Montag, 10.05.2010
Um 6 Uhr begann heute unser Tag. Der Himmel verfärbte sich bereits rot, als wir zu einer Ganztagespirschfahrt in der Masai Mara aufbrachen. Mein Halsweh war immer noch da, aber glücklicherweise nicht stärker geworden. Der Tag verhieß wunderschön und nahezu wolkenlos zu werden. Überhaupt hatten wir bisher großes Glück mit dem Wetter gehabt. Der Mai liegt mitten in der Regenzeit, doch bis auf kürzere Schauer hatte es in den letzten Tagen ausschließlich in der Nacht Niederschlag gegeben.
Unterwegs sahen wir zwei Hyänen mit Nachwuchs. Das Jungtier war wirklich sehr niedlich und noch richtig tapsig. Etwas befremdlich fanden wir allerdings, dass das Kleine mit wachsender Begeisterung und ohne jegliches Schamgefühl 😉 am Geschlechtsteil eines der ausgewachsenen Tiere herum leckte. Aber wie wir erfuhren, handelte es sich dabei schlichtweg um ein Begrüßungsritual, das bei Tüpfelhyänen vollkommen normal ist.
Des weiteren sichteten wir regelmäßig Giraffen, Impalas und Thomsongazellen. Im Mara Fluss schwammen Krokodile und ein paar Flusspferde. Zwei Hippos schickten sich gerade an, in den Fluss zu waten. Eines der Tiere gähnte ununterbrochen und entblößte dabei seine mächtigen Zähne. Wir picknickten gemütlich auf einer offenen Fläche und fuhren dann weiter. An manchen Stellen war das Gelände sehr unwegsam, so dass den Jeeps alles abverlangt wurde. Aber unsere versierten Fahrer brachten uns selbst steile, holprige Hänge sicher hinauf und hinunter. Wir fuhren heute eine ganz andere Strecke als gestern. Es ging weit hinein in die Mara, viele Tiere sahen wir hier allerdings nicht. Ich stand die ganze Zeit im Fahrzeug und spähte angestrengt aus der offenen Dachluke, um ja nichts zu übersehen. Aber das Spannendste, was ich erblickte, war ein auf einem Erdhügel sitzender Pavian, hinter dem gerade ein paar Zebras her zogen. Wir rollten durch die schier endlose Savanne, vor uns, neben uns und hinter uns Gras über Gras, über uns der blaue, mit Schönwetterwölkchen gesprenkelte Himmel. Für das Auge war es ein echter Genuss. Trotzdem fehlten uns die großen Herden, die wir hier im vergangenen Oktober und während der letzten Tage in der Serengeti gesehen hatten. Es war einfach so, dass die Mara momentan recht ausgestorben wirkte. Man konnte wirklich kilometerweit fahren, ohne irgendein Tier zu entdecken.
Am Nachmittag gab es aber noch ein paar Highlights. Erst sahen wir ein Straußenpaar und kurz darauf mehrere Elefanten. Die Dickhäuter hatten Jungtiere dabei, die sie schützend in die Mitte nahmen. Wenig später stießen wir auf zwei Geparde, die rechts und links vom Weg liefen und überhaupt keine Scheu vor den Fahrzeugen hatten. Bei einem der Tiere hatte ich sogar den Eindruck, dass es kurz davor war, auf den Jeep zu springen. Das ist nichts Ungewöhnliches, und insbesondere in der Masai Mara ist es schon häufig vorgekommen. Natürlich sind die Raubkatzen wild und sicher nicht ungefährlich, aber, aber in aller Regel sind sie friedlich, wenn man sich ruhig und respektvoll verhält. Leider überlegte der Gepard es sich anders und machte sich lieber auf die Suche nach seinem Kumpel, der im hohen Gras verschwunden war. Da er ihn nirgends entdecken konnte, gab er ulkige, fiepende Geräusche von sich, die wohl der Kommunikation dienen. Bald fanden die beiden Katzen sich wieder und zogen gemeinsam von dannen.
Eine weitere spannende Begegnung hatten wir auf dem Rückweg zur Lodge: Wir hielten an einer Stelle und ließen uns von Nikolas erklären, dass es hier vor kurzem einen Kill gegeben hatte. Eine Gruppe von Löwen hatte ein Büffelkalb gerissen. Die vier satten Löwen lagen nun zu unserer Rechten auf einem Grashügel, während sich vier ausgewachsene Büffel von links näherten. Gespannt beobachteten wir, was nun passierte. Die Büffel liefen schnurstracks auf die Löwen zu und schienen ernsthaft auf Vergeltung aus zu sein. Schließlich bemerkten das auch die Katzen, die gar nicht schnell genug von ihrer Liegestelle fliehen konnten. Und was machten die Büffel? Die beschleunigten tatsächlich ihr Tempo und galoppierten entschlossen hinter ihren Widersachern her. Zwar waren die Löwen letztendlich schneller, aber das Verhalten der Büffel überraschte uns doch sehr. Wenn es die Lage erforderte, schlossen die sich solidarisch zusammen und zeigten, dass sie es als Gruppe durchaus mit ein paar Raubkatzen aufnehmen können. Ein sehr nachvollziehbares und nahezu menschliches Verhalten…
Mit diesen tollen Eindrücken kehrten wir nun zurück zur Lodge und machten uns dort noch einen netten Abend.
Übernachtung: Mara Serena Safari Lodge