum Camper nach, als der Hunger unsere Mägen knurren ließ. Nach einem stärkenden Frühstück fuhren wir zum Parkplatz am Sossusvlei. Das Sossusvlei ist eine Salz-Ton-Pfanne, welche von roten Dünen umgeben ist und in guten Regenjahren Wasser führt. Dieses Jahr muss wohl solch ein regenreiches Jahr gewesen sein, denn am Ende des Vleis hatte sich ein beachtlicher See gebildet. Den See umrundeten wir zur Hälfte und kletterten dann die Düne „Big Mama“ hinauf. Eine schweißtreibende Aktion in der Mittagshitze, aber der Blick, der sich uns eröffnete war fantastisch. Nachdem wir uns satt gesehen hatten, rutschten wir die Düne wieder hinunter und liefen am See entlang zurück zum Parkplatz.
Die Rückfahrt durch den Tiefsand machte noch mal richtig Spaß. Als wir die 5 Kilometer überwunden hatten, wollten wir den Reifendruck wieder erhöhen, denn für die Asphaltstrecke sind so weiche Reifen nicht geeignet. Doch wo war nur dieser blöde Kompressor? Wir waren uns sicher, dass der Typ vom Autoverleih uns das Ding noch gezeigt hatte. Aber wo war der jetzt? Wir suchten und suchten, fanden aber nur eine Handpumpe. In einem Akt der Verzweiflung startete Frank einen Versuch die Reifen mit diesem Teil aufzupumpen. Das war echt mühsam und dauerte schon beim ersten Reifen ewig. Natürlich erregte die ganze skurrile Aktion auch Aufsehen. Zwei Südafrikaner stoppten schließlich mit ihren Jeeps neben uns und erkundigten sich nach unserem Problem. Hilfsbereit boten sie uns ihren Kompressor an. Frank war das wohl ein bisschen unangenehm, und so meinte er, dass es schon ginge. Aber ehe wir uns versahen, waren die beiden schon aus ihren Autos gesprungen und hatten ruckzuck die restlichen Reifen mit ihrem Kompressor aufgepumpt. Super freundlich und hilfsbereit, da gibt es nix! Ein paar Tage später fanden wir übrigens auch den Kompressor wieder…
Da nun alles wieder in bester Ordnung war, fuhren wir zurück in Richtung Sesriem und bogen zum Sesriem Canyon ab. Am Parkplatz stand nur noch ein weiteres Auto, was uns ein bisschen verunsicherte. Waren wir hier etwa falsch? Aber die Beschilderung war im Prinzip eindeutig gewesen. Schließlich entdecken wir tatsächlich einen ausgetretenen Pfad, welchem wir bis zum Eingang in den Canyon folgten. Die Schlucht, die ca. einen Kilometer lang und bis zu 30 Meter tief ist, ist im Zeitraum von 2 Millionen Jahren von dem Fluss Tsauchab in das Gestein hineingefressen worden. An manchen Stellen ist sie nur ca. zwei Meter breit. Außerdem hat sie eine permanente Wasserstelle, die von vielen Tieren aufgesucht wird. Wir empfanden es angenehm kühl im Canyon und liefen ihn ein gutes Stück entlang, bevor wir wieder umkehrten und zurück zum Campingplatz fuhren.
Den Rest des Tages relaxen wir, wuschen unsere Wäsche und bestellten für den Abend einen Tisch in der benachbarten Sossusvlei Lodge, die für ihr hervorragendes Buffet bekannt ist. Der offizielle Weg zur Lodge ist ziemlich lang und führt an der Hauptstraße entlang. Wir fanden aber ein Loch im Zaun und liefen querfeldein, was deutlich kürzer war. Am Abend wiederholten wir dieses Prozedere und waren durch die Abkürzung ein bisschen früh dran. So nutzten wir die bis zum Abendessen verbleibende Zeit und schauten uns die noble Lodge an, die uns ausgesprochen gut gefiel. Im Restaurant wurden wir schließlich zu unserem Tisch geleitet und waren gespannt auf das Buffet. Die Auswahl und Qualität war ohne Übertreibung absolut grandios. Wir waren hin und weg und aßen so viel, dass uns der Bauch nachher richtig weh tag. Am besten gefiel uns die Grillstation, an der exotische Fleischsorten wie Springbock, Zebra, Gnu, Elen und Oryx exzellent zubereitet wurden. Aber auch der Nachtisch war verführerisch und schmeckte fantastisch. Kugelrund gefuttert suchten wir hinterher im Dunkeln unseren Rückweg durch den Busch und das Loch im Zaun, was uns dieses Mal auch glückte. Nach einem Absacker an unserem Stellplatz fielen wir nach einem langen, anstrengenden Tag müde ins Bett.
Gefahren: 144km
Stellplatz: Sesriem Campsite