Wäsche soweit das Auge reicht. Von Hemden, Hosen, Bettlaken reicht die Palette bis zur Uniform.
Mitten in der Innenstadt von Indiens Metropole Mumbai liegt der Freiluft-Waschplatz Dhobi Ghat (18.982929,72.825405). Nur wenige Haltestellen vom großen Chhatrapati Shivaji Terminus entfernt, kann man Dhobi Ghat bequem mit dem Zug (Haltestelle Mahalaxmi ) erreichen.
Von der Haltestelle aus läuft man auf der KK Road über die Brücke und sieht schon von Weitem auf der linken Seite die flatternden Bettlaken. Von hier oben hat man den besten Überblick auf den Platz und kann die eindrucksvolle Szenerie perfekt beobachten. Die meisten geführten Stadtrundfahrten machen hier ebenfalls einen kurzen Fotostopp für 5 Minuten. Doch Dhobi Ghat ist viel zu schade für einen flüchtigen Blick von oben. Um wenigstens etwas in die Welt der Wäscher einzutauchen, sollte man näher rangehen.
Von der Brücke bin ich zunächst die KK Road weiter bis zum Kreisverkehr gelaufen und in die nächste Straße links (G Babu Sakpal Marg) abgebogen. Ich erreichte einen kleinen Straßenmarkt und fand auf der linken Seite einen Durchgang zum Dhobi Ghat. Nach wenigen Metern begrüßte mich ein älterer Herr und stelle sich als Vorarbeiter einiger Wäscher vor. Keine Ahnung ob das stimmte, aber für eine kleine Aufwandsentschädigung bot er mir eine Führung an.
Zunächst zeigte er mir den alten Ofen, wo das warme Wasser gemacht wird. Über ein Leitungs- und Rinnensystem wir dieses Wasser zu den einzelnen Becken geleitet. Nebenan war ein Verschlag, wo große Fässer mit der Seifenlauge standen. Diese wird ebenfalls über Schläuche und Rinnen zu den Betonbecken geleitet.
Dann kamen wir zu den Betonbecken und er erzählte mir, dass es hier knapp 1000 Stück davon gibt. Das Wäscher-Handwerk hat eine lange Tradition und diese Becken werden meist von Generation zu Generation vererbt.
Heutzutage ist die Arbeit etwas weniger geworden, denn immer mehr private Haushalte besitzen Waschmaschinen. Die meiste Wäsche, die in den Betonbecken von Hand gereinigt wird kommt aus Hotels, Restaurants und aus Krankenhäusern.
Die Preise für die Schufterei sind verhältnismäßig niedrig. Umgerechnet etwa 4 Cent kostet die Reinigung eines Bettlakens. Im Preis enthalten sind auch die Abholung, das Bügeln und die Lieferung der Wäsche.
Viele Arbeiter leben in bescheidenen Blechhütten in direkter Nähe zu den Waschbecken. Oft ist die ganze Familie eingespannt. Während die Männer die Wäsche waschen, ist das Bügeln und auffalten der Kleidungsstücke die Domäne der Frauen.
Am imposantesten fand ich die Zuordnung der Wäsche. Jedes Wäschestück hatte eine Markierung, die den Besitzer identifizierte. Keine Ahnung wie das genau funktioniert, aber irgendwie findet jedes Wäschestück zu seinem Besitzer zurück.
Zum Abschluss der Führung kamen wir zu den Wäscheleinen, wo fein säuberlich sortiert die Wäsche hing. Wie die Jungs die Wäsche an den Leinen befestigen ist eine weitere Kuriosität. Es gibt keine Wäscheklammern. Es werden einfach zwei Leinen verzwirbelt und die Wäsche wird dann zwischen die Leinen eingeklemmt.