Samstag, 08.05.2010
Am nächsten Morgen erwachte ich mit unangenehmen Halsschmerzen. Das fühlte sich sehr nach einer Mandelentzündung an. Toll, wer kann so etwas im Urlaub schon gebrauchen – noch dazu in Afrika und auf Safari? Ich schluckte die von zu Hause mitgenommenen pflanzlichen Tropfen und hoffte, dass es von allein wieder besser werden würde. Heute stand uns eine sehr lange Fahrt bevor. Es ging weiter in die Masai Mara, die Teil der Serengeti ist, aber in Kenia liegt. Das Naturschutzgebiet hat eine Fläche von ca. 1.500 Quadratkilometern und besteht größtenteils aus Grassavanne. Der Name Masai Mara besteht zum einen aus dem Wort „Masai“, das den in dieser Region lebenden Volksstamm meint, und zum anderen aus dem Wort „Mara“, welches ein Begriff aus der Sprache der Masai und Samburu ist und „gefleckt“ bedeutet. Wenn man die Savanne aus der Vogelperspektive betrachtet, versteht man auch den Sinn dahinter: die vielen, einzeln stehenden Bäume verleihen der Landschaft ein geflecktes Erscheinungsbild. Die Masai Mara ist Kenias tierreichstes Schutzgebiet und Heimat der Big Five. In den Monaten September, Oktober und November sind die großen Tierherden, die wir in den letzten Tagen in der Serengeti beobachten konnten, in der Mara zu sehen.
Zunächst fuhren gut zwei Stunden bis zum tansanisch-kenianischen Grenzposten. Unterwegs kamen wir an einigen Dörfern vorbei. Wie üblich spielte sich das komplette Leben mal wieder an der Straße ab: Rinder- und Ziegenherden kreuzten, Frauen liefen – schwere Lasten auf dem Kopf und Babys auf dem Rücken tragend – am Wegesrand entlang, Leute hockten an kleinen Verkaufsständen und boten Obst und Gemüse feil, Männer schoben schwere Karren vor oder Fahrräder neben sich her. Es wurde Wäsche gewaschen, gewerkelt, sich unterhalten oder halt einfach nur herumgesessen. Für uns Europäer ist es etwas befremdlich, aber mittlerweile hatte man sich schon daran gewöhnt.
Als wir die Grenze schließlich erreichten, erledigten wir dort die Einreiseformalitäten und waren wenig später zurück in Kenia. Da wir den Weg in die Masai Mara über das Oloololo Gate wählten, waren wir bald auf einer richtig üblen Piste unterwegs. Holprig ging es im Schritttempo über Stock und Stein. Wir wurden nicht nur durchgeschüttelt sondern regelrecht hin und her geschmissen. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Ohne Allrad wäre hier definitiv kein Durchkommen gewesen. So kamen wir natürlich nur langsam voran und waren gefühlt ewig unterwegs. Selbst hier in dieser einsamen Gegend, wo es nichts gab, lebten noch Menschen. Nicht selten standen winkende Kinder am Straßenrand, und wir winkten eifrig zurück. Irgendwie hat man fast den Eindruck, dass die Leute hier viel glücklicher und zufriedener sind, auch wenn sie kaum etwas besitzen.
Als wir das besagte Gate endlich erreichten, war es schon später Nachmittag. Uns erwarteten bereits die vier Jeeps von D.M. Tours, und wir mussten kurz umpacken und umsteigen. Bisher waren wir ja mit tansanischen Fahrern und Fahrzeugen unterwegs gewesen, aber diese würden uns hier verlassen. Unser Reisebegleiter Denis ist ja – wie ich oben schon einmal erwähnt habe – der Inhaber des kenianischen Safariunternehmens D.M. Tours und verfügt über einen eigenen Fuhrpark und mehrere angestellte Fahrer. Leider durfte er darauf bei unserer Fahrt durch Tansania nicht zurückgreifen. Aber jetzt waren wir ja wieder in Kenia.
Wir freuten uns, unseren Fahrer Nikolas wieder zu sehen, mit dem wir im letzten Jahr eine 5-Tages Tour durch die kenianischen Parks Tsavo und Amboseli gemacht hatten. Denis teilte ihn uns auch jetzt wieder als Fahrer zu. Ich hatte die wage Hoffnung, dass wir das Fahrzeug nun mit anderen Mitreisenden teilen würden, aber leider stellte sich schnell heraus, dass wir Wolfgang und Hilda weiterhin am Hintern kleben hatten. Da die Jeeps hinten nur Platz für vier Gäste boten, fuhr Martin – der Glückliche – nun woanders mit. Meine Laune hätte nicht schlechter sein können. Mittlerweile hatten wir festgestellt, dass Hilda eigentlich ganz okay war, aber Wolfgang ging uns mit seinem Kommandoton und Egoismus gehörig auf die Nerven. Ohne ihn hätte die Reise wirklich traumhaft sein können. Doch seine Anwesenheit trübte den Spaß erheblich. Einige Male hatte ich mir schon auf die Zunge beißen müssen, um ihn nicht patzig anzufahren.
Nachdem wir auf die vorderen Sitzplätze und Wolfgang und Hilda auf die hintere Sitzbank geklettert waren (ich hatte mich dieses Mal extra beeilt), fuhren wir durch das Gate in die Masai Mara und machten einen kurzen Gamedrive zur Mara Serena Safari Lodge.
Als wir die weite, mit Schirmakazien gesprenkelte Grasebene sahen, fühlten wir uns gleich wieder heimisch. Im letzten Jahr hatte die Mara unser Herz im Sturm erobert, und wir freuten uns unbändig, endlich wieder hier zu sein. Unterwegs sahen wir ein paar Masai Giraffen, Wasserböcke und Kronenkraniche. Das Highlight war aber, dass einer der Fahrer mit dem Jeep zu weit neben den Weg fuhr und es schaffte, sich komplett im sumpfigen Gras festzufahren. Aus eigener Kraft kam er da nicht mehr heraus. Er versuchte es mehrfach, doch da war absolut nichts zu machen. Nikolas hatte schließlich die Ehre, ihn mit unserem Fahrzeug wieder herausziehen zu dürfen. Das Lustigste daran war, dass die ganze Reisetruppe aus den Dachluken guckte und in typischer Touristenmanier die ganze Aktion filmte und fotografierte.
Schließlich erreichten wir die auf einem Bergkamm gelegene Lodge. Sie befindet sich zentral in der Masai Mara und bietet einen wunderbaren Weitblick. Die Unterkünfte sind im Stil eines Masaidorfs gebaut und aneinander gereiht. Unserer Meinung nach sieht das nicht besonders hübsch aus, aber die hellen, liebevoll eingerichteten Zimmer, welche einen fantastischen Blick über die atemberaubende Landschaft bieten, wiegen das auf jeden Fall wieder auf. Dennoch würden wir es jederzeit vorziehen, in einem der unvergleichlichen Zeltcamps zu wohnen, die kein störender Zaun umgibt, so dass die Tiere ein und aus gehen können wie und wann sie wollen.
Am Abend waren meine Halsschmerzen noch stärker geworden. Da es jemand anderem aus unserer Gruppe auch nicht gut ging, wurde kurzerhand ein Arzt herbestellt. Dieser besuchte mich auf dem Zimmer, sah sich meinen Rachen an und gab mir Tabletten und eine Lösung zum gurgeln. Damit sollte es hoffentlich bald wieder besser werden.
Das Abendbuffet war – genau wie in den anderen Serena Lodges – richtig klasse. Kann man wirklich nur weiterempfehlen. Wie immer klang der Abend mit einem kleinen Absacker und dem Sichten der Fotos aus.
Übernachtung: Mara Serena Safari Lodge