26. August 2015
Leider war heute bereits der letzte Tag, den wir in Kapstadt verbrachten. Bisher hatten wir die Zeit sinnvoll genutzt und wirklich viel gesehen. Aber ein Highlight stand immer noch aus: Die Fahrt über die Kaphalbinsel bis hin zum Kap der guten Hoffnung. Das Wetter sah so gut aus, wie versprochen. Lediglich über dem Meer hing noch ein Nebelband, das sich aber bestimmt noch auflösen würde. Da wir den Tag so gut wie möglich ausnutzen wollten, hatten wir unseren Host um ein etwas zeitigeres Frühstück gebeten. Er hatte uns das bereits beim Check-In angeboten, und heute packten wir die Gelegenheit einfach mal beim Schopf.
Schon um 9 Uhr waren wir startklar und fuhren los in Richtung Hout Bay. Doch je weiter wir fuhren, desto nebeliger und wolkiger wurde es. Wie konnte das bloß sein? Hatte mich die Wetter-App doch bisher noch nie belogen, und auch unser Gastvater hatte uns einen herrlich sonnigen Tag prophezeit. Wie wir später erfuhren, war es in Kapstadt selber auch den ganzen Tag über wolkenlos und klar. Nur ist Kapstadt eben nicht die Kaphalbinsel. Da kann das Wetter schon mal sehr unterschiedlich sein, wie wir nun feststellen mussten.
Als wir den Chapman’s Peak, eine neun Kilometer lange Panoramastraße, die sich südlich von Kapstadt direkt an der Küste entlang schlängelt, erreichten, war der Nebel schließlich so dicht, dass wir kaum das Meer erkennen konnten. Das erinnerte uns doch sehr an unsere letzte Fahrt über diese Straße im Jahr 2007. Was für ein Pech! Aber noch waren wir recht optimistisch und setzten fest darauf, dass der Nebel bald ab- und der Himmel aufziehen würden. Es war schließlich noch recht früh und Morgennebel war keine Seltenheit. Außerdem konnten wir den Champan’s Peak am Nachmittag noch einmal zurückfahren, und dann mit Sicherheit die Schönheit der Küste in vollen Zügen genießen.
Wir zahlten 40 Rand Mautgebühr und fuhren die Straße ohne irgendwelche Stopps entlang. Es hätte sich auch wirklich nicht gelohnt. Als wir am Ende der Mautstraße das Küstenstädtchen Noordhoek erreichten, folgten wir weiter der M6 und wechselten so zur anderen Küstenseite. Dort wurde das Wetter prompt schöner. Doch bei einem Blick in Richtung Kap schwante uns nichts Gutes. Wenn sich die dicke Nebelsuppe, die schwer über der Südspitze Afrikas hing, nicht schleunigst verzog, würden wir vom Cape Point und dem Leuchtturm wahrscheinlich nicht viel sehen.
Spontan entschieden wir uns, erstmal einen kurzen Abstecher zu den Pinguinen am Boulders Beach zu machen. Dieses Mal fuhren wir allerdings nicht zum Besucherzentrum, von dem aus man zu den Beobachtungsplattformen am Foxy Beach gelangt. Stattdessen bogen wir von der Küstenstraße (M4) auf die Bellevue Road ab, die zum eigentlichen Boulders Beach führt. Um den Strand herum leben ebenfalls zahlreiche Brillenpinguine, und man hat die Möglichkeit, im Meer schwimmen zu gehen, was aufgrund der eisigen Wassertemperatur aber eine echte Herausforderung ist.
Die Bellevue Road führte uns automatisch zu einem wenig frequentierten Parkplatz, wo wir das Auto abstellten. Schon als wir aus dem Fahrzeug stiegen, schaute uns aus dem Gebüsch ein Pinguin skeptisch entgegen. Bei genauerem Hinsehen entdeckten wir noch weitere Pinguine, die sich hier ein gemütliches Plätzchen gesucht hatten. Wir schienen sie gar nicht sonderlich zu stören, denn sie blieben einfach hocken und betrachteten uns aufmerksam.
Begeistert verließen wir den Parkplatz und folgten von hier aus einem Fußweg, der direkt an der Küste entlang verläuft und zum Strand führt. Am Wegesrand hockten im Gebüsch überall Pinguine. Uns trennte lediglich ein niedriger Maschendrahtzaun von den drolligen Tierchen. Damit soll vermutlich vermieden werden, dass sich Menschen oder andere Tiere den Pinguinen zu sehr nähern. Wir entdeckten zahlreiche Bruthöhlen und jede Menge flauschige Küken. Das Highlight war ein Pinguin, der halb über zwei winzigen, leise fiependen Babys hockte und diese behütete. So kleine Pinguine hatten wir noch nie gesehen. Wir beobachteten die kleine Familie eine Weile, und ich mochte mich am liebsten gar nicht mehr trennen. Aber man merkte, dass dem Elternvogel unsere Anwesenheit nicht so recht behagte.
Am Eingang zum Boulders Beach erwartete uns ein Kassenhäuschen. Hier werden 60 Rand pro Person fällig, wenn man zum Strand hinuntergehen möchte. Wir überlegten kurz, ob sich das wohl lohnt. Doch dann sahen wir, wie ein Pinguin eine kleine Steintreppe zum Strand hinunterhüpfte und schon was die Sache geritzt.
Der Strand entpuppte sich als ein kleines Paradies: feiner, weißer Sand, türkisblaues Wasser und pittoreske Felsen im Meer… das gefiel uns schon mal richtig gut. Was die Pinguine anging, war aber erst mal gar nichts los. Wir waren auch leider nicht die einzigen Besucher, und wahrscheinlich war es den Tierchen einfach zu trubelig. Also suchten wir uns ein bequemes Plätzchen und hockten uns geduldig hin. Früher oder später würde doch sicher…
Ich hatte noch nicht zu Ende gedacht, da entdeckte ich einen Pinguin im Wasser. Er plantschte, tauchte unter und ein Stück weiter wieder auf, um dann zielstrebig an Land zu schwimmen und durch den feuchten Sand in unsere Richtung zu watscheln. Gebannt beobachteten wir, wie das Tier unbeirrt auf die Böschung zulief und die Steintreppe, die wir vorhin schon von oben erspäht hatten, hinauf hüpfte. Dieses Hüpfen sah wirklich zu lustig aus. Was war das für ein Vergnügen, dabei zuzuschauen. Kurz darauf war der Pinguin im dichten Gebüsch verschwunden.
Nur wenige Minuten später kam ein anderer Pinguin den Weg entlang gewackelt, über den auch wir zum Strand gelangt waren. Ohne uns eines Blickes zu würdigen stapfte er zum Wasser und tauchte in die Fluten ein. Eine Weile konnten wir ihn beim Schwimmen und Plantschen beobachten, doch dann tauchte er unter und war verschwunden.
Schweren Herzens rissen wir uns schließlich los, denn wir wollten ja auf jeden Fall noch weiter zum Kap. Unbemerkt hatten wir bei den Pinguinen viel mehr Zeit als geplant verbracht.
Man kann den Fußweg vom Strand aus übrigens noch ein Stück weiter gehen. Dann gelangt man zum Besucherzentrum und den Holzstegen, die zu der großen Pinguinkolonie am Foxy Beach führen. So kann man den Besuch beider Strände prima miteinander verbinden.
Wir setzten nun unsere Fahrt in Richtung Cape Point fort. Am Eintrittstor zum „Cape of Good Hope National Park“ zahlten wir 220 Rand, erhielten ein paar Infoblätter und durften dann passieren. Zunächst begleitete uns das schöne Wetter noch eine Weile. Am Aussichtspunkt an der Smitswinkel Bay hatten wir noch herrlichen Sonnenschein und einen tollen Blick über die gesamte False Bay, aber rechts von uns sahen wir bereits eine dicke Nebelwolkenfront. Während wir den Bergrücken hinauffuhren, auf dem sich der Parkplatz zum Cape Point befindet, konnten wir wunderbar beobachten, wie der dicke, vom Meer aufsteigende Nebel über die Bergspitze kroch und alles um sich herum verschlang. Minuten später waren wir mitten drin in der Nebelsuppe. Wir konnten keine paar Meter weit sehen.
Auf dem Parkplatz stellten wir unseren kleinen Corsa ab und verschafften uns erstmal einen Überblick… soweit das möglich war. Schnell war uns klar, dass der Aufstieg bzw. die Fahrt mit der Zahnradbahn zum Leuchtturm bei diesen Sichtverhältnissen kaum Sinn machten. So entschieden wir uns, zunächst die ca. 1-stündige Wanderung zum Kap der Guten Hoffnung zu machen. Der leicht zu bewältigende Wanderweg führt auf Holzstegen und ausgetretenen Pfaden entlang der Klippen direkt bis zum Kap der Guten Hoffnung. Unterwegs kommt man am schneeweißen Diaz Beach vorbei, zu dem man über Holzstufen hinunter wandern kann. Das ließen wir mit leisem Bedauern lieber sein, da es sich bei dem dichten Nebel einfach nicht lohnte. Sehr gut gefiel uns, dass der Wanderweg aufgrund der Wetterlage ziemlich verwaist war. Wir hatten ihn praktisch die ersten 30 – 40 Minuten ganz für uns allein, bevor uns ein anderer Wanderer entgegen kam. Und irgendwie hat so ein Nebel ja auch etwas Mystisches… wenn er so dahin fließt, hin und wieder etwas aufklart und ein paar kleine, blaue Flecken am Himmel preisgibt. Wir bemühten uns wirklich, das Beste aus der Situation zu ziehen.
In der dichten aber niedrigen Fynbosvegetation entdeckten wir irgendwann einige Elenantilopen, die dort friedlich grasten und sich gar nicht durch unsere Anwesenheit stören ließen. Schließlich begann der recht unwegsame Abstieg zum Kap der Guten Hoffnung. Hier muss man gut aufpassen, wohin man tritt, denn es geht über Felsstufen recht steil bergab. Überall wuselten kleine schwarze Eidechsen und Felsagamen herum, und auch ein paar Klippschliefer bekamen wir zu Gesicht. Endlich erreichten wir den Maclear Beach Parkplatz, an dem das berühmte „Cape of Good Hope“-Schild steht. Es war natürlich einiges los, da alle Touristen ein Foto mit dem Schild machen wollen. Wir stellten uns schnell an und hatten ein paar Minuten später ebenfalls das obligatorische Foto im Kasten. Sehr unspektakulär, aber irgendwie unumgänglich. Viel mehr gab es dann auch gar nicht zu sehen.
So machten wir uns ziemlich bald auf den Rückweg zum Cape Point: Zunächst über die vielen Felstreppen hinauf auf die erste Felsklippe, dann noch ein bisschen weiter bergauf und anschließend über den Holzsteg bis zum Parkplatz, auf dem wir das Auto zurückgelassen hatten. Es war genauso nebelig wie bei unserer Ankunft, und es sah auch nicht so aus, als wäre eine Besserung in Sicht. Während wir überlegten, ob wir den Aufstieg zum Cape Point Lighthouse noch wagen sollten, gönnten wir uns eine schön kalte Cola und kauften im Souvenirshop einen Kühlschrankmagneten und eine hübsche Tasse. Letztendlich beschlossen wir, die Wanderung ausfallen zu lassen und gemächlich zurück nach Kapstadt zu fahren.
Auf der Rückfahrt machten wir einen Abstecher zum Buffels Bay Beach. Diesen fanden wir allerdings wenig lohnenswert. Dann fuhren wir an der Westküste der Kaphalbinsel entlang über kleine Örtchen wie Scarborough, Misty Cliffs und Kommetjie. Von letzterem aus ging es kurz über die M65 landeinwärts bis nach Sun Valley und von da über die M6 zurück zur Küste. Bevor wir auf den Chapman’s Peak Drive fuhren, cruisten wir noch kurz zum Noordhoek Beach, der aber aufgrund des verhangenen Himmels etwas trist daher kam.
So zog es uns dann doch ziemlich schnell zur Küstenstraße, in der Hoffnung, unterwegs noch ein paar schöne Aussichtspunkte abklappern zu können. Doch erst als der mautpflichtige Teil der Strecke hinter uns lag und wir zur Hout Bay kamen, zeigten sich langsam die Sonne und größere blaue Flecken am Himmel. An einer der zahlreichen Parkbuchten fuhren wir raus und gerieten nun doch noch in Fotolaune. Zwar lagen schwere Wolken über dem Meer und kratzten an der steil aufragenden Felsnase von Hout Bay, aber über uns war alles blau und die Sonne lugte hell durch ein Wolkenloch. Rechts von uns schwappte mystisch der Nebel über die Hügel. Es war richtig genial!
Immer weiter der M6 folgend ging es von Hout Bay ein Stück landeinwärts und dann, kurz nachdem wir den Ort Llandudno hinter uns gelassen hatten, wieder an der Küste entlang in Richtung Camps Bay. Hier war das Wetter richtig toll; die Wolken schienen auf der anderen Seite des Tafelbergs und der 12 Apostel festzuhängen. Auf der Camps Bay Seite war der Himmel strahlend blau und komplett wolkenlos. Die Berge leuchteten im schönsten Spätnachmittagslicht. Kurzentschlossen wollten wir nun noch nach Bloubergstrand fahren. Von diesem Küstenort bzw. dem gleichnamigen Strand hat man – insbesondere am späten Nachmittag und frühen Abend – einen herrlichen Postkartenblick auf den Tafelberg. Was bot sich also mehr an, als von dort aus den Sonnenuntergang zu beobachten und anschließend in einem der zahlreichen guten Restaurants essen zu gehen? Schnell hatte ich das Navi programmiert und hoffte nun, dass wir es noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang zum Bloubergstrand schaffen würden. In Camps Bay schickte das Navi uns auf den Camps Bay Drive (M62). Wir hatten allerdings nicht bedacht, dass sich auf dieser Straße eine Großbaustelle mit kompletter Straßensperrung befindet. So kurvten wir eine ganze Zeitlang durch das Wohngebiet, nur um dann festzustellen, dass wir zurück zur Küstenstraße (M6) mussten, um von dort aus auf anderem Weg auf die M62 zu gelangen. Das klappte soweit auch ganz gut. Als wir dann aber ins Zentrum von Kapstadt gelangten, bremste uns ruckzuck der Feierabendverkehr aus. Ab hier ging es so schleppend vorwärts, dass uns schnell klar war, dass wir den Bloubergstrand auf keinen Fall mehr pünktlich erreichen würden. Gefrustet grübelten wir über eine Alternative fürs Abendessen nach. Jetzt nach Camps Bay zurückzufahren kam nicht in Frage, denn wir waren gerade eben an der Autoschlange, die in das Örtchen hineinwalzte, vorbeigefahren.
Als unser Rettungsanker erwies sich letztendlich die V&A Waterfront, die wir schon beinahe erreicht hatten. Dort gab es so viele Restaurants, dass wir garantiert etwas Passendes finden würden. Wir fuhren in unser altbekanntes Parkhaus und machten uns auf den Weg zum Hafen. Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang kamen wir dort an. Nachdem das letzte Abendrot verschwunden war und der Tafelberg langsam aber sicher an Kontur verlor, spazierten wir an den Restaurants vorbei und begutachteten die verschiedenen Speisekarten. Schließlich entschieden wir uns für das Karibu Restaurant, dessen typisch afrikanische Speisenauswahl uns auf Anhieb überzeugte. Wir konnten sogar draußen auf der Terrasse sitzen, da es Heizstrahler und Decken gab. Der Blick auf die beleuchtete Waterfront von hier oben war wirklich sehr schön. Nach kurzem Überlegen wählte ich aus der Vielzahl von Gerichten ein Filetsteak, medium gebraten, mit Blue Cheese Soße, Potatoe Wedges, Spinat und Butternutgemüse. Frank war experimentierfreudiger und bestellte eine Auswahl an gegrillten Wildmedaillons (Kudu, Springbock und Elenantilope) in Amarulasoße mit Würzreis, Putu (Maismehl-Brei) und Chakalaka (afrikanische Würzsoße aus Tomaten, Karotten, Paprika- und Chilischoten, Bohnen und Weißkohl). Unglücklicherweise war mein Filet eher blutig als medium, was sich aber erst herausstellte, als ich mich zur Mitte vorarbeitete. Da mochte ich mich nicht mehr beschweren, und so tauschten Frank und ich ein bisschen hin und her. Ansonsten war das Essen in Ordnung aber kein Highlight. Auch der Nachtisch der so verlockend klang – Death by Chocolate – war leider kein besonderer Genuss, sondern so süß, dass wir ihn zum Teil stehen ließen.
Wieder zurück in unserer Unterkunft, beschäftigten wir uns noch eine Weile mit packen, denn morgen würde endlich unser Südafrika-Roadtrip so richtig beginnen.