In Guilin konnten wir einige der berühmten Karstberge dieser Gegend bereits entdecken, aber irgendwie hatten wir mehr erwartet. Gut, dass wir unsere anfängliche Planung geändert und mit Yangshuo ein zweites Reiseziel in dieser Region eingeplant haben. Yangshuo ist ein sehr beliebter Urlaubsort, der von noch viel dramatischeren Karstbergen umgeben ist. Trotz dieser Beliebtheit erhoffen wir uns ein paar Tage mit individuellen Radausflügen, ohne im Konvoi fahren zu müssen.
Anreise
Von Guilin bis nach Yangshuo sind es etwa 80km. Um die relativ kurze Strecke zu bewältigen hatten wir zunächst überlegt über den Li Fluss mit einem Touristenschiff zu fahren. Das war uns dann mit den Koffern doch zu aufwändig. Um trotzdem etwas von der atemberaubenden Landschaft zu sehen, haben wir einen privaten Fahrer über unsere Unterkunft organisiert. Für rund 960¥ bekamen wir so einen bequemen Transfer inklusive englisch-sprechendem Fahrer. Der Weg sollte an spannenden Aussichtspunkten entlang der Karstberge führen und mit einer Radtour am Fluss entlang enden.
Um 9Uhr wurden wir wie geplant am Hotel mit einem schicken chinesischem SUV abgeholt. Als wir Guilin hinter uns hatten wurde die Landschaft direkt tropisch grün und ländlich. Immer mehr Hügel tauchten auf, die wir auf schmalen Straßen umrundeten. Eine traumhafte Gegend. Doch plötzlich war vor uns die Straße gesperrt und ein vorbeifahren war unmöglich. So mussten wir umkehren und über schmale Feldwege einen alternativen Weg finden.
Die Landschaft wurde immer spektakulärer und bald erreichten wir einen Aussichtspunkt direkt am Fluss.
Der Fahrer ließ uns am Fuße des Xianggong Mountain aussteigen. Nun war es an uns, diesen 300m hohen Berg über den steilen Weg zu erklimmen. Nach etwa 20 Minuten hatten wir es geschafft. Als wir oben ankamen fiel uns die Kinnlade runter. So eine geniale Aussicht hatten wir nicht erwartet. Von der Aussichtsplattform blickten wir hinunter auf den Li-Fluss und die umliegende Hügellandschaft. Wir konnten uns kaum sattsehen und mussten uns echt zwingen nach einer Weile wieder runter zu gehen.
Die weitere Fahrt führte uns immer entlang der Hügel bis zum Yulong Fluss bei Jiu Xian, wo wir auf Fahrräder umstiegen. Zusammen mit unserem Fahrer strampelten wir auf etwas klapprigen Rädern gemütlich flussabwärts auf dem flachen Radweg entlang. Tatsächlich war die Landschaft entlang des Flusses von diesen dramatischen Hügeln vollgepflastert. Wir waren sehr begeistert von der Landschaft und Dank des Fahrtwindes war das schwülwarme Wetter gut zu ertragen.
Nach einer Weile drehte unser Fahrer um, zurück zum Auto. Wir wollten den Weg noch weiter bis Yangshuo fahren, daher vereinbarten wir mit dem Fahrer einen Treffpunkt am Yangshuo-Park. Nun waren wir auf uns alleine gestellt. In aller Ruhe cruisten wir immer weiter, machten zahlreiche Fotostops und landeten irgendwann am Ende des Radwegs an einer Hauptstraße. Damit endete leider auch der idyllische Teil der Radtour. Nun mussten wir im chaotischen Straßenverkehr weiterfahren. Der vereinbarte Treffpunkt, der Yangshuo-Park lag mitten in der Stadt. Irgendwie wuselten wir uns zwischen den Mofas, Fußgängern und Autos durch. Schließlich fanden wir die Abgabestelle für die Fahrräder und auch unseren Fahrer wieder. Dieser brachte uns nun zu unserem Hotel, dem Li River Resort.
Unterkunft
Das Hotel lag etwas außerhalb der Stadt direkt am Li River. Nachdem wir die wuselige Innenstadt bereits kennengelernt hatten, waren wir froh darüber nicht direkt in der Stadt zu wohnen.
Die Anlage war sehr gepflegt. Neben einem Pool gab es eine schicke Terrasse wo man mit Blick auf einige Karsthügel sein Essen einnehmen konnte. Unser Zimmer war modern eingerichtet, sehr großzügig und hatte einen Balkon mit Sitzgelegenheiten.
Unsere Abendessen nahmen wir im ausgezeichneten Restaurant im Hotel ein.
Für die zahlreichen umherschwirrenden Mücken bekamen wir gut wirkende Verdampferplättchen, die wir in die Steckdose steckten. So waren unsere Nächte nahezu Mückenfrei.
Aktivitäten
Tag 1: Ausflug nach Xingping
Xingping ist ein historischer kleiner Ort am wohl spektakulären Abschnitt der Karstlandschaft am Li River. Die Landschaft kann dort zu Fuß, Fahrrad oder bequem mit dem Boot erkundet werden.
Zunächst mussten wir aber erstmal dorthin gelangen. Der Nachteil unseres abseits liegenden Hotels lag auf der Hand. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man hier nicht weg. Für unseren geplanten Ausflug nach Xingping ließen wir daher ein Taxi zum Busbahnhof kommen.
Für 70¥ wurden wir bequem in die Stadt gefahren und fanden am Busbahnhof recht zügig den richtigen Bus nach Xingping. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir unser Ziel. Der Fußweg vom Busbahnhof führte uns durch enge Gassen mit den üblichen Souvenirs und Snackbuden. Je näher wir zum Fluss kamen, je voller und wuseliger wurde es um uns.
Es war drückend schwül heute, so besorgten wir uns zunächst ein Eis und kühle Getränke. Während wir unser Eis aßen, sondierten wir die Lage und wehrten die ersten fliegenden Händler ab, die eifrig ihre Boots-Touren anboten. Wir entschieden, den Weg am Fluß entlang zu laufen und so die Landschaft zu erkunden. Vorbei an unzähligen Ständen mit Krimskrams und fliegenden Händlern kamen wir an zahlreichen tollen Aussichtspunkten vorbei.
Wie bei vielen bekannten Sehenswürdigkeiten machte die schiere Menschenmasse das tolle Landschaftserlebnis etwas zunichte. Bald waren wir etwas genervt von dem Gewusel. Als wir genug gesehen hatten, drehten wir um und gingen den Weg zurück zum Busbahnhof. Mit dem nächsten Bus fuhren wir zurück nach Yangshuo und schnappten uns dort ein Taxi zum Hotel.
Tag 2: Radtour entlang des Yulong Rivers
Direkt an unserem Hotel gab es einen Fahrradverleih, wo wir zwei ordentliche Mountainbikes bekamen. Damit starteten wir unsere ausgedehnte Radtour entlang der Karsthügel.
Bereits bei der kleinen Tour am Anreisetag, hat uns die Landschaft entlang des Yulong-Flusses begeistert. Deswegen wollten wir nun eine ausgedehnte Tour entlang des Flusses. Als grobes Ziel hatten wir uns die Drachenbrücke in der Nähe des Ortes Baisha ausgeguckt.
Wir starteten zunächst auf der Straße entlang des Li Rivers. An einem Bereich wird die Straße am Abend zu einem Markt verwandelt und bereits jetzt am frühen Vormittag bereiteten sich einige Händler darauf vor. So fuhren wir im Zick-Zack um parkenden Lieferwagen herum bis es irgendwann ruhiger wurde. Auf dem Weg zum Yulong River suchte ich auf meinem Smartphone eine möglichst schnelle Route durch die Stadt. Bald hatten wir es geschafft, die Stadt lag hinter uns und wir erreichten den Fluss. Auf dem Radweg folgten wir dem Fluß immer weiter stromaufwärts. Wieder begeisterte uns die Landschaft. Immer wieder legten wir Pausen für Fotos oder einfach nur zum Genießen ein. Doch bald sahen wir dunkle Wolken am Horizont auf uns zu kommen. Und tatsächlich erwischte uns ein heftiger Regenguss. Verzweifelt suchten wir einen Unterschlupf und fanden immerhin eine trockene Stelle auf einer Baustelle. Wenige Minuten später war der Spuk auch schon wieder vorbei und wir konnten unsere Tour fortsetzen.
Als der Radweg endete folgten wir der Straße bis zur Jinlong Brücke, an der wir einen Convoi von Bambus-Flößen den Fluß hinunter fahren sahen.
Nun wollten wir die letzten Meter bis zur Drachenbrücke auch noch fahren. So kehrten wir um und bogen kurz nach der Brücke links in eine kleine Straße ab. Nach etwa fünf Minuten erreichten wir tatsächlich die hübsche Bogenbrücke. Nach einer Pause und etlichen Fotos überlegten wir uns die Route für den Rückweg.
Um eine etwas andere Perspektive zu haben, wollten wir auf der anderen Seite der Flusses zurück radeln. Wir wussten nicht, ob es hier vernünftige Wege gibt, aber wir wollten es probieren.
Wir fuhren zurück bis zur Jinlong Brücke und fuhren nun auf der anderen Seite des Flusses in die erste kleine Straße links rein. Auf dieser Seite gab es keinen ausgebauten Radweg, was aber gar nicht schlimm war. Tatsächlich war es hier viel ursprünglicher. Wir fuhren durch kleine Dörfer, sahen üppige Felder und Anbaugebiete.
Teilweise war der einzige Weg auch mal etwas “Offroad” durch den Busch, was aber kein Problem war.
Das einzige, was uns Kopfzerbrechen machte, war das plötzliche Ende der Straße an einem Schiffsanleger. Leider gab es dort kein Schiff und wir waren zur Umkehr gezwungen.
Anstatt aber den ganzen Weg bis zur nächsten eingezeichneten Brücke zurück zu fahren versuchten wir den nächsten Abzweig zum Fluss.
Dieser endete an einem ungewöhnlichen Übergang über den Fluss, der etwa Knöcheltief unter Wasser lag. Wir sahen Leute auf dem Übergang, also schoben wir unsere Räder auch dort rüber. Das war ein witziges und erfrischendes Gefühl, hier über den Fluss zu laufen.
Nun waren wir wieder auf unserem bekannten Radweg, den wir bis zum Ende durchfuhren. Der Abschluss führte uns dann wieder entlang der Hauptstraße bis in die Stadt und zurück zu unserem Hotel.
Ein wirklich gelungener Radausflug und mit etwa 70km zudem recht fordernd. Den Rest des Tages haben wir jedenfalls nur noch auf der Hotelanlage verbracht.
Weiterreise
Am nächsten Morgen mussten wir leider schon wieder auschecken und zu unserer letzten Station in China aufbrechen. Die nächste Megacity, Hongkong stand auf unserem Plan.