02. September 2015
Wie bereits gestern, war die Nacht wieder früh vorbei. Um 5:30 Uhr erfolgte der Weckruf durch unseren Guide. Nach einem kurzen Wettercheck schlüpfte ich angewidert und enttäuscht zurück ins Bett, während Frank sich tapfer für den letzten Gamedrive anzog. Immer noch regnete es heftig, und noch dazu stürmte es kräftig.
Als Frank um 9 Uhr durchgefroren zurückkam, stand ich schon parat fürs Frühstück. Er war allein mit Vujo unterwegs gewesen und hatte kaum Wildtiere zu Gesicht bekommen. Ich war ziemlich erleichtert, dass ich mir das erspart hatte.
Ein letztes Mal genossen wir das ausgezeichnete Frühstück. Danach checkten wir aus und bezahlten unsere Getränke, die nicht inklusive waren. In der Zwischenzeit wurde unser Gepäck ins Auto gebracht und der Wagen vor der Rezeption abgestellt, so dass wir direkt losfahren konnten.
Nun mussten wir mit unserem armen Corsa die aufgeweichte Holperpiste zurückfahren, die wir vorgestern gekommen waren und die wir immer mit dem Safariauto zum Shamwarigate gefahren sind. Nach dem vielen Regen gab es mittlerweile ein paar heikle Passagen, an denen wir hätten stecken bleiben können. Daher bot Vujo uns an, ein Stück voraus zu fahren und uns im Notfall abzuschleppen. Wir nahmen das Angebot dankbar an, schafften es letztendlich aber ohne Hilfe, die Strecke zu bewältigen. Auf jeden Fall war es ein beruhigendes Gefühl, dass Vujo im Wagen vor uns war, um uns im Fall der Fälle rauszuziehen. Wir verabschiedeten uns von ihm, und er bekam natürlich noch ein nettes Trinkgeld von uns.
Jetzt waren wir wieder auf uns allein gestellt, und das fühlte sich irgendwie richtig gut an. Im Vorfeld hatten wir uns sehr auf die Tage im Shamwari Gamereserve gefreut, aber durch das üble Wetter und die durchwachsenen Pirschfahrten haben wir die Tage nicht in besonders guter Erinnerung. Außerdem haben wir ja schon auf unseren Reisen durch Kenia und Tansania wesentlich aufregendere Wildbeobachtungen gemacht. Das kann man einfach gar nicht mit miteinander vergleichen.
Nachdem wir die Matschpiste bezwungen hatten, trafen wir wieder auf die N2 und bogen nach rechts ab in Richtung Port Elizabeth. Nach knapp 30 km wechselten wir auf die N10 in Richtung Paterson. Das Örtchen wirkte nicht besonders spannend, aber wir konnten dort zumindest unseren Tank auffüllen. Zu unserer großen Freude klarte der Himmel ein wenig auf, und wir sahen endlich mal wieder ein paar blaue Flecken am Himmel. Von Paterson aus folgten wir der R342 nach Westen. Bis zum Main Gate des Addo Elefantenparks waren es nun nur noch etwa 25 km. Wir fuhren in den Park hinein und hielten kurz darauf vor der Rezeption des Main Rest Camps. Für die kommenden zwei Nächte hatten wir hier ein Rondavel reserviert; so hatten wir die Möglichkeit, direkt im Park zu übernachten und morgens zum Sonnenaufgang eine Pirschfahrt zu machen. Die Formalitäten beim Check-In waren schnell erledigt. Allerdings waren wir zu früh dran, um unser Rondavel bereits beziehen zu können. Die Dame an der Rezeption sagte uns, dass wir den Schlüssen ab 14 Uhr abholen könnten. Das machte uns nichts aus. Das Gepäck lag ja gut verstaut im Kofferraum, und wir konnten die Zeit für eine erste Erkundungsfahrt durch den Park nutzen.
Bevor wir losfuhren, deckten wir uns im Shop des Camps mit ein paar Getränken ein und reservierten für den Abend einen Tisch im Cattle Baron, dem einzigen Restaurant des Rest Camp. Dann konnte es auch schon losgehen. Am Gate zeigten wir der Rangerin unsere Buchung und konnten passieren.
Da wir uns im Park noch nicht auskannten, orientierten wir uns kurz anhand der Parkkarte und beschlossen, zunächst den Loop zum Domkrag Dam zu fahren. Dort gibt es einen Aussichtspunkt an dem man auch aussteigen darf. An dem Wasserloch war leider wenig los; lediglich eine große Anzahl von Webervögeln und ein paar Nilgänse waren zu sehen. Die putzigen Weber waren erstaunlich zutraulich und kamen bis an unser Auto heran.
Als nächstes fuhren wir entlang der Hauptstraße durch den Park bis zum Marion Baree Wasserloch. Auf der Straße krabbelten jede Menge Mistkäfer (Dung Beetles) herum, und da diese Tierchen sehr nützlich sind (sie spüren frischen Elefantendung auf, verarbeiten diesen zu Mistkugeln und pflegen auf diesem Weg das Reservat) und im Addo Elephant Park unter Schutz stehen, fuhren wir, so gut es ging, im Slalom um die schwarz schillernden Kerlchen herum. Das erforderte ganz schön viel Konzentration.
Unterwegs begegneten uns außerdem jede Menge Warzenschweine und Kudus. Elefanten waren weit und breit nicht zu sehen. Irgendwann stellten wir scherzend fest, dass der Park eigentlich Addo Warthog & Kudu Park heißen müsste. Vereinzelt entdeckten wir Leierantilopen, Zebras, Strauße und Elenantilopen, und auch einen Sekretär konnten wir eine Weile beobachten, bis er dann davon flog. Ansonsten machte die dichte Vegetation Tiersichtungen leider eher schwierig.
Beim Marion Baree Waterhole wendeten wir das Auto, denn wir entfernten uns immer mehr vom Camp. Auf dem Rückweg schauten wir beim Harpoor Dam, einem großflächigen Wasserloch, vorbei. Bei unserem letzten Besuch im Jahr 2007 empfing uns hier eine große Elefantenherde, aber heute lag der große Tümpel verwaist vor uns und hatte nichts zu bieten. So fuhren wir bald über die rote Schotterpiste weiter zum Rooidam Wasserloch. Dort konnten wir immerhin einige Kudus und Leierantilopen entdecken. Doch auch hier keine Spur von den grauen Riesen. Wir konnten es einfach nicht fassen. Im Park gibt es um die 350 Elefanten, und uns begegnete nicht ein einziger? Ein bisschen verzweifelt versuchten wir es noch einmal am Domkrag Dam, sollten aber auch dort enttäuscht werden.
Sehr erfreulich war hingegen das Wetter, das im Laufe des Tages immer besser geworden war. Hatte es zu Beginn unseres Gamedrives noch einen kleinen Schauer gegeben, so war es nun nur noch leicht bewölkt und herrlich sonnig.
Gegen 16 Uhr steuerten wir das Rest Camp an und holten an der Rezeption den Schlüssel zu unserm Rondavel ab. Anschließend fuhren wir das kurze Stück zum Parkplatz der Rondavels und bezogen das Häuschen Nr.6. Insgesamt gibt es nur sechs dieser runden, kleinen Hütten mit Reetdach und zweckmäßiger Ausstattung. In unserem Rondavel roch es stark nach Insektenvernichtungsmittel, und in der Dusche gab es ein paar schimmelige Stellen. Kein Highlight, aber abgesehen von diesen Kleinigkeiten recht sauber und bequem. Ehrlich gesagt hatten wir etwas Schlimmeres erwartet. Draußen in einem Verschlag stand ein großer Kühlschrank, und auch eine Grillstelle befand sich direkt am Haus. Von unserer Terrasse hatten wir einen eingeschränkten Blick auf ein kleines, künstliches Wasserloch. Dort haben wir jedoch zu keiner Zeit irgendwelche Tiere entdeckt. Das mag aber auch an der grünen, wasserreichen Jahreszeit gelegen haben.
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet und geduscht hatten, war es schon Zeit fürs Abendessen. Von unserem Häuschen aus waren es nur wenige 100 Meter zum Cattle Baron, also gingen wir, bewaffnet mit einer Taschenlampe, zu Fuß dorthin. Die in Südafrika bekannte Restaurant-Kette kannten wir bisher noch nicht und hatten keine großen Erwartungen. Umso überraschter waren wir von dem angenehmen Ambiente und dem hervorragenden Essen. Frank hatte den „Carpetbagger“ – ein mit Peperoni, Feta und Speck gefülltes Rinderfilet und ich das „Pepper Filet Madagaskar“ mit einer megaleckeren dunklen Pfeffersauce. Als Beilage teilten wir uns Pommes, pürierten Gem Squash (ein in Südafrika weit verbreiteter Kürbis) und cremigen Spinat. Wir waren so begeistert, dass wir aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskamen. Zum Schluss war sogar noch etwas Platz für ein Dessert, und so gönnten wir uns noch ein Schokoküchlein mit flüssiger Schokolade und Vanilleeis.
Gegen halb neun gingen wir zurück zu unserer Hütte. Auf dem Weg dorthin bewunderten wir den tollen Sternenhimmel und lauschten dem Konzert der Grillen und Frösche.