Dienstag 08.05.2012
Die erste Nacht in meinem neuen Schlafsack war herrlich kuschelig und warm gewesen. Dennoch war es wieder eine Überwindung, am frühen Morgen aus dem Bett zu krabbeln und den warmen Pyjama gegen Fleece und Hose zu tauschen, denn in unserer Schlafkabine war es extrem frostig. Verschlafen taperten wir mit Zahnbürsten und Zahnpasta bewaffnet zu den Sanitärhäuschen und machten uns frisch. Wir waren echt schnell und damit auch die ersten am Tor.
Die Schranke, die die Camp-Namutoni-Gäste daran hinderte, während des Abends oder der Nacht in den Park zu fahren, wurde um Punkt 6.10 Uhr von einem pflichtbewussten Afrikaner geöffnet. Voller Vorfreude fuhren wir in den Park und suchten uns rasch einen geeigneten Platz, um unseren ersten Sonnenaufgang in Namibia zu genießen. Besonders pittoresk war der Platz leider nicht, aber die Zeit drängte und wir wollten auf keinen Fall den Augenblick verpassen, in dem die glutrote Sonne am Horizont auftauchte. Das Licht, das sich danach über den Park legte, war einfach perfekt. Alles schimmerte warm und goldgelb. Nun war auch die beste Zeit, um die ersten Tiere aufzuspüren und zu beobachten. Wir entschieden uns, zunächst die Runde um die Fischer’s Pan zu fahren. Schon nach ein paar Minuten stand plötzlich nur wenige Meter vor uns mitten auf der Straße eine Babygiraffe, die offenbar nicht wusste, wohin sie flüchten sollte und uns aufmerksam musterte. Wir hielten ausreichend Abstand, um das Jungtier nicht zu verschrecken, und beobachteten fasziniert, wie es sich schließlich abwandte und ins Gebüsch zu seiner Mama galoppierte.
Auf unserer Weiterfahrt entlang der Pfanne begegneten wir zahlreichen Gabelracken, die wie kleine Models auf den Zweigen der Kameldornbäume am Wegesrand saßen und kess posierten. Wir hatten diesen wunderschönen, bunten Vogel in Kenia und Tansania wenige Male gesehen und waren ganz überrascht, wie oft er hier im Park offenbar vorkam. Auf der weiteren Strecke sahen wir beim malerischen Twee Palms Wasserloch Marabus.
Es folgten in aller Ruhe äsende Springböcke, rangelnde Zebras und verschiedene Raubvögel, die wir noch nicht zuordnen konnten und später nachschlagen wollten. Auf einem eingezäunten Rastplatz machten wir schließlich eine Frühstückspause. Frank kochte Kaffee, und ich breitete auf einem Steintisch Brot, Käse, Wurst, Cornflakes, Joghurt usw. aus. Wir genossen unser Picknick in der freien Natur vollkommen ungestört. Gestärkt fuhren wir weiter – mit dem Fahren wechselten wir uns nun übrigens ab – und klapperten sämtliche Wasserlöcher in der Umgebung ab.
Wahnsinnig gern wollten wir mal eine Giraffe beim Trinken beobachten, und außerdem wünschten wir uns sehr, Elefanten zu sehen. Beides sollte uns erfüllt werden. Einem der Wasserlöcher näherten sich tatsächlich gerade als wir dort ankamen mehrere Giraffen. Mucksmäuschenstill verharrten wir in unserem Auto und warteten geduldig ab. Die großen Tiere waren auf der Hut, blieben gefühlt tausend Mal stehen, blickten sich um und checkten die Gegend ab. Eine Giraffe versuchte schließlich ihr Glück und spreizte die Beine, um an das begehrte Nass zu gelangen. Sie war jedoch extrem nervös und schreckte einige Male wieder auf, bevor sie dann tatsächlich ein paar hastige Schlucke trank. Nachdem wir die Giraffen ausgiebig fotografiert und gefilmt hatten, machten wir uns auf die Suche nach Elefanten.
Unser Plan war, dem Weg bis Andoni zu folgen und dann langsam zurück in Richtung Camp zu fahren. Unterwegs entdeckten wir jede Menge Elefantendung und spekulierten, wie frisch dieser wohl sein mochte. Irgendwo in der Nähe mussten sich doch ein paar Dickhäuter tummeln, und übersehen konnte man die ja auch nur schlecht. Aber zunächst blieben wir erfolglos und sahen nur wenige Tiere, was wir ein bisschen frustrierend fanden. Der Tag hatte doch so vielversprechend angefangen. Wir waren ganz aus dem Häuschen, als wir in der Nähe des Andoni Wasserlochs endlich auf einen großen Bullen stießen, der eindeutig auf der Suche nach Wasser war. Wir begleiteten ihn bis zu einer Wasserstelle, an der er seinen Durst stillte und dann weiterzog. Den größten Erfolg hatten wir schließlich auf dem Rückweg am Tsumcor Wasserloch, an dem sich eine große Elefantenherde aufhielt, trank und platschte. Es waren einige Jungbullen dabei, die ihre Kräfte aneinander maßen. Am süßesten aber war ein sehr junger Elefant, der tapsig zwischen den älteren Tieren hin und her lief, den Rüssel schwenkte und versuchte, sich mit Sand zu bestäuben. Hier verbrachten wir viel Zeit und konnten uns nur schwer trennen. Aber irgendwann konnten wir uns dann doch loseisen und fuhren weiter zum Klein Okevi Wasserloch, an dem wir wieder einige Giraffen beim trinken betrachten konnten. Es war einfach toll, wie die großen Tiere nahezu mit den Vorderbeinen in den Spagat gehen mussten, um die Wasseroberfläche mit dem Maul zu erreichen. Gegen Mittag fuhren wir zurück ins Camp um uns ein bisschen auszuruhen.
Wir liefen zum Fort Namutoni und zum campeigenen Wasserloch, an dem gerade ein paar Giraffen verweilten. Einige Zeit verbrachten wir mit dem Beobachten und Filmen der im Camp rumwuselnden Zebramangusten. Eines der Tiere hatte ein großes Insekt gefangen, welches es nun genüsslich verputzte. Irgendwann kehrten wir zurück zu unserem Camper Van, machten es uns in unseren Campingstühlen gemütlich und ließen uns von der Sonne berieseln.
Am frühen Nachmittag brachen wir zu einer weiteren Pirschtour auf. Als erstes fuhren wir zum Klein Namutoni Wasserloch, wo sich zahlreiche Impalas, Oryx Antilopen und Giraffen tummelten. Wir entschlossen uns, dem Dik Dik Drive bis zum Ende zu folgen. Frank war ganz begeistert, als er dort tatsächlich das erste Dik Dik sichtete. Leider war die zierliche, kleine Gazelle mit der rüsselartigen Nase, den Knopfaugen und den kleinen Hörnchen viel zu schnell im im Dickicht verschwunden. Hin und wieder stießen wir auf ein Gnu und die verschiedensten Vogelarten. Zum Abschluß machten wir noch einen Abstecher zum Chudop Wasserloch. Dieses liegt ein wenig tiefer als die Straße und bietet somit eine wunderbare Übersicht.
Am späten Nachmittag kehrten wir mit allerhand tollen Eindrücken und vielen vielen Fotos zufrieden ins Camp zurück. Noch eine weitere Nacht würden wir hier verbringen. Erstmal gingen wir duschen, um uns vom Staub zu befreien. Die sanitären Anlagen im Camp Namutoni waren vollkommen in Ordnung. Allerdings erschreckten mich ein wenig zwei Geckos, die reglos an der Decke der Dusche saßen. Irgendwie redete ich mir ein, die könnten ja vielleicht runter und auf mich drauf fallen. Das taten die beiden Kerlchen natürlich nicht. Trotzdem war ich heute erstaunlich schnell fertig mit duschen und ließ die Tierchen nicht einen Moment aus den Augen. Zur Abendbrotzeit machten wir uns Spaghetti Mirakoli, die genau so gut schmeckten wie zu Hause. Danach genossen wir noch einige Zeit den genialen Sternenhimmel und gingen früh zu Bett, um am nächsten Morgen wieder pünktlich um 6 Uhr am Gate zu sein.
Gefahren: 144km
Stellplatz: Namutoni Rest Camp