Dienstag, 11.05.2010
Heute ging es weiter zum Lake Naivasha. Zunächst machten wir aber noch einen kleinen Gamedrive en-route, bei dem wir die beiden Geparden von gestern wieder trafen und eine Weile beobachteten. Das war ein schöner Abschluss für die Masai Mara, die wir wenig später verließen. In Narok legten wir einen kurzen Zwischenstop ein, da ich seit der letzten Nacht einen lästigen Reizhusten hatte und dringend einen Hustenstiller benötigte. Wirklich toll, da wurden die Halsschmerzen langsam besser, und schon war der nächste Mist im Anmarsch.
Nach ca. 230 km und 4 1/2 Stunden Fahrtzeit erreichten wir die Lake Naivasha Sopa Lodge, die am Südufer des Sees liegt. Der Lake Naivasha ist der höchstgelegene Süßwassersee im Ostafrikanischen Grabenbruch und Heimat vieler Vogelarten und Säugetiere. Am häufigsten beobachten kann man Schreiseeadler, Marabus, Pelikane, Kormorane, Giraffen, Antilopen und Zebras.
Wir checkten in die Lodge ein, die über 21 Bungalows in einer schön angelegten Parklandschaft verfügt. In jedem Bungalow befinden sich vier Zimmer, die entweder über eine Terrasse oder einen Balkon verfügen. In unserem geräumigen Zimmer gab es ein Kingsize Bett und ein angeschlossenes Bad. Im Park grasten Pferde, und wir hatten uns sagen lassen, dass man dort wunderbar spazieren gehen und verschiedene Tiere beobachten kann. Davon wollten wir uns natürlich ein eigenes Bild machen. Gemeinsam mit Jasmin, Andreas, Petra und Ralf zogen wir im Nieselregen los. Wir folgten dem Wanderweg durch den Park, der bis zum See führt. Unterwegs entdeckten wir im dichten Busch einige Giraffen, Zebras und Wasserböcke, die uns neugierig beäugten. Es war eine richtige kleine Fußpirsch, die uns ausgesprochen gut gefiel. Plötzlich gesellte sich, wie aus dem Nichts, ein Angestellter der Lodge zu uns. Moses hieß das Männlein, das gebrochen englisch sprach und darauf bestand, uns auf dem weiteren Weg zu begleiten.
Wir waren ein bisschen genervt, denn wir ahnten ja, worauf das sicher hinaus lief. Der wollte nur ein schönes Trinkgeld von uns abkassieren, indem er sich hier als Guide aufspielte. Dabei hatte Denis uns vorhin extra noch versichert, dass wir in dem Park allein spazieren gehen konnten, denn hier gab es nur harmlose Tiere, die uns nichts tun würden. Wir raunten uns noch zu, dass er das vergessen kann, unternahmen aber nichts dagegen, dass er uns ab sofort wie ein Schatten folgte. An einer Abzweigung mussten wir weiter geradeaus laufen, um zum See zu gelangen. Auf dem abknickenden Weg entdeckten wir in einiger Entfernung einen Büffel, der gerade hinkend im Busch verschwand. Das machte uns ein bisschen stutzig, denn Büffel sind ja nicht unbedingt harmlos und ungefährlich, aber man würde uns hier bestimmt nicht einfach ohne Aufpasser rumlaufen lassen, wenn irgendeine Gefahr bestand. Na ja, um genau zu sein hatten wir ja jetzt einen Aufpasser. Umso besser!
Am See angekommen konnten wir den Landeanflug einiger Pelikane miterleben. Im Wasser tummelten sich bereits unzählige dieser großen Vögel. Es war wirklich hübsch hier, auch wenn uns das schöne Wetter heute etwas im Stich ließ und die Wolken sehr tief hingen. Nach einer Weile kehrten wir – immer noch in Begleitung von Moses – um und machten uns auf den Heimweg zur Lodge. Als wir wieder zu der Abzweigung kamen, bogen wir ab. Den Büffel sahen wir nirgends. Wir waren nur wenige Meter gegangen, da raschelte es plötzlich im Busch, Hufe klapperten und plötzlich sahen wir uns dem mächtigen Bullen gegenüber, der alles andere als gut aufgelegt war. Das Vieh ging direkt zum Angriff über. Panisch rannten wir los und versuchten uns hinter einem Busch zu verstecken. Mann, was hatten wir eine Angst. Ich war mir sicher, dass es einen oder mehrere von uns gleich erwischen würde. Doch da hatte ich nicht mit Moses gerechnet. Der schmächtige Kerl stellte sich dem aggressiven Tier mit seinem Regenschirm mutig in den Weg und versuchte es zu vertreiben. Als der Büffel auf ihn zu rannte, sprang er mit einem beherzten Satz zur Seite und landete auf dem Boden. Glücklicherweise trat der Bulle nach dieser Aktion den Rückzug an und verschwand im Dickicht. Als wir uns wieder hinter dem Busch hervor trauten, liefen wir erstmal zu unserem mutigen Beschützer und vergewisserten uns, dass ihm nichts passiert war. Er hatte großes Glück gehabt und war wohlauf. Wir Mädels waren vollkommen verängstigt und wollten einfach nur noch zur Lodge. Dazu mussten wir aber noch ein gutes Stück durch den Wald gehen. Bei jedem Geräusch zuckten wir zusammen und schauten uns gehetzt um. Irgendwo musste der Büffel ja noch stecken und die Sorge, dass er noch einmal angreifen könnte, war nicht unberechtigt. Die Minuten, die wir bis zur Lodge benötigten, erschienen mir als die längsten meines Lebens. Vollkommen aufgelöst, aber auch sehr erleichtert trafen wir schließlich dort ein. Wir konnten Moses gar nicht genug danken und spendierten ihm ein großzügiges Trinkgeld, das er bescheiden annahm.
Später in der Bar scherzten wir – mittlerweile wieder lachend – ob die hier wohl einen Touristenbüffel abgestellt hatten, der die Gäste ein bisschen aufmischen sollte, damit die Kohle anschließend besser floss. Auf den Schreck brauchten wir erstmal ein Schnäpschen um die Nerven zu beruhigen. Als Denis später zu uns stieß und wir ihm von dem Zwischenfall berichteten, dachte er, wir wollten ihn veräppeln. Von einem Büffel auf dem Lodgegelände hatte er noch nie gehört. Tja, da war er wohl falsch informiert.
Zum Abendessen wurden wir – lustigerweise von Moses – von unserem Zimmer abgeholt und zum Restaurant begleitet. Im Dunkeln sollte man hier nämlich definitiv nicht mehr allein herumlaufen. Es gab ein reichhaltiges Buffet, wo für jedermann was Leckeres dabei war.
Übernachtung: Lake Naivasha Sopa Lodge