05. September 2015
Heute standen wir bereitwillig schon um 4.45 Uhr auf, denn wir würden das Tenikwa Wildlife Awareness Center, ein Tierschutzzentrum in der Nähe von Plettenberg Bay besuchen. Tenikwa widmet sich der Rehabilitation von verletzten Tieren und nimmt gleichzeitig auch Jungtiere aus Aufzuchtstationen auf. Bereits von zu Hause aus hatten wir den „Sunrise Cheetah Walk“, einen Morgenspaziergang mit einem Geparden, sowie eine Fotografentour durch die Wildkatzengehege gebucht. Da der Cheetah Walk schon um 7.30 Uhr startete und uns noch eine 1-stündige Autofahrt bevorstand, wollten wir gegen 6 Uhr losfahren. Von Tenikwa aus sollte es direkt weiter nach Montagu gehen, so dass wir unser Gepäck bereits zusammenpacken und mitnehmen mussten. Tess war so unglaublich nett und stand extra für uns auf, um uns ein kleines Frühstück bereitzustellen. Wir wollten das eigentlich gar nicht, aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Was für eine Vollblutgastgeberin!
Pünktlich schafften wir es, in Richtung Plettenberg Bay aufzubrechen. Es war noch stockdunkel, und so fuhren wir in sehr gemäßigtem Tempo auf der einsamen N2. Kurz hinter Plettenberg, ging eine Stichstraße ab, die sowohl zum Monkey Land als auch zum Tenikwa Wildlife Center führt. Wir bogen dort ab und erreichten ein paar Minuten später den Parkplatz von Tenikwa. Wir schienen die ersten zu sein. Es war noch alles dunkel und still. Nach einem Blick auf unsere Buchungsbestätigungsmail stellten wir überrascht fest, dass die Tour erst um 7.30 Uhr losgeht und nicht, wie wir fälschlicherweise geglaubt hatten, um 7 Uhr. Naja, besser wir waren zu früh als zu spät dran.
Pünktlich wurden wir empfangen und zu einem Kaffee auf die Terrasse gebeten. An die Terrasse schloss sich ein Garten mit Bäumen und einem Teich an. Dort tummelten sich Marabus und zahlreiche Webervögel, die dort ihre Nester hatten. Im Geäst eines Baumes stand reglos ein Storch. Erst dachten wir, der wäre gar nicht echt, bis er sich dann doch mal bewegte. Wettermäßig war es heute wirklich genial: Der Himmel war strahlend blau und bereits zu dieser frühen Stunde war es angenehm war.
Schließlich wurden wir in einen kleinen Raum geführt, wo man uns ein kurzes Video in englischer Sprache zeigte. Es ging um die Verhaltensregeln im Umgang mit den Geparden. Die Raubkatzen bekommen vor dem täglichen Spaziergang ein Geschirr, wie auch Hunde es tragen, angelegt und werden angeleint. Man soll die Leine immer locker lassen und nie daran ziehen. Des Weiteren soll man möglichst auf Schulterhöhe es Geparden gehen. Der Gepard bestimmt das Tempo, und wenn man nicht mitkommt, soll man die Leine loslassen. Halten kann man den Geparden sowieso nicht, wenn er aus irgendeinem Grund einen Spurt einlegt. Ein bisschen Respekt hatten wir schon vor der Tour, aber wir freuten uns auch sehr darauf.
Mit zwei Guides, Peter und Joel, gingen wir nun zum Gehege der Geparde. Dort trafen wir auf den Geparden Duma, ein stattliches Männchen im Alter von 8 Jahren. Er hatte sein Geschirr bereits angelegt bekommen und schaute uns erwartungsvoll an. Die Geparde, die täglich am Cheetah Walk teilnehmen, sind relativ zahm, denn sie kamen bereits als Jungtiere zu Tenikwa und sind auch von klein auf an das Tragen des Geschirrs und das Laufen an der Leine gewöhnt.
Zunächst machten wir uns ein wenig mit Duma bekannt. Er durfte an uns schnüffeln, und wir durften ihn streicheln. Dann wurden zwei Leinen am Geschirr befestigt, und es ging los. Peter und Joel führten Duma aus dem Gehegebereich raus. Der Gepard war zu Anfang ziemlich aufgeregt und in flottem Tempo unterwegs. Man merkte richtig, dass er sich auf seine morgendliche Runde freute. Wir eilten im Laufschritt hinterher. Dann wurde er ruhiger und warf sich immer wieder auf den Boden, um sich ausgiebig zu wälzen und zu markieren. Ein typisches Revierverhalten.
Als wir das Spaziergelände erreicht hatten, drückten uns die Guides jeweils eine Leine in die Hand. Peter übernahm derweil Franks Kamera und machte immer wieder Fotos von uns. Wir kamen gut mit Duma zurecht, aber wir mussten ja auch nur dranbleiben. Mal wollte er schnüffeln, dann wieder etwas schneller laufen, und dann kraxelte er auf einen Erdhügel hinauf. Es machte Spaß, ihn zu begleiten und zu beobachten.
Der Spaziergang verging wie im Fluge, und viel zu schnell kamen wir zurück zu den Gehegen. Hier übernahmen Peter und Joel den Geparden und brachten ihn zurück zu seinem Freilauf, den er mit seinem vierjährigen Artgenossen Zeus teilte. Da nun Frühstückszeit war, bekamen die beiden Raubkatzen jeweils einen Napf mit Hühnerfleisch hingestellt, und wir durften ihnen beim Fressen zuschauen.
Im Anschluss gingen wir zurück zur Rezeption, wo auf der Terrasse eine kleine Stärkung auf uns wartete. Es gab Muffins, Joghurt, Fruchtsalat und ein Getränk unserer Wahl. Das fanden wir wirklich super, denn wir hatten ja zum Frühstück nur eine Kleinigkeit gehabt.
Um 9 Uhr holte Joel uns wieder ab, und wir schauten uns ein Video über die nun bevorstehende Foto-Tour an. Dabei wurden die Tiere, die wir zum Teil in ihren Gehegen besuchen würden, kurz vorgestellt und ein paar Verhaltensweisen aufgezeigt. Dann konnte es auch schon losgehen.
Als erstes besuchten wir einen stattlichen Karakal, ein wunderschönes, luchsartiges Tier mit stahlblauen Augen und großen Pinselohren. Joel gab uns jede Menge Infos zu den Eigenheiten der Katze und zu ihrem Jagdverhalten. Währenddessen schossen wir vom Zaun aus einige Fotos. Hinein in das Gehege durften wir nicht, da Karakale ziemlich unberechenbar sind.
Im Anschluss gingen wir weiter zum weitläufigen und gut gesicherten Gehege des Leoparden Zwe Lahke. Dass wir hier nicht hinein dürfen, war uns von vornherein klar, denn Leoparden sind nahezu unzähmbar und ausgesprochen gefährlich. Wieder erfuhren wir viel über die Merkmale, Jagdweise und das Territorialverhalten der Raubkatze. Dann warf Joel ein paar Fleischbrocken in das Gehege, die die Raubkatze sofort verschlang. Nebenbei zeigte uns Joel einige üble Fallen, mit denen Leoparden häufig gefangen werden: Schlingen, Halsbänder mit Gift, die an Ziegen befestigt werden, usw.
Einfach unvorstellbar!
Danach kamen wir zu den afrikanischen Wildkatzen. Und hier durften wir auch gemeinsam mit unserem Guide ins Gehege reingehen. Die Tiere hatten sich gut im Schatten versteckt, und Joel stellte uns die schwierige Aufgabe sie ausfindig zu machen. Im Nachbargehege befanden sich Hybriden; das sind Kreuzungen aus Wild- und Hauskatze.
Weiter ging es zum Freilauf eines Servals. Diese mittelgroße, sehr schlanke und hochbeinige Katze ist schwarz gefleckt, hat einen kleinen Kopf und auffallend große, runde Ohren. Seit wir in der Masai Mara das unglaubliche Glück hatten, einen Serval in freier Wildbahn zu sehen, bin ich vollkommen fasziniert von dieser Tierart. Dementsprechend glücklich war ich, dass wir das Gehege betreten durften und die Katze zudem noch recht zutraulich war. Joel demonstrierte uns das Reaktionsvermögen und die enorme Sprungkraft des Tieres, indem er einen langen Ast hin und her bewegte und durch die Luft schwenkte. Der Jagdtrieb des Servals war sofort geweckt. Zudem war aber anscheinend auch das Interesse an mir geweckt, denn die Katze strich immer wieder um eine Beine, beschnüffelte mich und legte sich besitzergreifend auf meine Füße. Zu guter Letzt strullerte sie mir auch noch gegens Hosenbein und markierte mich. Ganz schön nass war das, aber insgeheim war ich sogar ein bisschen stolz darauf 😉
Im Nachbargehege besuchten wir drei Servalmädels und ein stattliches Männchen. Die Weibchen waren allesamt extrem scheu, versteckten sich sofort und fauchten laut, obwohl wir mehrere Meter von ihnen entfernt standen. Das männliche Tier hingegen war recht zahm und kam interessiert näher. Natürlich schnupperte es auch an meiner frisch markierten Hose, und ich hatte wohl Glück, dass es mich nicht auch noch anstrullerte 😉
In einem anderen, sehr weitläufigen Gehege wohnten zwei 8 Monate alte Löwen. Das Männchen war schneeweiß und unglaublich hübsch mit seinen großen Kulleraugen und dem leichten Mähnenansatz.
Gemeinsam mit Joel und dem Wärter der zwei Jungtiere durften wir ins Gehege hineingehen. Wir sollten jedoch die ganze Zeit nah zusammenbleiben und uns NICHT hinhocken, geschweige denn die Tiere anfassen. Aber das hatten wir sowieso nicht vorgehabt, auch wenn es natürlich ein bisschen verlockend ist. Die beiden Löwen waren extrem verspielt, und Joel tobte wild mit ihnen herum, während wir fleißig Fotos schossen und filmten. Es war auf jeden Fall ein Highlight, den beiden Junglöwen so nah zu sein. Wann hat man schon mal so eine Gelegenheit?!
Zum Abschluss der Foto-Tour besuchten wir noch einmal das Gehege von Duma und Zeus. Duma lag müde im Schatten herum, während Zeus die ganze Zeit umherlief und uns genau beobachtete.
Damit war die überaus interessante und lehrreiche Tour leider schon vorbei. Wir waren ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht auch noch die Erdmännchen und den Honigdachs besucht hatten, aber da die Foto-Tour natürlich zeitlich begrenzt ist, ist es wohl einfach nicht möglich, alle hier beheimateten Tiere kennenzulernen.
Gegen 10.45 Uhr waren wir zurück an der Rezeption, verabschiedeten uns und fuhren zurück in Richtung Knysna. Von dort aus folgten wir dem uns schon bekannten Weg nach Wilderness. Ich hatte in der Dune Guest Lodge meine Sandalen vergessen, und da es kein Umweg für uns war, fuhren wir kurz dort vorbei und holten die Schuhe ab.
Wettermäßig war es heute wirklich grandios und überhaupt nicht vergleichbar mit den zwei Tagen, die wir bereits hier verbracht hatten. Deswegen fuhren wir noch einmal den Dolphin Point an, um die fantastische Aussicht auf die Küste von Wilderness zu genießen.
Kurz hinter Wilderness bogen wir auf die N9 ab und fuhren landeinwärts nach George, dem Hauptort an der Gartenroute. Von dort aus folgten wir der N12 in Richtung Oudtshoorn. Malerische Landschaft mit gelb blühenden Wiesen und bunten Blumen am Straßenrand zog an uns vorbei. Im Hintergrund lagen malerisch die Berge. Bei Oudtshoorn fuhren wir auf R62, die uns der Taxifahrer in Knysna empfohlen hatte. Ganz zu Recht wird diese Straße als DIE südafrikanische Traumstraße bezeichnet, denn sie führt über Hunderte von Kilometern durch wunderschöne Landschaften. Man überquert atemberaubende Gebirgspässe und kommt durch liebliche Täler, in denen der Obst- und Weinanbau dominiert. Dabei passiert man immer wieder niedliche, kleine Örtchen wie z.B. Barrydale. Die Fahrerei ist sehr angenehm, denn die Straße ist gut ausgebaut, und es herrscht kaum Verkehr.
Eine kurze Pause legten wir bei Ronnie’s Sex Shop ein. Dieser kleine, eigentlich recht unspektakuläre Pup, hat seine Popularität hauptsächlich seinem Namen zu verdanken. Ursprünglich handelte es sich um einen Farmshop mit dem schlichten Namen „Ronnie’s Shop“. Ronnie’s Freunde machten sich dann einen Jux daraus, das Wort „Sex“ hinzu zu malen. Seither halten hier viele Reisende um Fotos zu machen, ein Bier zu trinken und sich an den Wänden des Pubs zu verewigen.
In Barrydale tankten wir und legten dann die letzten Kilometer bis nach Montagu zurück, wo wir gegen 17 Uhr eintrafen. Der kleine, idyllische Ort schmückt sich mit vielen kapholländischen und viktorianischen Häusern und liegt vor der Kulisse der Langeberg Bergkette. Zu Fuß machten wir eine kleine Erkundungstour und fuhren dann zum Bed & Breakfast „7 on Church Street“, das sehr günstig mitten im Zentrum liegt. Sehr herzlich wurden wir dort von der Gastgeberin Mary empfangen. Wir wurden sogleich zu einem Dessertwein eingeladen und mit Informationen versorgt. Dann führte Mary uns in den verwunschenen Garten, wo sich in einem separaten Gebäude einige Gästesuiten befinden. Unser großzügiges Zimmer war hübsch eingerichtet und in einem warmen Orangeton gestrichen. Hier fühlten wir uns gleich wohl. Es roch lediglich etwas gewöhnungsbedürftig nach nassem Heu, was sicher am Reetdach und dem vielen Regen der letzten Tage lag.
Schnell packten wir das Nötigste aus, zogen uns um und gingen dann zu Fuß zum Restaurant „Ye Olde Tavern“. Zum ersten Mal, seit wir in Südafrika waren, hatten wir Schwierigkeiten, ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Wir hatten gerade noch Glück und wurden an einem Tisch im Barbereich untergebracht, was uns überhaupt nichts ausmachte. Das Essen war leider nur mittelmäßig. Mein Rinderfilet war nicht medium, sondern eher roh von innen und noch dazu am Rand recht fettig. Die dazu servierte Pilzsoße und die Beilagen (Potatoe Wedges, Spinat und Butternut) waren in Ordnung. Frank hatte mehr Glück und war mit der bestellten Lammhaxe sehr zufrieden. Lieb wie er ist, tauschte er ein bisschen mit mir, denn ihm machte das mit dem blutigen Fleisch nicht so viel aus. Das Highlight war definitiv der Nachtisch: Apple Crumble mit Cranberries und Vanilleeis. Yummie!
Sehr früh fielen wir heute todmüde ins Bett.