Nach der trubeligen Metropole von Shanghai war nun wieder ein Naturhighlight an der Reihe. Der Huangshan Nationalpark, der etwa 400km westlich von Shanghai in der Region Anhui liegt, gilt neben dem Zhangjiajie Nationalpark als eines der imposantesten Naturhighlights in China. Dementsprechend beliebt ist dieses Reiseziel bei den meist chinesischen Touristen.
Anreise
Nach einem erneut leckeren Frühstück checkten wir aus unserem Hotel aus und ließen uns ein Taxi rufen. Nach wenigen Minuten war der Wagen da und es ging los in Richtung Bahnhof. Doch kaum auf der Autobahn, standen wir in einem heftigen Stau. Es ging kaum voran und langsam wurden wir unruhig. Wir zweifelten, es pünktlich um 8:42Uhr bis zum Zug zu schaffen. Was für ein Desaster, unsere erste Fahrt mit dem Zug scheint bereits zu scheitern. Es war genau 8:32Uhr als wir an dem riesigen Bahnhof ankamen. Im ersten Augenblick wirkte das Gebäude wie ein Flughafen auf uns. Wir schnappten unsere Koffer und rannten los. Allerdings nicht weit, denn wir mussten unsere Ticket zeigen und die Koffer scannen lassen. Nun waren wir zwar im Gebäude aber hatten keine Ahnung wohin. Auf einer riesigen Anzeigetafel suchten wir nach unserem Zug und fanden die entsprechende Gleisnummer. Mittlerweile war es 8:38Uhr, noch vier Minuten bis der Zug abfährt. Jetzt konnte uns nichts mehr aufhalten. Im Laufschritt rannten wir durch die Halle und sahen bald unser Gleis. Unten am Bahnsteig stand bereits unser Zug und und wir sahen Leute einsteigen. Doch bevor wir auf den Bahnsteig kamen mussten wir unsere Tickets an der Schranke entwerten. Dann flitzten wir noch schnell die Rolltreppe runter und stürzten blind in den ersten Wagen rein. Wir hatten es tatsächlich noch geschafft. Wir hatten noch einige Abteile zu laufen, denn die erste Klasse ist meist vorne angesiedelt. Aber das war halb so wild. Wir hatten gerade unsere Plätze gefunden, da schlossen sich die Türen und wir rollten los.
Die Sitze in unserem erste Klasse Abteil waren sehr komfortabel mit reichlich Beinfreiheit. Hier konnten wir die etwa 4-stündige Fahrt mit dem leise dahingleitenden Hochgeschwindigkeitszug bequem überstehen.
Am frühen Nachmittag erreichten wir überpünktlich die Stadt Huangshan. Unser Hotel war nicht direkt in der Stadt, sondern in der Nähe zu dem Nationalpark gelegen. Deshalb stand nun noch eine halbstündige Fahrt mit dem Taxi an. Dank der chinesischen Buchungsbestätigung von Booking war die Kommunikation mit dem Fahrer kein größeres Problem.
Unterkunft
Das Cheng Jin Hotel liegt etwa 40km außerhalb der Stadt vor den Toren des Huangshan Nationalparks. Wenn man sowieso hauptsächlich den Nationalpark besuchen möchte, ist diese Wohngegend ideal. Allerdings gibt es fußläufig nichts Besonderes zu entdecken. Rundherum gibt es lediglich andere Unterkünfte und einfache Restaurants.
Der Busbahnhof für die Fahrten in den Nationalpark befindet sich in unmittelbarer Nähe.
Das Frühstück und Abendessen haben wir im Hotel-Restaurant eingenommen. Zu unserem Glück gab es eine englische und bebilderte Karte. Das Essen war qualitativ okay aber definitiv kein Highlight.
Aktivitäten
Tag 1: 20.05.2018 (So) – Huangshan National Park
Nach dem Frühstück im Hotel liefen wir rüber zum Shuttle-Terminal und kauften uns Bustickets zur Yungu Cableway. In der riesigen Halle suchten wir zunächst nach dem richtigen Gate und konnten dann bald in einen der Busse einsteigen. An der Gondelstation angekommen sahen wir direkt die leeren Wartegatter. Sollten wir etwa Glück haben, dass keine Menschenmassen mit uns auf den Berg wollen? Tatsächlich lief zunächst alles ganz entspannt und nach knapp einer Stunde Anreise waren wir oben. Es war zwar etwas nebelig aber die Sicht war tatsächlich richtig gut. Ach ja, wir hatten uns zu früh gefreut, natürlich waren an der ersten Aussichtsplattform dann doch wieder viele Reisegruppen unterwegs. Für einen Platz in der ersten Reihe mussten wir uns erst einmal durch den Wald aus Selfisticks kämpfen. Auch mussten wir erneut den respektlosen Umgang mit der Natur beobachten. Achtlos hingeschmissener Müll, drängelnde Leute und überall Tourguides mit den krächzenden Lautsprechern. Es war schwer für uns diese eigentlich wunderschöne Gegend richtig zu genießen. Wir fühlten uns gehetzt von den Tourgruppen und waren ständig auf der Suche nach einem Weg diese zu umgehen.
Doch leider gibt es im Park nur wenige Wege und an den interessanten Stellen war wieder großer Trubel. Was uns extrem aufgefallen ist, offensichtlich mögen die Chinesen sehr gerne Treppen. Ständig geht es Treppauf und Treppab. Anfangs ist das noch okay, doch wenn man den ganzen Tag Treppen läuft geht das heftig in die Knie.
Nachdem wir die Aussichtspunkte überstanden hatten gingen wir weiter in Richtung Beihei und Xihai Hotel. Von dort liefen wir weiter eine Runde um den Xihai Canyon. Dieser Abstieg den West Sea Grand Canyon hinab war das absolute Highlight. Auf schmalen Wegen liefen wir direkt zwischen den spektakulären Felsnadeln hindurch.
Unten angekommen fuhren wir mit der Standseilbahn nach oben und folgten den wunderschön angelegten Wegen in Richtung Yuping Cableway.
Von dort fuhren wir wieder runter und mit einem Shuttle zurück zum Hotel. Alles in Allem ist die Organisation mit den Gondeln und Bussen prima.
So endete ein anstrengender Tag, der mal wieder trubeliger war, als wir uns das vorgestellt hatten.
Als wir abends im Hotel die Fotos des Tages gesichtet haben, waren wir echt überrascht. Wir sahen grandiose Fotos von einer Gegend, die wir gar nicht so spektakulär in Erinnerung hatten. Fast so, als wenn wir fremde Fotos im Internet bestaunen würden. Ganz offensichtlich fehlte uns die Muße, diese Gegend zu genießen und in uns aufzusaugen.
Tag 2: 21.05.2018 (Mo) – Huangshan National Park
Die Wettervorhersage für heute war nicht so besonders und bei der Gondelfahrt auf den Berg ahnten wir schon, wie es heute werden würde. Wir fuhren durch eine graue Nebelwand und die Sicht war nur wenige Meter. Immerhin war es trocken und mit etwa 20 Grad, angenehm.
Oben angekommen, war es wieder recht voll doch witziger Weise wurden trotzdem Selfies mit der Nebelwand gemacht. Wir schlenderten die Wege entlang und kamen irgendwann an der Yuping Cableway an. Es war gerade mal Mittag und zum runterfahren viel zu früh, so entschlossen wir spontan die Western Steps hinunter zu laufen. Dieser Weg ins Tal ist echt heftig. Bei schönem Wetter muss das ein Erlebnis sein aber heute eher weniger.
Nach der Fahrt mit dem Shuttlebus waren wir am frühen Nachmittag wieder zurück im Hotel.
Das Abendessen nahmen wir wieder im Hotel ein. Leider wurden bei Fleischgerichten die Tiere mit einem Hackbeil komplett zerlegt. Die Stücke waren so zwar mundgerecht aber in jedem Stück befanden sich fiese kleine Knochen, die irgendwie abgenagt werden mußten.
Weiterreise
Auf das nächste Reiseziel freuten wir uns besonders. Wir wollten nun die Kartsberge rund um Guilin und die Reisterrassen bei Longji erkunden.
Ich kann es nicht glauben, dieses Dejá-vu, den vor ca. 30 Jahren erlebte ich den absolut einsamen Huangshan, das Hotel so basic, dass es damals einer JH alle Ehre gemacht hätte. Aber der Ausblick auf die Tuschbildberge, wenn man sich eure Menschenmassen wegdenkt, ist der gleiche in der Sommerregenzeit, Nebelfetzen, Kiefern, Laufbäume. Aber es kommt kein ausgemergelter Träger mit sauberer Bettwäsche, Plastikballen euch mehr entgegen, dem ihr kaum ausweichen könnt.
Herzliches Ni Hao Christiane
Hallo Christiane,
Ich kann mir gut vorstellen, wie einfach und abenteuerlich diese Region vor 30Jahren gewesen ist. Kein Vergleich mehr zu dem Bild, dass sich dem Reisenden heute bietet.
Dennoch ist die Natur ein Traum. Man benötigt halt nur ein wenig Phantasie, um sich die Menschenmassen wegzudenken.
Schönen Gruß,
Frank.