Die landschaftlichen Highlights auf unserer China-Reise waren sehr vielfältig und wenn man von den Besuchermassen absieht, immer wieder ein Highlight. Nach der Chinesischen Mauer und den Avatar Bergen von Zhangjiajie und Huangshan wartete nun das nächste Highlight auf uns. Etwa 70km von Guilin entfernt gibt es ein riesiges Gebiet von immer noch betriebenen Reisterrassen. Durch diese Nähe zu Guilin zögerten wir nicht lange. Wir freuten uns auf einen Abstecher nach Ping’an, einem der Orte in den Longji Reisterrassen.
Anreise
Mit fragendem Blick standen wir in den engen Gassen des Örtchens Ping‘an zwischen alten Holzhäusern und Baustellengerüsten. Wir waren auf der Suche nach unserer gebuchten Unterkunft. Wir hatten zwar eine Wegbeschreibung mit Fotos von der Hotel-Managerin bekommen aber wir scheiterten beim Abgleichen der Fotos mit der Realität. Dass diese Ratlosigkeit nicht nur unserem Unvermögen geschuldet war, bestätigte uns die Begegnung mit einem weiteren Touristen auf der Suche nach seiner Unterkunft. Diesen jungen Reisenden hatten wir heute Mittag bereits kennengelernt, als er zusammen mit uns in dem Minibus von Guilin nach Ping‘an gebracht wurde.
Nach kurzem Plausch zogen wir achselzuckend in unterschiedliche Richtungen weiter durch das Wege-Labyrinth. Nach einer Weile konnten wir tatsächlich ein kleines Hinweisschild zum Ridge Inn finden und folgten der Pfeilrichtung.
Minuten später hatten wir es geschafft und liefen Summer, der netten englisch sprechenden Hotel-Managerin in die Arme. Sie zeigte uns das geräumige und hübsch eingerichtete Zimmer und entschuldigte sich tausend mal für den Lärm der benachbarten Baustelle. Uns war das total egal, wir waren nur froh angekommen zu sein.
Aktivitäten
Tag 1 – Anreisetag 23.05.2018
Nach kurzer Pause wuchs allerdings die Neugier in uns. Der Blick vom Balkon verhieß ja bereits eine atemberaubende Landschaft, und die wollten wir jetzt auch aus der Nähe erkunden. Bei der Recherche erfuhren wir, dass die Longji Reisterrassen normalerweise Mitte/Ende Mai mit Wasser gefüllt werden. Mit Wasser würde die Landschaft deutlich imposanter und fotogener wirken, als lediglich die nackten Erdstufen. Daher hofften wir auf unser Glück. Tatsächlich konnten wir bereits vom Balkon erkennen, dass sich bereits Wasser in den Terrassen befindet.
Voller Vorfreude wanderten wir hinauf zu dem Aussichtspunkt „Seven Stars Around The Moon“. Der oberste Ausguck war leider gesperrt aber dennoch konnten wir bereits auf dem Weg dorthin einen ersten Eindruck von der Landschaft bekommen.
Wir fanden einen schmalen Pfad oberhalb des Ortes, dem wir weiter folgten. Immer wieder stoppten wir um Fotos zu machen oder einfach nur diesen Blick zu genießen. Unglaublich, was die Reisbauern hier in den Hügel gebaut haben.
Wir liefen immer weiter bis zu dem Aussichtspunkt „Nine Dragons And Five Fingers“, dem absoluten Highlight von Ping‘an. Von hier konnten wir das komplette Anbaugebiet inklusive des Ortes überblicken.
Die Sonne verschwand bereits hinter den Hügeln, so beschlossen wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang noch einmal herzukommen. Als es dämmerte wanderten wir wieder hinunter ins Dorf.
Um auf der Suche nach einem Restaurant nicht im Dunkeln durch die Gassen zu irren, nahmen wir das Abendessen im Hotel ein. Eine Spezialität aus dieser Region ist Bamboo Reis. Dabei wird gekochter Reis mit unterschiedlichen weiteren Zutaten (z.B. Speck oder Gemüse) in ein Stück Bambus gestopft und dann über offener Flamme gegrillt. Dadurch erhält der Reis ein sehr leckeres Aroma. Diesen Reis haben wir mit Chicken Kum Pao, einem klassischen Gericht der Sichuan-Küche mit vielen Erdnüssen und gebratenen Nudeln verspeist. Anschließend machten wir es uns auf dem Zimmer gemütlich und schliefen früh ein.
Tag 2 – 24.05.2018
Der Tag sollte spannend werden. Nicht nur, dass es mein Geburtstag war. Nein, wir haben die Wanderung durch die Reisterrassen von Ping‘an nach Dazai geplant.
Doch unser Tag startete bereits im Morgengrauen. Wir wollten ja zum Sonnenaufgang auf der Aussichtsplattform sein. Also rafften wir uns auf und marschierten los. Beim Aufstieg ahnten wir es schon, es war zu diesig für einen schönen Sonnenaufgang. Oben auf der Plattform wurde unsere Vermutung bestätigt. Anstatt eines bunten Farbenspiels wurde es einfach nur heller und heller. Hungrig und etwas enttäuscht liefen wir zurück zur Unterkunft.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns und starteten die Wanderung. Den Transferbus zurück nach Guilin hatten wir für 14 Uhr reserviert. Bis dahin mussten wir die knapp 14km Strecke geschafft haben. Eins vorweg, dies wurde der anstrengendste Geburtstag werden, den ich jemals hatte. Bereits gestern hatten wir schwüle 39Grad und es sollte heute nicht anders werden.
Den ersten Teil der Strecke kannten wir bereits. Nach etwa einer halben Stunde bergauf standen wir wieder auf der Aussichtsplattform „Nine Dragons And Five Fingers“. Diesmal hatten wir perfektes Licht. Der Frühnebel von heute Morgen war verschwunden und die Sonne strahlte aus einem blauen Himmel.
Doch bald mussten wir weiter. Die Strecke war nicht wirklich gut ausgeschildert. Gut, dass ich mir sicherheitshalber die Route als GPS-Track auf dem Handy abgespeichert hatte. So waren wir sicher in die richtige Richtung zu laufen.
Wir folgten der Straße bis wir ein hübsch angelegtes Wildblumengebiet erreichten. Hier den weiteren Verlauf des Weges zu finden war gar nicht so einfach. Schließlich fanden wir den schmalen Pfad durch die Büsche und kamen bald darauf an ausgetrockneten Reisterrassen vorbei. Die Sonne brannte ohne Erbarmen auf uns hernieder. Zu unserem Glück hatten wir etwa die Hälfte der Strecke hinter uns, wo wir das Dorf Zhongliu erreichten. Viel zu entdecken gab es hier nicht, aber wir fanden einen Kiosk, wo wir eiskalte Cola kaufen konnten.
Ob euphorisiert vom Koffein oder einfach nur blind, liefen wir danach erstmal in die falsche Richtung. Es dauerte eine Weile bis ich diese Orientierungslosigkeit auf dem Handy entdeckte und wir wieder umkehrten.
Ab hier führte der Weg schier endlos bergauf. Wir waren ziemlich platt und daher überglücklich als die Landschaft sich wieder öffnete und wir die nächsten Reisterrassen erreichten. Nach fast fünf Stunden und etwa 600 erklommenen Höhenmetern hatten wir es geschafft und waren kurz vor unserem Ziel, dem Ort Dazai.
Oberhalb des Ortes erreichten wir die ersten Häuser. Bald konnten wir auch einen Blick auf die gigantischen Reisterrassen werfen. Dieses Gebiet war locker dreimal so groß, wie die Reisterrassen in Ping‘an.
Eigentlich waren wir total begeistert von dieser Landschaft. Das ganze hatte nur zwei Haken.
Zum einen war der Ort Dazai im Vergleich zu Ping‘an total überlaufen und hatte sogar eine hässliche Gondel, die vom Busbahnhof zum obersten Aussichtspunkt führte. Und zum anderen waren die Terrassen hier noch fast komplett ohne Wasser. Dadurch wirkte die Landschaft lange nicht so imposant.
Wir hatten noch etwa 45 Minuten bis zur Abfahrt unseres Busses. Zeitlich kamen wir also langsam in Bedrängnis. Wir mussten noch die kompletten Reisterrassen runter laufen. Auf dem Weg nach unten klapperten wir noch ein paar Aussichtspunkte für ein paar Fotos ab. Für eine ausführlichere Erkundungstour war leider keine Zeit mehr.
Wenige Minuten vor der Abfahrt erreichten wir den Busbahnhof und fanden den richtigen Bus. Wir hatten sogar noch Zeit ein weiteres Getränk und ein Eis zu kaufen, dann schunkelten wir auch schon zurück in Richtung Guilin zurück.
Fazit des Abstechers zu den Reisterrassen
Ein wunderschöner Ausflug ging für uns zu Ende.
Für den kompletten optischen Hochgenuss waren wir mit Ende Mai jedoch ein wenig früh dran. Falls möglich würde ich eine Reisezeit im Sommer bevorzugen. Dann sind die Reisfelder mit Wasser gefüllt und die ersten Pflänzchen sprießen bereits.
Wer es idyllisch mag, sollte wie wir Ping’an als Wohnort wählen. Der Ort ist deutlich kleiner und beschaulicher als Dazai. Die Strecke nach Dazai ist nicht zu unterschätzen.
Idealerweise gönnt man sich noch eine Übernachtung am Zielort. Dann fällt der Stress, die Wanderung in einer gewissen Zeit zu schaffen schon mal weg.