Sonntag 13.05.2012
Am nächsten Morgen schliefen wir aus und frühstückten gemütlich im Camp, bevor wir uns Auto schwangen und unserem nächsten Ziel entgegen fuhren. Bisher waren wir von den Straßenverhältnissen sehr positiv überrascht, da die meisten öffentlichen Straßen asphaltiert waren.
Doch heute erreichten wir das Ende des Asphaltes und fuhren den ganzen Tag über mehr oder weniger gute Schotterpiste. Die Umgebung war sehr karg und wüstenähnlich.
Irgendwann erkannten wir eine Erhebung am Horizont; das musste der Brandberg sein. Kurz bevor wir diesen erreichten zweigte die Straße nach rechts zur Brandberg White Lady Lodge ab. Wenig später parkten wir vor dem hübschen Haupthaus, welches von einem liebevoll dekorierten Garten umgeben wurde. Wir liefen zur Rezeption und checkten ein. Hinter dem Schreibtisch an der Rezeption lag ein kleiner handaufgezogener Springbock gemütlich zusammengerollt in einem Körbchen. Total niedlich!
Der Weg zum Campingplatz führte durch etwas tieferen Sand. Da ich mir sicher war, dass ich es schaffen würde, uns auf Anhieb festzufahren, überließ ich lieber Frank für die letzten paar Meter das Steuer. Wir konnten unseren Stellplatz frei wählen und fanden auch ein richtig nettes, einsames Plätzchen mit einer Grillstelle. Zu Fuß erkundeten wir dann die Umgebung und das Lodge-Gelände. In dem malerisch angelegten Garten entdeckten wir auch unseren kleinen Bock wieder, der mit seinen viel zu langen Ohren einfach nur zum Knuddeln war. Putzmunter sprang er in typischer Springbockmanier durch die Gegend und war sogar fast handzahm.
Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, grillten wir neben unserem Camper und bekamen währenddessen Besuch von einem hübschen blauäugigen Kater, der uns ordentlich anschnorrte und natürlich auch Erfolg damit hatte. Nach dem Essen liefen wir, während es bereits dämmerte, den Fußweg zur Lodge um dort noch einen Absacker zu trinken und nach dem bekannten Erdmännchen Carlos aus dem Buch “Hummeldumm” Ausschau zu halten. Die Außenbeleuchtung am Camper ließen wir vorsichtshalber an, denn sonst gab es hier keine Beleuchtung, und wir machten uns ein wenig Sorgen, unser Heim am späteren Abend nicht wieder zu finden.
In der Bar der Lodge orderten wir zwei Biere und machten es uns dann in der Sofaecke gemütlich. Kaum hockten wir dort, kam Carlos das Erdmännchen neugierig angewuselt und war offensichtlich richtig scharf auf mein Bier. Zum Spaß hielt ich es ihm hin, da grapschte er auch schon energisch mit seinen kleinen Pfötchen danach, tauchte eines ruckzuck hinein und schleckte das Bier davon ab. “Das macht der doch nie im Leben zum ersten Mal” stellten wir überrascht aber auch amüsiert fest. Nachdem das kleine Tier erstmal raushatte, dass die Flüssigkeit in meinem Glas interessant schmeckt, war Aufpassen angesagt. Der Kerl sprang einfach auf mein Bein und von da aus auf den Tisch, um an das begehrte Getränk zu gelangen. Anfassen lassen wollte er sich hingegen nicht so gern. Da fing er gleich an zu schnattern und versuchte zu beißen. Dazu muss man anmerken, dass es sich leider nicht mehr um den Original-Carlos aus dem Buch handelte. Dieser war schon vor einiger Zeit verstorben, und seitdem gab es halt immer einen neuen Carlos. Unser Carlos war angeblich noch sehr jung und etwas frech, und das merkte man auch ganz deutlich.
Etwas später gab es von den Angestellten der Lodge eine wirklich gute kulturelle Gesangs- und Tanzdarbietung. Wir kamen richtig in Schwung und klatschten fleißig Applaus. Als die kleine Vorführung beendet und unser Bier alle war, machten wir uns auf den Rückweg zum Camper. Soll heißen, wir suchten mit Franks Taschenlampe den Einstieg zum Fußweg und versuchten uns irgendwie zu orientieren. Es war so stockfinster, dass wir vollkommen verpeilt wohl ständig im Kreis gelaufen sind. Irgendwann wussten wir gar nicht mehr, wo wir waren, aber weit konnte es bis zu unserem Stellplatz eigentlich gar nicht sein. Plötzlich hörten wir Stimmen und sahen eine Gruppe von Afrikanern auf uns zulaufen. Es handelte sich um einige Angestellte der Lodge, die zuvor bei der Musikveranstaltung mitgewirkt hatten. Vorsichtig fragten wir, ob sie uns sagen könnten in welche Richtung der Campingplatz sich befindet. Die haben sich bestimmt auch ihren Teil über uns verwirrte Touristen gedacht. Netterweise begleiteten die Jungs uns direkt bis an unser Auto. Die ganze Zeit murmelte Frank mir zu, dass die wahrscheinlich auch nicht wüssten, wohin wir müssen, denn er vermutete den Wagen in einer anderen Richtung. Ich sagte gar nichts dazu, denn ich war wie immer komplett orientierungslos. Als wir dann Wiedererwarten plötzlich die Außenbeleuchtung unseres Campers erspähten, waren wir zwar etwas überrascht aber sehr erleichtert. Alleine hätten wir wahrscheinlich nie zurück gefunden, und so bedankten wir uns mit einem ausgesprochen großzügigen Trinkgeld.
Gefahren: 252 km
Stellplatz: Brandberg White Lady Lodge