Morgens um 7 Uhr weckten uns Sunrise Avenue mit „Stormy End“, dem Song, den wir für diesen Urlaub als Aufwecklied auserkoren hatten. Ein paar Mal musste die Schlummerfunktion herhalten, bevor wir das kuschelige Bettchen verließen. Da wir erst um 9.45 Uhr bei KINOS Safaris aufschlagen mussten, hatten wir noch viel Zeit um in Ruhe zu frühstücken und uns richtig warm einzupacken. Unsere Wetterapp hatte -25° abgekündigt, und wir wollten uns bei unserer Schneemobilfahrt ja nicht den Popo abfrieren. Es hieß also, mehrere Schichten übereinander anzuziehen… das bedeutete bei mir Skipulli, Fleecejacke, Skijacke, Thermounterhose, Skihose, Skisocken, Fleeceschal, Handschuhe, Mütze und Thermostiefel. Das sollte hoffentlich reichen.
Als wir vor die Tür traten und uns auf den Weg zu KINOS Safaris machten, war die Kälte auch tatsächlich schneidender als am gestrigen Abend. Es war aber gut auszuhalten. Bei KINOS angekommen mussten wir zuerst eine Haftungsausschlusserklärung unterschreiben und uns einem Alkoholtest unterziehen. Danach ging es gemeinsam mit den anderen Tourteilnehmern und dem Tourleiter über eine schmale Wendeltreppe ins Untergeschoss des Gebäudes, wo wir warme Thermobekleidung (Hose, Jacke, Handschuhe, Stiefel, Skimaske, Helm) zugeteilt bekamen. Beim Umziehen gerieten wir ordentlich ins Schwitzen, aber das würde sich später sicher auszahlen.
Als alle ihre Schutzbekleidung anhatten, ging es wieder eine Etage höher und nach draußen zu den bereit gestellten Schneemobilen.
Wir waren so ein Teil noch nie gefahren und dementsprechend gespannt. Es gab eine kurze Einweisung in die Handhabung der Schlitten mit einer Erklärung aller Knöpfe, Hebel und Schalter. Im Großen und Ganzen reicht es aber zu wissen, wie man so ein Ding startet und wo Gas und Bremse sind. Die Bedienung ist sehr simpel: Man muss nur Gas geben und nicht schalten, da das Getriebe alles automatisch macht. Schließlich bekamen wir ein Schneemobil zugewiesen, und schon ging es los.
Rund um Levi gibt es ein extrem weitreichendes Wegenetz für Schneemobile, was bedeutet, dass man mit so einem Teilchen fast überall hin gelangt und – wenn man mag – auch richtig weit rumkommt. Über verschneite Pisten sausten wir vorbei an schwer mit Schnee beladenen Tannen und Büschen und fühlten uns wie im Winterwunderland. Zunächst war es noch etwas dämmerig, aber dann ging die Sonne auf und der Himmel färbte sich in den tollsten pastelligen Tönen und tauchte die Landschaft in ein mystisches Licht. Wow, das war wirklich gigantisch. Ich saß hinter Frank auf dem Schneemobil, sah die Landschaft an uns vorbei sausen und konnte gar nicht aufhören, die Szenerie mit unserer GoPro Kamera zu filmen.
Wir waren zum Teil sehr schnell unterwegs, Frank fuhr unseren Schlitten aber sehr sicher und konnte problemlos mithalten. Eigentlich hatten wir eher mit einer gemächlichen Tour gerechnet, aber so machte es richtig Laune, und kalt war es dank der Schutzbekleidung auch überhaupt nicht. Nach ca. einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir die Luvattumaa Ice Gallery, die wir besichtigen wollten. Es handelt sich hierbei um ein Eishotel mit diversen Zimmern und Suiten, Eisbar und Kapelle. Man kann dort übernachten, aber wir hatten uns lediglich für eine Besichtigung entschieden, da wir uns die Übernachtung ziemlich kalt und ungemütlich vorstellten. Im Nachhinein waren wir sehr froh über diese Entscheidung.
Zunächst parkten wir die Schneemobile und wärmten uns in dem kleinen Holzgasthaus, das dem Eishotel angegliedert ist, mit einem heißen Kakao auf. Danach konnten wir uns auf eigene Faust in dem kleinen Märchenland aus Eis und Schnee umsehen. Da wir zuvor noch nie ein Eishotel besucht hatten, waren wir fasziniert und begeistert von den phantasievoll gestalteten Räumen, den Eisskulpturen und den ins Eis geschnitzten Figuren. Alles wurde in ständig wechselnden Farben angestrahlt; etwas schade war nur, dass einige Zimmer noch nicht fertig gestellt waren. Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen und Fotos gemacht hatten, trafen wir uns mit unserem Guide im Gasthaus und brachten kurz danach zur Rückfahrt nach Levi auf. Der Weg war dieses Mal deutlich kürzer gewählt, so dass wir innerhalb von 30 Minuten bei KINOS eintrafen. Hier zogen wir uns wieder um, verabschiedeten uns und machten noch einen kleinen Abstecher zum Supermarkt, bevor wir in unser Apartment zurückkehrten.
Wenig später zogen wir noch einmal los, denn es war ja gerade mal 13.30 Uhr und das Tageslicht noch nicht verschwunden. Kurz überlegten wir, uns Langlaufskier auszuleihen und eine kleine Cross Country Runde zu drehen, entschieden uns dann aber für einen Schneespaziergang. Entlang einer Loipe wanderten wir in Richtung der „Levi Gondoli“ Basisstation und erfreuten uns an dem klaren blauen Himmel, an dem der Halbmond weiß leuchtete und an den schneebeladenen Tannen, zwischen denen hin und wieder die schwache Beleuchtung einer Blockhütte hervorschimmerte. Das war wirklich ein Winterzauberland, wie aus dem Buche. Gelegentlich hörten wir das leise pfeifende Gleiten von Langlaufskiern und kurz darauf sauste auch schon ein einsamer Langläufer an uns vorbei. Ansonsten waren wir vollkommen allein und hatten diese verwunschene Welt ganz für uns.
Irgendwann drehten wir um, da es immer dämmeriger wurde. Zwar war der Weg von Laternen gesäumt, die nun fahl zu leuchten begannen, aber so langsam hatten wir das Bedürfnis, uns aufzuwärmen. Die Temperatur hatte offenbar nochmal kräftig angezogen…mittlerweile froren uns die Wimpern ein – was zugegebenermaßen sehr lustig aussah – und auch unsere Nasen und Hände fühlten sich taub an und schmerzten ein bisschen.
Zurück in unserem Apartment heizten wir die Sauna an und gönnten uns eine Runde schwitzen, als die Temperatur passte. Anschließend duschten wir kalt und heiß und machten uns dann zum Abendessen fertig. Wir hatten großen Appetit auf einen leckeren Burger und beschlossen daher, das „Rock Café Wanha Hullu Poro“ zu besuchen. Als wir nach einem ca. 5-minütigen Spaziergang vor der Kneipe standen, mussten wir aber feststellen, dass diese sonntags und montags geschlossen hat. Wie dumm… Aber gleich nebenan hatten wir bereits das einladend aussehende Restaurant „Ämmilä“ entdeckt und kehrten kurzentschlossen dort ein. Auch von innen war das Ämmilä sehr hübsch und gemütlich, allerdings auch sehr leer. Sowas finden wir ja immer ein bisschen komisch. Wir bekamen einen netten Tisch, die Speisekarte und ein stilles Glas Wasser. Während Frank sich für Rentierfilet entschied, wählte ich das mit Rentierkäse gefüllte Rinderfilet. Das Essen war durchaus lecker, aber auch wirklich gesalzen teuer. Allein die Hauptspeisen kosteten uns insgesamt knapp 70€. Da Franks Portion eher übersichtlich war, bestellten wir noch einen außergewöhnlich klingenden Nachtisch: Lappländischen Käse an Karamellsoße und Moltebeeren-Eis. Die Moltebeere ist übrigens ein Wahrzeichen Lapplands und schaut ein bisschen aus wie eine orangefarbene Brombeere. Bei dem Lapplandkäse handelte es sich nicht, wie von uns erwartet, um eine Art Frischkäse oder Quark, sondern um ein relativ geschmacksneutrales, weiches Stück Käse (etwas fester als Mozzarella), das beim Kauen zwischen den Zähnen quietschte. In Kombination mit der Karamellsoße und dem Eis schmeckte der Käse aber tatsächlich recht gut, und da es sich offenbar um ein typisch regionales Dessert handelt, muss man das auf jeden Fall mal probiert haben.
Als wir das Restaurant verließen, zog die Eiseskälte direkt durch unsere Klamotten bis auf die Haut. Schnellen Schrittes marschierten wir zurück zu unserer Unterkunft und waren sehr froh, als wir endlich in unseren warmen vier Wänden waren. Ohne Skihose würde ich hier auch abends nicht mehr vor die Tür gehen, so viel war klar!