Donnerstag, 06.05.2010
Am Morgen begrüßte uns freundliches Wetter, und wir genossen ein letztes Mal den weiten Blick über den Ngornongoro Krater. Nach dem Frühstück verfrachteten wir unsere Taschen in den Jeep. Als alle Mitreisenden eingetrudelt waren ging es auf zu unserem nächsten Ziel. Die Serengeti ist der älteste Nationalpark Tansanias und das bekannteste Wildgebiet Afrikas. Ihr Name kommt von den Masai und heißt übersetzt „endlose Prärie. Sie grenzt im Norden an Kenia und im Westen an den Victoriasee. Besonders berühmt ist sie für die sich jedes Jahr wiederholdende Wanderung der mehr als 1.000.000 Gnus, 200.000 Zebras und 300.000 Thomsongazellen zu frischen Weidegründen. Die Tiere befinden sich auf einer Reise ohne Anfang und Ende: Sie folgen einem 500 Kilometer langen Rundweg, immer dem Wasser bzw. Regen hinterher.
Bevor wir die Serengeti erreichten, machten wir einen Abstecher zur Olduvai Schlucht, die sich etwa eine Autostunde vom Ngorongoro Krater entfernt befindet. Die Schlucht ist bekannt, da dort prähistorische Fossilien, die zu den ältesten der Menschengeschichte gehören, gefunden wurden. Des weiteren wurden dort die ältesten menschlichen Knochen entdeckt. Nach einem Besuch der Schlucht und des angeschlossenen, kleinen Besucherzentrums, wo wir einiges über die wichtigsten Entdeckungen erfuhren, fuhren wir weiter der Serengeti entgegen.
Etwa eine halbe Stunde später passierten wir das Eingangstor des Nationalparks. Von dort aus ging es zu einem Aussichtspunkt. Vor uns erstreckte sich die Savanne augenscheinlich bis ans Ende der Welt. Giraffen und Elefanten zogen durch die Szenerie – gemessen an der unbeschreiblichen Weite erschienen sie uns winzig klein. Wir liefen einen kurzen Rundweg und kletterten über Granitfelsen, auf denen sich grellfarbige Siederagamen in der Sonne tummelten. Bei einem Picknick auf einem Rastplatz mit Steintischen- und bänken verschlangen wir in geselliger Runde die aus der Lodge mitgenommenen Leckereien.
Schon bald stießen wir während der Weiterfahrt auf die ersten Gnu- und Zebraherden. Die Tiere, die fast alle Jungtiere mit sich führten, waren die ganze Zeit in Bewegung. Sie galoppierten durch das hohe Gras in Reih und Glied vor und neben uns her. Die Herden wurden mit der Zeit immer größer und beeindruckender. Manchmal mussten wir anhalten, da die Tiere unseren Weg in einem Wahnsinnstempo, laut stampfend, querten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Wildheit. Zwar hatten wir bereits im vergangenen Jahr in der Masai Mara große Tierherden gesehen, doch das war bei weitem kein Vergleich zu dem, was wir jetzt zu sehen bekamen. Wir waren quasi mittendrin in der spektakulären Tierwanderung.
Etwas später erreichten wir einen großen Granitfelsen, auf dem sich ein faules Löwenrudel tummelte. Es handelte sich um mindestens 6-8 Tiere. Ein Junglöwe lag im Gras und ließ sich überhaupt nicht von uns beeindrucken. Mit großen Augen musterte er unsere drei Fahrzeuge wachsam, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben und wegzugehen. Die anderen Tiere – ein mächtiger Pascha und einige Löwinnen – ruhten auf dem von der Sonne warmen Felsen und interessierten sich ebenfalls nur mäßig für uns. Eine der Löwinnen, die einen Peilsender um den Hals trug, hob nur mal kurz den Kopf, biss genervt in einen herunter hängenden Ast, der sie kitzelte und schloss dann wieder die Augen. Eine andere Löwin blinzelte in die Runde, schüttelte immer wieder den Kopf, um den unzählige Fliegen herum schwirrten und gähnte mehrere Male herzhaft. Wow, was für ein Gebiss! Schließlich erhob das kräftige Tier sich, gähnte noch einmal, reckte sich ausgiebig und taperte etwa einen Meter weiter um sich dort an eine andere Löwin und den Pascha zu kuscheln. Und schon wurde weiter Siesta gehalten.
Ein weiteres Highlight erlebten wir, als einer unserer Fahrer in einem ausladenden Leberwurstbaum einen Leoparden entdeckte. Wir konnten das wunderschöne Tier, das auf einem dicken, knorrigen Ast lag und lässig zwei Beine runterbaumeln ließ, prima aus dem Jeep heraus beobachten und ein paar Fotos machen. Zu unserem Big-Five-Glück fehlte nun nur noch das Nashorn, aber wir waren guter Hoffnung, auf der weiteren Safari noch eines aufzustöberen.
Am späten Nachmittag erreichten wir die Serengeti Serena Lodge, in der wir nun zwei Mal nächtigen würden. Die Lodge ist einem traditionellen afrikanischen Dorf nachempfunden. Die 66 Zimmer befinden sich in Rundhütten mit Rieddächern, die sehr hübsch in einen Garten integriert sind. Es gibt einen Pool und ein Restaurant. Wir bezogen ein helles, farbenfroh eingerichtetes Zimmer mit zwei Queensize Betten und einem Balkon, der eine hervorragender Aussicht auf die Savanne bot.
Am Abend gab es ein tolles Buffet mit einer großen, zentralen Kochstelle, wo vier Köche die Leckereien live für die Gäste zubereiteten. Den erlebnisreichen Tag mussten wir erst einmal sacken lassen. Und was bietet sich besser zum sacken lassen als als ein Absacker in der Lodgebar?
Übernachtung: Serengeti Serena Safari Lodge
Gefahrene Strecke: 115 km von Lodge zu Lodge zzgl. Gamedrive