Dienstag 26.05.2009
Heute klingelt der Wecker uns schon um 4:30 Uhr aus dem Schlaf, denn wir wollen den Sonnenaufgang am Grand Canyon erleben. Verschlafen quälen wir uns aus dem Bett und machen das WoMo startklar. Man muss schon ein bisschen aufpassen, dass man im Eifer des Gefechts nicht vergisst, das Stromkabel und den Wasserschlauch zu kappen. Ich wundere mich heute noch, dass wir zwei Schusselchen immer brav daran gedacht haben…
Das Auschecken auf dem Campingplatz erweist sich als sehr einfach und unkompliziert. Man bezahlt den kompletten Preis bereits beim Einchecken und muss vor der Weiterfahrt keine Formalitäten mehr erledigen, so dass man direkt los cruisen kann.
Wir fahren zum Mather View Point und staunen nicht schlecht, wie viel dort um diese nachtschlafende Zeit schon los ist. Die Parkplätze sind gerammelt voll, und so ist es gar nicht so einfach, eine ausreichend große Lücke für unseren Camper zu finden. Wir haben schließlich Glück und finden einen schönen Platz für unser Fahrzeug. Fix raffen wir die Kameraausrüstung zusammen und kuscheln uns in unsere warmen Fleecejacken. Die sind auch wirklich notwendig, denn so früh am Morgen ist es draußen empfindlich kalt. Wir laufen die wenigen Meter zur Aussichtsplattform, wo Frank sich direkt ein geeignetes Fleckchen für sein Stativ und die Kamera sucht. Nur kurze Zeit später verfärbt sich der Himmel rot, und als die Sonne langsam hervorlugt, beginnen die Felswände des Canyons herrlich zu leuchten.
Unsere Meinung: Einen Sonnenaufgang am Grand Canyon sollte man, wenn man schon mal hier ist, unbedingt mitnehmen. Das Farben- und Schattenspiel ist einfach atemberaubend schön, und das frühe Aufstehen zahlt sich doppelt und dreifach aus. Wir genießen das Schauspiel noch eine ganze Weile und fahren dann entlang des South Rims in Richtung Desert View Point.
Unterwegs halten wir immer wieder begeistert an um Fotos zu machen. An einer besonders idyllischen und vor allem einsamen Stelle packen wir unsere Campingstühle aus und frühstücken gemütlich zwischen zwei Bäumen direkt am Canyonrand. Hier schmecken unsere Cornflakes irgendwie besonders gut.
Anschließend fahren wir weiter zur Endstation unseres Grand Canyon Besuchs, dem Desert View Point. Hierbei handelt es sich um den östlichsten Aussichtspunkt am South Rim. Es gibt einen großen Parkplatz, eine Touristeninformation, Souvenirläden und einen kleinen, steinernen Aussichtsturm. Ausgiebig bewundern wir das Canyonpanorama: Durch das warme Morgenlicht werden die Felswände wunderbar ausgeleuchtet und die Farben und Konturen wirken besonders intensiv. Ganz toll ist auch der Blick auf den Colorado River, der an dieser Stelle unten im Canyon eine große Kurve nach Westen macht.
In der Nähe des Watchtowers will Frank alles für ein tolles Foto geben und klettert behände auf einen toten Baum in Canyonrandnähe. Ich mache ein paar schöne Fotos und schaue mir diese noch im Display an, als Frank bei seinem Abstieg vom Baum abrutscht und zu Boden plumpst. Er landet unsanft auf der Seite und stellt beim Aufstehen fest, dass seine Rippen wohl etwas abbekommen haben. Auf jeden Fall hat er in diesem Bereich ziemlich starke Schmerzen. Ansonsten hat er Gott sei Dank nur ein paar Abschürfungen am Arm abbekommen, und die Videokamera, die er in der Hosentasche hatte, hat ein paar Kratzer davon getragen, scheint aber noch funktionstüchtig zu sein. Was für ein Mist… nun hat der Urlaub gerade begonnen, und schon ist einer von uns beiden verletzt. Ich ziehe schon in Erwägung, ins nächste Krankenhaus zu fahren, aber Frank wehrt diesen Vorschlag entschlossen ab. Immerhin lebe er ja noch, und die Highlights, die heute noch auf dem Programm stehen, wolle er auf keinen Fall auslassen. Leider kann er fortan weder lachen, noch richtig schlafen oder atmen. Weitere Stunts sind bedauerlicherweise auch nicht möglich…Nach dem unangenehmen Zwischenfall ist unser Enthusiasmus erstmal ein bisschen gebremst.
Wir machen uns auf den Rückweg zum WoMo und begeben uns auf die Weiterfahrt. Unser nächstes Etappenziel ist der Lake Powell, wo wir die kommende Nacht verbringen möchten. Über die US64 cruisen wir nach Cameron und von dort aus über die US89 weiter nach Page. Kurz vor Page halten wir auf dem Parkplatz zum Horseshoe Bend. Der Horseshoe Bend ist eine sehr pittoreske hufeisenförmige Flussschlinge des Colorado River, der sich hier seinen Weg auf einmalige Art durch die Felsen gefressen hat. Bis zum Aussichtsplateau läuft man vom Parkplatz aus einen ca. 1 km langen Fußweg, der durch roten Sand zunächst leicht bergauf und dann wieder bergab führt. Da am Horseshoe Bend die Felsen steil abfallen und es keinerlei Absperrungen gibt, sollte man äußerst vorsichtig sein, insbesondere wenn man für ein schönes Foto bis zur Abbruchkante vor tritt. Es geht hier immerhin nicht zu unterschätzende 300 Meter in die Tiefe! Da ich nicht schwindelfrei bin, fühle ich mich so nah an der Schlucht etwas unbehaglich. Mir fällt es auch schwer, mitanzusehen, wie andere Leute so nah an die Kante heran gehen oder – wenn sie ganz mutig sind – sich sogar dort hinhocken und die Beine runterbaumeln lassen. Da muss ich irgendwie immer gegen schweißnasse Hände kämpfen oder wegschauen. Nichtsdestotrotz beeindruckt auch mich diese sagenhafte Schöpfung der Natur. Es ist einfach unglaublich, was für bizarre Gebilde sie auf der Welt geschaffen hat.
Nachdem wir ein bisschen rumgeklettert sind und ein paar tolle Fotos im Kasten haben, wandern wir zurück zum Parkplatz und steuern das nächste Highlight an: den Upper Antelope Canyon. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Slot Canyon. Das ist eine enge, tiefe Schlucht, die durch fließendes Wasser, in diesem Fall den Antelope Creek, geschaffen wurde. Häufig sind im Upper Antelope Canyon in der Mittagszeit (zwischen 11 und 13 Uhr) mystische Lichtsäulen – sogenannte Sunbeams – zu sehen. Zu unserem Bedauern sind wir dafür leider etwas zu spät dran. Die nächstmögliche geführte Tour (auf eigene Faust darf man den Canyon nicht erkunden) findet erst um 14 Uhr statt. Es ist kein preiswertes Vergnügen, aber wir haben schon viele geniale Bilder gesehen und gelesen, dass ein Besuch sich wirklich ausgesprochen lohnt. Kurzentschlossen buchen wir daher zwei Plätze.
Etwas später fahren wir mit einem Navajo per Jeep etwa 3 Meilen über das sandige, ausgetrocknete Flussbett des Antelope Creek bis zum Eingang des Canyons. Dieser Eingang ist lediglich ein unscheinbarer Spalt in einer Felswand, der zunächst kaum auffällt. Hinter dem Navajo gleiten wir durch die Lücke und befinden uns prompt in einer anderen Welt. Durch die Erosion der Sandsteinfelsen haben sich außergewöhnliche Formen gebildet, die in wunderschönen Pastelltönen leuchten. Ständig ändert sich das Licht, und damit wechseln auch die angeleuchteten Motive. Der Weg am Grund des Canyon ist erstaunlicherweise recht breit und leicht begehbar, wohingegen die Schlucht nach oben hin immer schmaler wird. Sunbeams sehen wir erwartungsgemäß um diese Zeit leider nicht. Dennoch empfinden wir den Spaziergang durch den Canyon als eines der absoluten Highlights unserer Reise und sind ein bisschen traurig, als wir nach etwa einer Stunde schon wieder den Ausgang erreichen.
Unsere Meinung: Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man den Upper Antelope Canyon zwischen 11 und 13 Uhr besuchen, da dann die besten Lichtverhältnisse bestehen und man mit etwas Glück auch die Sunbeams erleben kann. In diesem Zeitraum wird auch eine 2-stündige Fototour angeboten, bei der man mehr Ruhe zum Fotografieren hat. Der Eintrittspreis ist in jedem Fall ziemlich saftig. Dennoch können wir den Besuch des Canyons jedem nur wärmstens empfehlen. Auch am Nachmittag hat er durchaus seinen Reiz; allerdings wirklich nur bei sonnigem Wetter.
Nachdem wir mit dem Jeep zurück zum Parkplatz gebracht worden sind, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Glen Canyon Damm und gehen anschließend in Page eine Pizza essen. Danach fahren wir zum Lake Powell Campground, wo wir problemlos eine Campsite ergattern und einen gemütlichen Abend verbringen.
Zurückgelegte Tageskilometer: 264km
Übernachtung: Lake Powell Campground (Full-Hook-Up) Preis: 24$