Mittwoch 27.05.2009
Die Nacht ist ganz okay gewesen, nur kann Frank nicht auf seinen geschundenen Rippen liegen, und auch das Atmen ist wohl etwas schmerzhaft. Nichtsdestotrotz halten wir an unserem grob geplanten Programm fest und wollen heute zum Monument Valley fahren. Zunächst machen wir aber noch einen Abstecher zum Lower Antelope Canyon, dem zweiten Abschnitt des Antelope Canyons. Auch hier schließen wir uns einer geführten Tour an. Man merkt sofort, dass dieser Canyon unbekannter und weniger frequentiert ist. Es ist hier deutlich leerer und entspannter, wenngleich nicht weniger faszinierend. Wir gelangen in die Schlucht, indem wir uns durch eine schmale Felsspalte im Boden schlängeln und über eine Holztreppe hinabsteigen. Der Canyon ist sehr eng und man muss häufiger über schmale Stufen hinauf und hinab klettern. Das macht uns aber Spaß; wir sind ja einigermaßen fit.
Hier unten wimmelt es nur so vor tollen Motiven. In einem Durchgang kann man sogar mit etwas Fantasie die Silhouette eines Bären ausmachen. Das Morgenlicht ist prima, und Frank bringt seine Kamera zum Glühen. Sunbeams sehen wir auch hier nicht, aber die sind in diesem Teil der Schlucht auch deutlich seltener zu finden.
Unsere Meinung: Ein Besuch des Lower Antelope Canyons wird in der Zeit von 9-11 Uhr und von 13-15 Uhr empfohlen, da dann das Licht am besten ist. Das können wir nur bestätigen. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch diesen Teil des Canyons anzusehen, da hier viel weniger los ist und man mehr Zeit zum Verweilen und Fotografieren hat. Außerdem empfinden wir die Motivvielfalt als umfangreicher. Wirklich lohnenswert ist ein Besuch der beiden Canyons aber nur bei sonnigem Wetter, denn nur bei perfektem Licht kann man wirklich in die Magie der Farben eintauchen.
Nach diesem kleinen Ausflug folgen wir der Arizona State Route 98 für ca. 100km. Dann erreichen wir eine T-Kreuzung, an der wir nach links auf die US160 abbiegen. In Kayenta steuern wir einen Supermarkt an und füllen unsere Vorräte auf. Anschließend setzen wir unsere Fahrt auf der US163 in Richtung Monument Valley fort. Schon bald tauchen die ersten Felsformationen auf und die Erde wird immer roter. Dazu haben wir perfektes Wetter mit vielen Schönwetterwölkchen, die leicht rosa schimmern. Nachdem wir die Staatsgrenze zu Utah passiert haben, ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Monument Valley Tribal Park.
Die Ebene mit den pittoresken Tafelbergen liegt auf dem Colorado Plateau und innerhalb eines Navajo Indianerreservats. Den meisten Leuten wird die Kulisse aus Film und Fernsehen bekannt sein, denn hier wurden schon zahlreiche Western, Roadmovies und Werbespots gedreht.Wir fahren zuerst zum Gouldings Campground, der nur 6 Meilen vom Park entfernt liegt, und fragen nach einem Stellplatz. Problemlos bekommen wir eine hübsche Campsite mit eigenem Picknickplatz zugeteilt. So können wir beruhigt zum Park weiterfahren. Am Eingang entrichten wir das Eintrittsgeld von 10$.
Dann fahren wir zu dem großen Parkplatz am Visitor Center. Vom Lookout Point, der sich dort befindet, hat man einen fantastischen Panoramablick auf die drei Spitzkuppen „West Mitten Butte, „East Mitten Butte“ und „Merrick Butte“ sowie auf die Erhebung „Sentinel Mesa“. Wir fühlen uns mitten in den Wilden Westen hinein katapultiert und können uns gar nicht sattsehen. Von hier oben sehen wir auch den Verlauf des Auto-Rundwegs, den man mit dem eigenen Fahrzeug entlangfahren darf. Der 27km lange Valley Drive führt zwar nicht durch das gesamte Gebiet des Parks, aber die gerade genannten bekannten Felsformationen kann man auf diesem Weg erreichen. Wir überlegen kurz, ob es wohl einen Versuch wert ist, die Piste mit unserem WoMo zu befahren.
Mit einem normalen Auto würden wir es ohne Frage probieren, doch so ein Camper ist da schon ein anderes Kaliber… der rappelt auf normalen Straßen schon ziemlich rum. So kommen wir schnell zu dem Entschluss, lieber eine Jeeptour bei den Navajos zu buchen.Für eine 3-stündige Rundfahrt müssen wir sagenhafte 70$ pro Person hinblättern. Dafür ist es immerhin eine privat geführte Tour, und wir werden Zugang zu Teilen des Monument Valley bekommen, die für Privatfahrzeuge unzugänglich sind.
Nachdem wir die ersten Meter im Jeep zurückgelegt haben, sind wir froh, dass wir das WoMo stehen gelassen haben. Die Schotterpiste ist ziemlich übel… voller Schlaglöcher und daher sehr ruckelig. Auch die heftige Steigung direkt am Anfang ist nicht von schlechten Eltern. Da hätten wir mit Sicherheit Blut und Wasser geschwitzt.
Unser Fahrer, ein alter und müde wirkender Navajo Indianer hält brav an allen wichtigen Felsformationen und erzählt uns eine kleine Geschichte dazu. Wir bekommen alle Highlights zu sehen, wie z.B. den „Totem Pole“ (einen über 100 m hohen, turmähnlichen Felsen), den „Elephant Butte“ (ein gigantischer Fels, der die Form eines Elefanten hat), die „Three Sisters“ (drei hohe, nebeneinander stehende Felsen) und den „John Ford’s Point“ (ein Felsvorsprung, der schon in vielen Western und z.B. auch in der Marlboro Werbung auftauchte).
Davon abgesehen fahren wir durch abgelegene, stille Gegend, in der es Höhlen, natürliche Bögen und Felsbilder aus prähistorischer Zeit zu entdecken gibt. Frank ist ganz begeistert von „The Big Hogan“, einer Art Höhlenbogen, durch den sich angeblich Indiana Jones in eine Schlangengrube abgeseilt hat.
Dann machen wir noch Bekanntschaft mit „Kokopelli“, dem Felsbild einer menschenähnlichen Figur, die als auf dem Rücken liegender Flötenspieler dargestellt wird. Es handelt sich wohl um ein schamanisches Symbol, das für die Fruchtbarkeit von Menschen und Feldfrüchten steht. Wir mühen uns sehr ab, die Zeichnung im Fels zu identifizieren; hier gibt es nämlich sehr viele von diesen Petroglyphen, und von Kokopelli haben wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört.
Die Rückfahrt zum Visitor Center ist ziemlich eisig, denn die Sonne verliert langsam aber sicher an Kraft und der Fahrtwind ist unangenehm kalt. Verfroren verabschieden wir uns von unserem Guide, holen uns fix unsere dicken Fleecejacken aus dem Camper und laufen die paar Meter bis zum Lookout Point. Es schaut nach einem perfekten Sonnenuntergang aus. Schnell macht Frank sein Kameraequipment bereit und baut das Stativ auf. Wenig später beginnen sich die Wolken orange, rosa und lila zu verfärben, und die roten Felsen leuchten herrlich rot. Irgendwo ganz weit hinter dem Sentinel Mesa scheint es zu regnen, was die magische Stimmung noch verstärkt. Es ist einfach ein wunderbares Erlebnis!
Als die Sonne komplett verschwunden ist und die Felsen und Wolken aufhören zu glühen, machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz, wo wir uns ein einfaches Abendessen zubereiten und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Zurückgelegte Tageskilometer: 222km
Übernachtung: Gouldings Campground (Full-Hook-Up)Preis: 42$