31.08.2015
Heute standen wir bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel um 7 Uhr auf. Leider hatten wir nicht so viel von dem schönen Wetter, denn heute mussten wir Wilderness verlassen. Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir unsere Sachen ins Auto und checkten aus. Wir verabschiedeten uns von den Gastgebern und machten uns gegen 9.15 Uhr auf die Weiterreise zum Shamwari Game Rerserve.
Vor uns lagen über 400 km Fahrtstrecke. Der Weg führte uns entlang der Gartenroute vorbei an Knysna, wo wir auf dem Rückweg noch eine Nacht verbringen würden. Je näher wir Port Elisabeth kamen, desto mehr verschlechterte sich das Wetter. Offenbar fuhren wir dem Regen hinterher, denn wenig später fing es auch schon an zu tröpfeln. Was für ein Pech! Kurz nachdem wir am Addo Elephant Park vorbei gefahren waren, schickte uns das Navi von der N2 auf die N10 nach Paterson, und von dort aus auf die R342. Bald fuhren wir auf einer schlaglochgesäumten, richtig üblen Matschpiste und kamen nur noch schleppend voran. Als wir endlich das erste Gate zum Shamwari Game Reserve erreichten, bekamen wir dort von dem Ranger die Auskunft, dass wir der N2 weiter hätten folgen müssen, um am einfachsten zum Bayethe Camp zu gelangen. Da wir aber nun schon einmal hier waren, riet er uns, noch ein Stück weiter zum nächsten Gate zu fahren und die Abkürzung quer durch den Park zu nehmen. Wir fuhren also weiter zum Main Gate. Dort kam uns aus dem Park ein Ranger in seinem Jeep entgegen. Er hielt an und fragte uns, wohin genau wir wollten. Als er hörte, dass wir zum Bayethe Camp mussten, warnte er uns davor, mit unserem Kleinwagen durch den Park zu fahren. Die ohnehin schon schlechte Piste sei durch den vielen Regen extrem aufgeweicht und kaum zu mit einem normalen PKW zu bewältigen.
Etwas frustriert folgten wir seinem gutgemeinten Rat, was aber bedeutete, dass wir nochmal ein gutes Stück zurückfahren mussten, um über die N2 am Shamwari Game Reserve vorbei zu fahren und dann nach links in Richtung Sidbury auf eine nicht asphaltierte Piste abzubiegen. Die Straße war voller Schlaglöcher, in denen das Regenwasser stand, aber im Großen und Ganzen problemlos zu fahren. Später, bei unserer ersten Pirschfahrt, sollte sich noch herausstellen, dass die Entscheidung, den Umweg zu fahren, goldrichtig gewesen war. Durch den Park hätten wir es mit großer Sicherheit niemals geschafft.
Gegen 14 Uhr erreichten wir endlich das Camp, wo wir mit einem Regenschirm vom Auto abgeholt und zur Rezeption gebracht wurden. Es hatte sich mittlerweile richtig eingeregnet, und es sah auch nicht so aus, als würde es demnächst besser werden. Mit einem Willkommensgetränk wurde uns der Check-In versüßt. Während wir den leckeren Saft genossen, bekamen wir den Tagesablauf erklärt:
05:30 Uhr – Weckruf
06:00 Uhr – Morgendliche Pirschfahrt
09:00 Uhr – Rückkehr von der Pirschfahrt und anschließendes Frühstück
12:30Uhr bis 14:30Uhr gibt es Mittagessen
15:00 Uhr – Afternoon-Tea
15:30 Uhr – Nachmittags-Gamedrive (mit Sundowner)
19:00 Uhr – Rückkehr von der Pirschfahrt
20:00 Uhr – Abendessen
Da wir, bedingt durch den Umweg, etwas spät dran waren und natürlich am Nachmittagsgamedrive teilnehmen wollten, musste es nun schnell gehen. Unsere Koffer wurden bereits zu unserem Zelt gebracht und unser Auto umgeparkt. Wir brauchten also nur noch zu unserem Zelt laufen und uns schnell umziehen. Warme Anziehsachen waren bei diesem usseligen Wetter während der Safariausfahrt einfach unerlässlich.
Da wir nicht mehr am Mittagessen hatten teilnehmen können, organisierte uns die Empfangsdame netterweise einen „kleinen“ Mittagssnack, den wir vor dem Gamedrive noch im Restaurant einnehmen konnten. Kaum hatten wir dort Platz genommen, kam ein Kellner mit einer riesigen Tapasplatte angelaufen. Wir trauten unseren Augen kaum. Wer sollte das bloß alles essen? Angefangen von leckerem Brot mit diversen Dips, über eingelegtes Gemüse, Peperonis mit Frischkäsefüllung, frittierte Calamari, Frühlingsröllchen, Fish-Cakes bis hin zu gegrillten Fleischspießen war alles mit dabei. Es war superlecker, aber natürlich lange nicht zu schaffen. Wir gaben uns größte Mühe, standen allerdings auch unter Zeitdruck, da die erste Pirschfahrt bald losging. Ein Dessert lehnten wir dankend ab und gesellten uns stattdessen schnell zu den Gästen, die sich bereits zum Nachmittagsgamedrive eingefunden hatten.
Kurz darauf lernten wir unseren Guide Vujo und ein Pärchen aus Wales, das mit uns in einem Fahrzeug fahren würde, kennen. Gemeinsam ging es nach draußen zum Jeep. Dieser war zwar überdacht, an den Seiten und vorne aber komplett offen. Grundsätzlich ist das in Südafrika kein Problem, und man fühlt sich den Tieren und der Natur auf jeden Fall näher, aber bei dem aktuellen Regenwetter würde sich noch zeigen, dass so ein offenes Fahrzeug sehr von Nachteil sein kann. Wir hatten das große Glück, dass die Campangestellten sehr auf unser Wohl bedacht waren und sowohl Regenponchos als auch vorgewärmte Decken bereit gelegt hatten. Dankbar wickelten wir uns in die kuscheligen Decken ein und zogen die Ponchos über.
Als wir losfuhren regnete es stark, und etwas entfernt sahen wir Blitze zucken und hörten den Donner grollen. Immerhin war es nicht sehr windig. In rasantem Tempo ging es gut 20 Minuten über schlechte Schotterpisten, bis wir endlich das Eingangstor zum Reservat erreichten. Wir wunderten uns sehr, denn eigentlich hatten wir gedacht, das Bayethe Camp liege mitten im Park. Da waren wir wohl einem Irrtum aufgesessen.
Wir waren kaum im Park, da klappte Vujo die Windschutzscheibe herunter, und der letzte Schutz vor dem Regen war dahin. Die Tropfen platschten uns mitten ins Gesicht, und hätten wir die Ponchos nicht gehabt, wäre unsere Kleidung sicher ruckzuck durchnässt gewesen.
Nach wenigen hundert Metern sahen wir einen jungen Elefantenbullen am Wegesrand, etwas später eine kleine Giraffenfamilie (2 ausgewachsene Tiere und ein Jungtier). Nebenbei entdeckten wir immer wieder Impalas in verschieden starken Gruppen. Dazu gesellten sich Springböcke und Leierantilopen. Ein erstes kleines Highlight war ein Springbokweibchen mit einem winzigen Jungtier. Die beiden beäugten uns neugierig und zeigten kaum Angst.
Etwas später fanden wir, oberhalb des Flusses, zwei Löwinnen und einen Pascha gemütlich ruhend vor. Der Pascha fühlte sich wohl gestört und verzog sich kurz darauf. Die Löwinnen jedoch, die sich ebenfalls erhoben und erstmal ausgiebig stretchten, kamen näher und begannen gierig aus einer Pfütze zu trinken. Dabei sahen wir, dass eine der Löwinnen ein trübes Auge hatte. Vujo erklärte uns, dass sie auf dem Auge blind sei. Trotzdem sei sie die beste Jägerin.
Während wir weiterfuhren bekam Vujo den Hinweis auf einen Leoparden und düste mit uns sofort in die Region, in der dieser gesichtet worden war. Tatsächlich konnten wir das hübsche Tier dort aufspüren. Leider war es eine sehr kurze Begegnung, denn die scheue Katze verschwand nach wenigen Sekunden im dichten Gebüsch.
Nun gab Vujo alles, um uns auch noch die Geparden zu zeigen, doch mit denen sollten wir leider kein Glück haben. Zumindest konnten wir während der Suche ein paar Zebras aufstöbern, über die wir uns auch sehr freuten.
Da der Regen eine kurze Pause eingelegt hatte, fuhr unser Guide schließlich auf einen Hügel. Hier stoppte er den Jeep für einen Sundowner. Wie erwartet blieb der Sonnenuntergang leider aus, während wir dort im Matsch standen und die mitgebrachten Getränke, Biltong und Kekse genossen.
Frisch gestärkt fuhren wir weiter und entdeckten zu unserer großen Freude eine Breitmaulnashorn-Familie mit einem unglaublich niedlichen Jungtier. Schade, dass es bereits dämmerte, aber trotzdem war es faszinierend und amüsant, das kleine Nashorn mit seinem winzigen Hörnchen zu beobachten. Das Tierchen war wegen unserer Anwesenheit sichtlich nervös. Obwohl der Abstand nicht so gering war, rannte es aufgeregt hin und her und machte fiepende Laute. Die zwei erwachsenen Tiere hingegen waren ganz entspannt und ließen sich nicht beim Grasen stören.
Leider hieß es dann Abschied nehmen, und wir fuhren zurück zum Camp. Das Wetter gab noch einmal alles. Es wurde nebelig, regnete wieder heftig und mehrmals schlugen Blitze in unmittelbarer Nähe ein. Wir wurden nass, froren und hatten auch ein bisschen Angst. So gut wie möglich in den Ponchos und Decken vergraben, harrten wir einfach nur aus, während Vujo in einem irren Tempo in Richtung Gate heizte. Man konnte kaum noch was sehen, und so war es nicht verwunderlich, dass Vujo fast mit einem Elefanten kollidierte der mitten auf der Piste stand. Der Dickhäuter floh ins Gebüsch und trompete voller Empörung. Das war wirklich nicht mehr lustig 🙁
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich unversehrt im Camp an. Wir waren vollkommen durchgefroren und bekamen direkt warme Handtücher überreicht. Zudem wurden uns ein Cherry oder alternativ ein Spiced Coffee angeboten. Die Angestellten gaben sich wirklich große Mühe, uns den Aufenthalt trotz des Ekelwetters so angenehm wie möglich zu machen.
Schnell huschten zu unserem Zelt, machten uns etwas frisch und zogen uns fürs Abendessen um. Dann gingen wir mit dem riesigen Regenschirm, den man uns zur Verfügung gestellt hatte, die paar Meter rüber zum Restaurant. Wir setzten uns an einen Zweiertisch, und wenige Augenblicke später bekamen wir die Menükarten überreicht. Frank bestellte als Vorspeise ein Lachscarpaccio mit Roter Beete und ich ein Camenbert-Tartlet mit Tomaten. Bei der Hauptspeise entschieden wir uns einträchtig für das Wildgericht (Venison) des Tages, ein Impala-Steak. Dazu gab es Gemüse und Kartoffelpüree. Als Dessert wählten wir die Creme Brulee, die zwar geschmacklich prima war, aber leider kalt serviert wurde. Im Großen und Ganzen war das Essen wirklich ausgesprochen lecker und reichlich. Wir waren voll und ganz zufrieden.
Satt und schon etwas müde machten wir es uns nach dem Essen noch in der Sitzecke am Kamin gemütlich und tranken einen Absacker. Dort gab es einen recht ordentlichen Internetempfang, so dass wir kurz checken konnten, ob es Neuigkeiten von zu Hause gibt. Gegen 21 Uhr waren wir zurück im Zelt, duschten ausgiebig und waren anschließend schnell im Bett verschwunden. Frieren mussten wir während der Nacht nicht, denn wir lagen auf einer kuschelig warmen Heizdecke. Da wir keinen Schalter zum Regulieren oder Ausstellen fanden, war es letztendlich sogar fast ein bisschen zu warm 🙂