Dienstag 22.05.2012
In der Nacht war die Temperatur unter die 0 Grad Grenze gerutscht. Wir hatten in unserem Camper gefroren, aber am heftigsten war das Aufstehen am frühen Morgen. Extrem widerwillig schälten wir uns aus den Betten, zogen uns in Rekordgeschwindigkeit an und putzten uns neben dem Auto die Zähne. Kopfschüttelnd stellten wir fest, dass in unserer angebrochenen Wasserflasche Eisbrocken schwammen. Schnell schlüpften wir in die Fahrerkabine und drehten erstmal die Heizung hoch. Das fühlte sich schon viel besser an!
Kurz vor Sonnenaufgang fuhren wir aus dem Camp in Richtung des Kij Kij und Melkvlei Wasserlochs. In der Morgensonne beobachteten wir Springböcke, Oryx Antilopen und einen Schakal. In der Nähe von Melkvlei fanden wir einen Picknickplatz zum frühstücken. Im Gegensatz zum Etosha Park waren die Rastplätze hier nicht umzäunt. Also empfahl es sich, die Umgebung immer genau im Auge zu behalten. Zwar wollten wir gern Löwen aufspüren, aber nicht von ihnen überrascht werden. Die einzigen, die uns während unseres Frühstücks allerdings einen Besuch abstatteten, waren einige Oryxe. Gestärkt und mit neu erwachten Lebensgeistern ging es schließlich weiter in Richtung Nossob Restcamp. Plötzlich entdeckten wir zu unserer rechten Seite im Schatten eines Busches einen ausgewachsenen Geparden. Aufgeregt stoppten wir den Wagen und stellten den Motor aus. Kurz darauf gesellte sich ein zweiter Gepard dazu und legte sich neben das andere Tier. Mann, was hatten wir ein Glück! Einige Zeit blieben wir hier stehen, machten Fotos und filmten. Als wir gerade ein paar Meter weitergefahren waren, erschien im Gestrüpp auf der linken Wegseite ein weiterer Gepard. Er querte vor uns die sandige Piste und schien zu seinen Kumpels zu wollen. Gespannt fuhren wir die paar Meter zurück und beobachteten, wie das Tier sich näherte. Auf einmal erschien noch ein vierter Gepard, der ebenfalls zu der kleinen Gruppe lief. Wow, das war wirklich der Hammer! Zwei der Tiere schienen irgendetwas in der Ferne zu beobachten. Sie bewegten sich nahezu in Zeitlupe, während sie den Blick auf etwas fixiert hatten. Plötzlich erhoben sich auch die anderen zwei Geparden, starrten in dieselbe Richtung wie ihre Kollegen und pirschten sich vorsichtig heran. Die wollten doch nicht etwa jagen? Schon lange wünschte Frank sich, mal einen rennenden und jagenden Geparden zu sehen. Ich war da eher zwiegespalten, denn so ein Beutekampf war einfach nichts für mein empfindliches Gemüt. Leider schienen die Geparden nach kurzer Zeit das Interesse zu verlieren und legten sich – einer nach dem anderen – unter den schattigen Busch. Etwas enttäuscht fuhren wir weiter. Kurz vor dem Dikbaardskolk Wasserloch bogen wir nach links ab und fuhren nun querfeldein durch die Dünenlandschaft. Die Fahrerei über die sandigen Wege machte richtig gute Laune. Die Tierbeobachtungen fielen im weiteren Verlauf aber leider sehr dürftig aus, und die in großer Anzahl hier lebenden Kalaharilöwen konnten wir leider nirgends entdecken. Hin und wieder erspähten wir Straußen und Oryxantilopen, und zwei Mal sichteten wir im Geäst abgestorbener Bäume einen Gaukler. Diesen Greifvogel erkennt man leicht an seinem schuppenartigen Gefieder an Kopf, Hals und Brust und an dem orangefarbenen, schwarz auslaufenden Schnabel. Auf dem Heimweg zum Camp stießen wir noch auf einen einzelnen Giraffenbullen. Unsere zweittollste Sichtung des Tages war jedoch eine Gruppe von drei Löffelhunden. Diese drollig aussehenden, tag- und nachtaktiven Tiere hatten wir bisher noch nie in freier Wildbahn gesehen. Wir beobachteten die Tierchen mit den übergroßen Ohren, welche ihnen einen ausgezeichneten Hörsinn verschaffen, so lange, bis sie in dem dichten, hohen Gras verschwanden. Der restliche Rückweg verlief unspektakulär. Den Abend im Camp verbrachten wir wieder am wärmenden Feuer und so nah wie möglich an unserem Auto. Einmal bekamen wir Besuch von einem Schakal, der wohl unser Essen gerochen hatte. Aber das Tier war scheu und verzog sich schnell wieder. Zu fortgeschrittener Stunde hörten wir ein heftiges Gebrüll und schließlich den markerschütternden Schrei eines Tieres. Vermutlich ein Kill, überlegen wir aufgeregt. Es konnte sich bei der Geräuschkulisse eigentlich nur um Löwen handeln, die gerade eine Beute gemacht hatten. Es war gar nicht so leicht, anschließend im Bett einzuschlafen. Doch irgendwann dämmerten wir dann doch weg und schliefen traumlos bis zum nächsten Morgen.
Gefahren: 201km
Stellplatz: Rooiputs Camp (Site No.1)