Beim auschecken aus dem Hotel in Peking fragte uns die Hotelmanagerin nach unserem nächsten Reiseziel. Sie war total verzückt und erzählte etwas von „Paradise on Earth“, als sie hörte, dass wir nach Zhangjiajie reisen würden. Was wir bis dahin aber nicht wussten, unser Verständnis von einem paradiesischem Ort unterscheidet sich sehr von den Vorstellungen chinesischer Reisender.
Anreise
Die Anreise aus Peking erfolgte relativ entspannt. Am Flughafen waren wir recht zügig durch die Sicherheitskontrollen durch. Auffällig war nur, dass man es hier mit den extrem genau nimmt. Ich musste alle Akkus, Kameras und Laptops aus dem Rucksack auspacken und in Plastikschalen einzeln durch den Scanner schieben. Der Inlandsflugverkehr hat in China keinen besonders guten Ruf. Oft haben wir in verschiedenen Foren von unpünktlichen oder gar ausgefallenen Flügen gelesen. Vielleicht hatten wir Glück, jedenfalls können wir uns nicht beschweren. Unser AirChina Flug startete und landete nahezu pünktlich. Allerdings war es beim Gepäckband dann doch etwas komisch. Mein Koffer kam ziemlich zum Schluss und hatte plötzlich Kunststoffbänder drumherum. Auf den ersten Blick wirkte er sonst unversehrt, so machte ich mir keine weiteren Gedanken. Es war schon später Abend so suchten wir unseren Fahrer und wollten den Koffer erst im Hotel genauer checken.
Auf der Fahrt zum Hotel waren wir sehr überrascht, wie groß die Stadt Zhangjiajie ist. Wir hatten mit einem kleineren Örtchen gerechnet und nicht mit einer Millionenstadt. Zudem merkten wir bereits unterwegs, auf den Straßen geht es wilder zu, als wir es aus Peking gewohnt waren. Überall wurde gehupt und gedrängelt. Wir hatten schon fast einen Kulturschock.
Unterkunft
Nach etwa 20 Minuten erreichten wir das Zhangjiajie Wangyi Inn. Beim Einchecken kam die nächste Verwirrung wegen unseres Zimmers auf. Laut Buchungsbestätigung sollte unser Zimmer eine Küchenzeile haben, aber im ganzen Hotel gab es wohl nur ein solches Zimmer. Dieses war natürlich besetzt. Nach einigem Hin und her bekamen wir ein anderes Zimmer mit einem Kühlschrank (genau den wollten wir gerne für kalte Getränke nutzen). Allerdings bemerkten wir nach einer Weile, dass dieser auch auf höchster Stufe nicht kühlt. Wir ließen es darauf beruhen und lebten ohne kalte Getränke.
Die nette Dame von der Rezeption bot uns trotz später Stunde eine Ausflugsplanung für die nächsten Tage an. Dieses Angebot nahmen wir gerne in Anspruch. Sie erzählte uns von den Highlights rund um Zhangjiajie, dem Nationalpark und der Tianmen Mountain. Für unsere drei Tage in Zhangjiajie empfahl sie uns, zwei Tage lang den Nationalpark und einen Tag den Tianmen Mountain zu besuchen. Nach einer knappen Stunde waren unsere drei Tage in Zhangjiajie geplant, die nötigen Reservierungen getätigt und wir verschwanden auf unserem Zimmer.
Beim auspacken meines Koffers, wieder eine Überraschung. Drin lag ein Zettel von der Flughafensecurity. Ich hatte tatsächlich einen kleinen Akku von meiner Kamera im Koffer gelassen. Den haben sie mir aus Sicherheitsgründen entfernt. Tja, der ist nun leider weg.
Schlussendlich fielen wir todmüde ins Bett. Ach ja, das Bett war knallehart und ließ Erinnerungen an das Hotel im englischen Bath oder die Pritsche im Bushcamper in Namibia wieder wachwerden.
Das Frühstück mussten wir bereits am Vorabend für eine bestimmte Uhrzeit bestellen. Als wir morgens unten ankamen war das Frühstück zwar schnell serviert aber nur noch lauwarm. Außerdem war es eher mittelmäßig.
Tag 1 – Zhangjiajie Nationalpark
Am heutigen Tag war ein Besuch im Zhangjiajie Nationalpark geplant. Wir freuten uns auf ausgedehnte Wanderungen zwischen den bizarren Felsformationen. Doch erst einmal mussten wir dorthin gelangen. Von der Stadt Zhangjiajie bieten sich zwei Haupteingänge in den Park an. Sowohl der südliche Luoguta Eingang, als auch der östlich liegende Wujiayu Eingang sind recht bequem aus der Stadt Zhangjiajie zu erreichen. Für die Anreise aus der Stadt ist es am einfachsten, einen der Shuttlebusse am Busbahnhof (12¥ pro Person) zu nehmen. Die Anreise zu beiden Eingängen dauert locker eine Stunde über teils holperige Piste. Am Luoguta-Eingang zahlten wir den happigen Eintritt von 248¥ pro Person. Dieser gilt allerdings für 4 Tage und wird mit dem Fingerabdruck gekoppelt.
Die Wetter-Vorhersage hatte es bereits angekündigt und tatsächlich war es sehr nebelig im Park. Daher war von den berühmten Bergen und Felsnadeln erstmal nichts zu sehen. In der Hoffnung, oben besseres Wetter zu haben, marschierten wir den Stufenweg zur Bergstation des Golden Rock Villages hinauf. Zunächst fiel es uns leicht durch den nebeligen Wald die Stufen hoch zu steigen, doch irgendwann brannten unsere Beine heftig. Leider gab es unterwegs nicht viel zu entdecken. Erst kurz vor dem Gipfel trafen wir auf ein paar Makaken-Affen, die durch den Wald streiften.
Oben angekommen starteten wir den Gipfelrundweg entlang der zahlreichen Aussichtspunkte. Doch die Sicht verdarb uns alle Vorfreude. Es gab absolut nichts in der grauen Suppe zu sehen, so kürzten wir den Weg ab und liefen bald in Richtung Gondelstation. Für 80¥ pro Person fuhren wir hinab und konnten unterwegs tatsächlich die ersten Berge und Felsnadeln im Nebel erkennen.
Wieder unten schlenderten wir noch etwas entlang des Golden Whip Trails und beobachteten wie der Nebel teilweise die Felsnadeln freigab.
Das war schon sehr mystisch und der Weg entlang des Flusses war schön angelegt und gefiel uns gut. Doch so langsam wurden unsere Beine müde und wir drehten um.
Wir fanden das Shuttle in die Stadt in einem Hinterhof und rumpelten die Stunde zurück bis zum Busbahnhof in Zhangjiajie. Von dort aus liefen wir zu Fuß in Richtung Hotel.
Abends schlenderten wir noch etwas durch die quirligen Straßen und bemerkten schnell die neugierigen Blicke der einheimischen Passanten. Wir waren so ziemlich die einzigen Nicht-Chinesen und damit die Attraktion in den Straßen.
Tag 2 – Zhangjiajie Nationalpark
Chinesischer Massentourismus auf seine schlimmste Art
Der gestrige Tag war durch die eingeschränkte Sicht auf die eigentlich spektakuläre Landschaft nicht das Gelbe vom Ei. Die Vorhersage für den heutigen Tag war nicht viel besser, dennoch starteten wir optimistisch in den heutigen Tag. Als wir gerade aus dem Hotel in Richtung Busbahnhof starten wollten, fing es heftig an zu regnen. Kein gutes Omen aber den Schauer saßen wir erstmal aus und gingen in einer Regenpause schnell zur Bushaltestelle gegenüber vom Hotel. Kurz darauf kam bereits ein Bus der Linie 6, der uns nach 10 Minuten Fahrt zum Busbahnhof brachte.
Nun wurde es wieder schwierig, die Tickets für den richtigen Bus zum Osteingang zu bekommen und dann den richtigen Bus zu finden. Aber wie gewohnt mit Google Translate und dem Fingerzeig auf einer Landkarte bekamen wir die richtigen Tickets und fanden auch den Bus. Nach gut 1:30 Std. erreichten wir den Ort Wunlingyuan.
Wieder war es stark nebelig und es regnete Bindfäden. Von den Bergen war natürlich kaum was zu sehen. Nachdem wir für Nadine noch einen Regenponcho gekauft hatten, marschierten wir in Richtung Eingang.
Was uns nun den Rest des Tages erwartete war ein typischer chinesischer Touristentag oder anders herum für uns der blanke Horror.
Menschenmassen, lange Schlangen und laute Tourguides mit plärrenden Lautsprechern waren die Regel. Zunächst standen wir bei der Kartenkontrolle, dann beim durchleuchten und wenig später dann beim Shuttle Bus in langen Schlangen. Nach etwa 20 Minuten stehend im überfüllten Bus erreichten wir den Bailong Aufzug, wo wir erneut anstanden. Dieser soll einer der größten Aufzüge der Welt sein aber die kurze Fahrt ist eher ereignislos. Oben warteten wir natürlich auf den nächsten Shuttle-Bus zu den Aussichtspunkten. Insgesamt waren waren das extrem chaotische Zustände, und wir taumelten einfach mit der Masse mit. Überhaupt nicht unser Ding, aber all das hielten wir noch aus. Nach gut drei Stunden im Park wollten wir nun endlich mit der spektakulären Natur belohnt werden.
Daraus wurde aber nichts. Als wir oben an den Aussichtspunkten ankamen, gab es wie am Vortag erneut nichts zu sehen. Wieder schauten wir in diese dichte graue Suppe. Von dem Avatar-Felsen konnte man noch nicht einmal etwas erahnen. Zu unserer Überraschung schien das die meisten anderen chinesischen Touristen nicht im geringsten zu stören. Trotzdem wurden fröhlich Fotos gemacht.
Wir hatten bald genug und wollten nur noch so schnell wir möglich weg von hier. Mit dem nächsten Shuttle-Bus fuhren wir bis zur Yangjiajie-Gondelstation. Von dort aus fuhren wir hinunter und mit einem weiteren Shuttle-Buss zum Luoguta-Südeingang von gestern.
Wir waren froh am frühen Abend wieder im Hotel zu sein. Wir waren platt wie Sau und hatten traurigerweise heute nichts gesehen.
Tag 3 – Tianmen Mountain
Nach dem mäßigen Frühstück im Hotel versuchten wir unser Glück heute bei McDonalds. Tatsächlich war das im Nachhinein die bessere Alternative.
Anschließend fuhren wir mit dem öffentlichen Bus Nr. 6 zur Gondelstation Tianmen Mountain. Es gibt mehrere Möglichkeiten für den Besuch des Berges. Entweder mit dem Bus rauf und dann mit der Gondel runter oder anders herum. Da wir kein Ticket mehr für die Gondel am frühen Vormittag bekamen blieb für uns nur noch die Variante Bus rauf und Gondel runter. Im Nachhinein war das auch die wohl bessere, wenn auch anstrengendere Variante. Denn so herum muss man die 999 Stufen hinaufsteigen.
Nach etwas hin und her fanden wir den Schalter für unsere reservierten Tickets und reihten wir uns in die Schlange für die Busfahrt auf den Berg ein. Nach einer guten halben Stunde konnten wir in den Bus steigen.
Der Bus fuhr aber nur einen kleinen Teil der Strecke und wir mussten wieder raus.
Zu Fuß liefen wir ein Stück zum eigentlichen Eingang, zeigten unsere Tickets und reihten uns wieder in eine Schlange ein. Es hat mal wieder gedauert bis wir im nächsten Bus waren. Dann saßen wir endlich im Shuttle und fuhren die kurvige Straße hoch bis zum Platz am Fuße der Tianmen Höhle.
Auf diesem riesigen Platz war wieder ordentlich was los und zudem konnten wir im Nebel nicht erkennen, wo es für uns weitergeht. Wir arbeiteten uns durch bis zum Fuße der 999 Stufen und machten uns auf den Weg nach oben. Mit der Zeit verzog sich der Nebel etwas und wir konnten in den Pausen einen tollen Blick auf die Landschaft erhaschen.
Nachdem wir den fordernden Anstieg hinter uns hatten, führte der Weg nun in den Berg hinein zu einer Rolltreppe. Nun fuhren wir über 7 lange Rolltreppen der Rest des Weges hinauf bis wir endlich oben auf dem Tianmen Mountain waren.
Auf dem Berg gibt es eine mehrere Wanderwege rund um den Berg. Wir entschieden, die Rundtour im Uhrzeigersinn zu laufen. Teilweise konnten wir richtig tolle Aussichten erhaschen. Bald erreichten wir den Eingang zur East Glass Plank Road, einem Glas-Steg der direkt an dem steilen Felsen verläuft. Für 5¥ pro Person gönnten wir uns den Spaß, man hätte aber auch auf einem anderen Weg drumherum gehen können. Man bekommt Stoffpuschen, die man sich über die eigenen Schuhe stülpen kann und läuft dann auf auf dem Glasweg. Unserer Meinung hat sich dieser Spaß nicht wirklich gelohnt. Nach knapp 200m war alles wieder vorbei und das Glas war dreckig und zerkratzt.
Am sogenannten Cherry Village legten wir eine Pause ein. Anschließend führte der Rundweg über eine Hängebrücke und weiteren wunderschöne Plankenwegen direkt am Felsen entlang bis zur Gondelstation.
Dort stellten wir uns an der Schlange für die Talfahrt an, bekamen aber dann den Tipp dass wir zunächst Fahrkarten für die Talfahrt ziehen müssen. Der Schalter war sehr versteckt hinter der Rot-Kreuz-Station. Dort standen Automaten, an denen man das Ticket bekommt. Nun war die Talfahrt für 16:30Uhr gesichert. Als es soweit war, arbeiteten wir uns in mehreren Schlangen bis zur Gondel vor, bis wir endlich runterfahren konnten. Auf dem Weg nach unten konnten wir einen Blick auf die spektakuläre Kehrenstraße, die wir heute morgen hochgefahren sind erhaschen.
Unten angekommen liefen wir noch zum Busbahnhof und kauften uns Tickets für den Bus zu unserem nächsten Reiseziel, nach Fenghuang. Am nächsten Tag um 09:30Uhr geht es dann für uns zu diesem historischen Wasserdorf.
Zufrieden mit dem heutigen Tag fuhren wir mit dem Bus zu der Mall gegenüber unseres Hotels und gönnten uns ein Abendessen bei Pizza Hut.