30. August 2015
Schon um halb acht waren wir putzmunter und machten uns gegen 8:15 Uhr auf den Weg zum Frühstücksraum in der oberen Etage. Dort empfing uns die Hausherrin sehr herzlich und führte uns zu einem Tisch in einem gemütlichen Séparée direkt am Fenster. Von dort aus war der Blick auf den Strand und das Meer phänomenal. Kaum saßen wir, da wurden uns auch schon eine reichhaltige Obstplatte und ein Teller mit zusammengerollten Crepes aufgetischt. Das fing ja schon mal hervorragend an. Am Buffet warteten noch viele weitere Leckereien auf uns: Verschiedene Joghurtsorten, Granola, Cornflakes, Brot, Aufschnitt, Käse, Marmelade und frischer Orangensaft. Daneben bestand die Möglichkeit, warme Eierspeisen und knusprigen Speck zu bestellen, was wir nur zu gern in Anspruch nahmen. Alles war super lecker und mehr als reichlich.
Pappsatt machten wir im Anschluss einen ausgedehnten Verdauungsspaziergang am Strand entlang. Zwar begann es zwischendurch zu regnen, aber da wir regenabweisende Jacken und einen Schirm dabei hatten, hielt uns das Ekelwetter nicht auf. Immer wieder staunten wir über die imposanten Villen und Gästehäuser, die in perfekter Lage am Strand standen.
In der Nähe des alten Bahnhofs fanden wir glücklicherweise ein Klohäuschen, in dem ich flugs verschwand, da die Blase mittlerweile ziemlich arg drückte. Frank wartete derweil draußen und wurde umgehend von einem etwas merkwürdigen Mann angesprochen, der dort mit seinem Hund rumlungerte. Der Typ erkundigte sich, ob wir den Caveman besuchen wollen und deutete auf die stillgelegten Schienen, die man entlang spazieren kann. Er erklärte, dass besagter Caveman in einer Höhle, der Kaaiman’s Grotto“, zwischen Wilderness und Victoria Bay lebt. Wenn man den Schienen folgt, gelangt man zu diesem mit Muscheln bastelnden Einsiedler, der hier in Wilderness als Attraktion gilt.
Tatsächlich hatten wir vor, an den Schienen entlang nach Victoria Bay zu wandern. Von dem Caveman hatten wir nämlich schon gelesen, und einen kleinen Abstecher war diese Höhle sicherlich wert. Da der Kerl mit dem Hund uns aber nicht so ganz geheuer war, banden wir ihm das lieber nicht auf die Nase. Er versuchte uns regelrecht dazu zu überreden, den Caveman zu besuchen, und für unseren Geschmack wies er zu oft drauf hin, wie sicher der Weg entlang der Gleise wäre. So verabschiedeten wir uns zügig und gingen weiter.
Wenig später hatten wir die Schienen erreicht und folgten diesen. Es war sehr still, einsam und wildromantisch hier. Immer wieder hielten wir inne, genossen die spektakuläre Aussicht und machten Fotos. Plötzlich bemerkten wir, dass der Mann mit dem Hund sich von hinten näherte. Ich bekam direkt ein ungutes Gefühl, da wir hier wirklich komplett allein waren. Bald schloss er zu uns auf, blieb neben uns stehen und erklärte, er könne uns zum Caveman führen. Als wir ablehnten, gab er nicht so schnell auf. Wieder betonte er, dass es hier absolut sicher für Touristen sei und dass wir keine Angst haben müssten. So langsam erreichte er jedoch genau das Gegenteil. Uns steckte noch der Zwischenfall in Kapstadt in den Knochen und wir waren äußerst misstrauisch. Als er merkte, dass wir uns ihm partout nicht anschließen wollten, meinte er, er gehe schon mal voraus und schlenderte langsam weiter. Nun waren wir hin und her gerissen. Einerseits wären wir die Strecke gern bis Victoria Bay weitergelaufen, andererseits fühlten wir uns plötzlich unsicher. Unschlüssig liefen wir noch ein Stück weiter, dann kamen wir zu einem Tunnel, durch den wir hindurch gehen mussten. Er war stockdunkel und seine Länge nicht absehbar. Ich wollte da auf keinen Fall langgehen, und auch Frank war nicht wohl bei der Sache. So kehrten wir nach kurzer Diskussion lieber um und liefen am Strand entlang zurück zu unserem Guesthouse. Klar waren wir ein bisschen enttäuscht, aber ein unnötiges Risiko wollten wir nicht eingehen.
Später fuhren wir stattdessen mit unserem Auto nach Victoria Bay. Als wir das kleine Örtchen erreichten fing kräftig an zu regnen. Mit dem Regenschirm bewaffnet stiegen wir aus und spazierten am Wasser entlang, wo sich zahlreiche Surfer in der Brandung tummelten und die grandiosen Wellen ausnutzten. Da der kleine Ort ansonsten nicht viel zu bieten hat, stellten wir uns unter das Vordach eines Hauses und schauten den Surfern eine ganze Weile bei ihren Kunststücken zu. Einer war besonders cool und machte einen Handstand auf seinem Brett, während er sich von den Wellen mitnehmen ließ.
Auf dem Weg zurück nach Wilderness tankten wir unseren Wagen voll und kauften in einem Spar Supermarkt ein paar Kekse und Getränke. Obwohl es extrem usselig war, entschlossen wir uns spontan, den Aussichtspunkt „Map Of Afrika“ anzusteuern. Von dort aus hat man einen tollen Blick in das schluchtartige und gewundene Tal des Kaaiman Flusses. Die Kontur des Flusses erinnert dabei an eine Landkarte von Afrika. Die Ausschilderung und unser Navi halfen uns dabei, diesen etwas versteckten Ort zu finden. Wie erwartet war aber die Sicht sehr bescheiden. Ich blieb direkt im Auto sitzen, während Frank kurz ausstieg, um wenigstens ein paar Erinnerungsfotos zu schießen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in unserer gemütlichen Luxussuite, denn es hatte sich so richtig eingeregnet, und es machte einfach keinen Spaß, draußen rumzustreunen. Da ich nicht so scharf darauf war, abends nochmal bei „The Girls“ essen zu gehen, reservierten wir stattdessen in Salinas Beachrestaurant einen Tisch. Dort war es auch sehr gemütlich und die Speisekarte typisch afrikanisch. Wir teilten uns als Vorspeise Hummus (Baguettebrot mit Kichererbsen-Knoblauch-Dip) und bestellten als Hauptspeise Rinderfilet-Spieße mit Kartoffelecken und Gemüse (Frank) und Kabeljaufilet auf Jamaikaart mit Reis und Gemüse (ich). Als Nachtisch gab’s einen Malvapudding mit lauwarmer Vanillesoße, Vanilleeis und Obst. Wir wollten dieses traditionelle Dessert unbedingt mal probieren, waren aber etwas enttäuscht, da wir irgendwie einen Pudding erwartet hatten, aber einen weichen Kuchen bekamen. Anschließend ging’s zurück zu unserer Unterkunft, wo wir den Abend ruhig ausklingen ließen.