Montag, 16.5.2016 – von Völs am Schlern nach Levanto
Als der Wecker uns um 6.20 Uhr aus dem Schlaf dudelte, schlüpfte ich schnell aus dem Bett, drehte die Heizung an und kroch fix wieder in meinen warmen Schlafsack. Erst 20 Minuten später befand ich es als warm genug, um endgültig aufzustehen. Nach einem Müslifrühstück und einer Tasse heißem Kaffee, checkten wir an der Rezeption des Campingplatzes aus und bezahlten die zwei Nächte. Bei sonnigem Wetter und kühlen 13°C – die wir gottseidank im Inneren unseres Campers nicht spürten – fuhren wir unserem nächsten Ziel, der ligurischen Küsten, entgegen. 440 km galt es heute zu bewältigen. Zunächst folgten wir der A22 bis Modena. Dort wechselten wir auf die A1 und kurz hinter Parma auf die E33, die uns immer näher zur Küste führte. Ab Santo Stefano di Magra ging es eine Weile über die E80 landeinwärts, bis wir schließlich an der Ausfahrt Carrodano/Levanto abfuhren.
Der Himmel hatte sich im Laufe der Fahrt immer mehr zugezogen, und nun kamen sogar ein paar Regentropfen runter. Na das hat uns unsere Wetter-App aber anders versprochen, dachte ich grummelig. Als wir uns dann aber der Küste näherten, war der Himmel plötzlich wieder blau und die Sonne strahlte. Also hatte doch alles seine Richtigkeit
In Levanto folgten wir der Straße bis zum Meer und erreichten kurz darauf den von uns favorisierten Campingplatz Acquadolce. Hier war vielleicht was los: Zwischen Olivenbäumen drängten sich Wohnmobile und Wohnwagen dicht an dicht, und im Einfahrtsbereich hatte sich schon eine kleine Wohnmobil-Warteschlange gebildet. Aber mal abgesehen von der Beengtheit war es hier durchaus hübsch, und die Nähe zum Strand sprach natürlich auch sehr für den Campingplatz. Leider sollten wir kein Glück haben. An der Rezeption teilte man uns bedauernd mit, dass der Platz restlos ausgebucht sei. Wir sollten zu einem der anderen Campingplätze fahren und dort unser Glück versuchen. Damit hatten wir mal gar nicht gerechnet. Offensichtlich ist Ligurien im Mai bei Urlaubern sehr beliebt. Leicht frustriert fuhren wir zurück in Richtung Bahnhof und folgten der Ausschilderung zum Campingplatz Albero D’Oro, unserer zweiten Wahl.
Hier hatten wir glücklicherweise mehr Erfolg und konnten uns einen von vier freien Stellplätzen aussuchen. Die Stellplätze befinden sich nebeneinander auf Wiesenstreifen und sind durch schattenspendende Bäume voneinander getrennt. Wäre der Platz nicht so schön begrünt, käme zweifelsohne ein Parkplatzfeeling auf; aber so ist es noch ganz in Ordnung, wenn auch etwas beengt. Schnell hatten wir uns für eine Parzelle entschieden und unseren Camper dort eingeparkt. Mit dem Platzwart regelten wir die Formalitäten, die wirklich sehr unkompliziert waren. Es war vollkommen egal, ob wir nun zwei oder drei Nächte bleiben; das sollten wir einfach spontan entscheiden. Bezahlt werden muss erst beim Auschecken.
Die Stellplätze verfügen alle über einen Stromanschluss (Strom ist im Preis inbegriffen); selbst die kostengünstigeren Plätze auf dem Parkplatz vor der Schranke sind mit Stromsäulen ausgestattet. Des Weiteren gibt es eine Bar, die bis 18 Uhr geöffnet ist, einen kleinen Laden sowie Toiletten- und Duschräume (inklusive). Eine Dumpingstation ist vorhanden und im Bar- und Rezeptionsbereich kann man kostenfrei das WLAN nutzen. Sehr praktisch ist auf jeden Fall, dass der Campingplatz nur ca. 300 Meter vom Bahnhof entfernt ist. Diese Strecke kann man prima in weniger als 10 Minuten laufen, und vom Bahnhof aus gelangt man mit dem Zug zu allen 5 Orten der Cinqueterre sowie nach La Spezia.
Der Tag war noch jung, daher hielten wir uns gar nicht lange auf dem Campingplatz auf. Voller Tatendrang rafften wir unsere Foto- und Videoausrüstung zusammen und zogen los in Richtung Bahnhof. Im Bahnhofsgebäude angekommen kauften wir uns die Cinque Terre Zug- und Wanderkarte, mit der man unbegrenzt zwischen Levanto und La Spezia mit dem Zug fahren und alle Wanderwege nutzen kann. Es gibt 1-Tages- und 2-Tages-Karten (16 € bzw. 29 € pro Person). Wir wollten eigentlich die 2-Tages-Karte, bekamen aber die 1-Tages-Karte, was wir leider erst später merkten. Die Züge fahren im Durchschnitt 2 x stündlich und halten in der Regel in jedem der Cinqueterre Dörfer. Einen Fahrplan haben wir am Campingplatz erhalten. Das Ticket muss man im Bahnhof, an einem der grünen Automaten abstempeln. Nachdem wir das erledigt hatten, suchten wir das richtige Gleis und stiegen kurz darauf in den Zug, der uns in weniger als 10 Minuten nach Vernazza brachte.
Vernazza ist zweifelsohne ein bildschönes Dorf. Wären da nur nicht die Massen an Touristen, die hier Tag für Tag wie die Heuschrecken einfallen. Es liegt auf einer kleinen Halbinsel und ist mit seinen bunten Häusern, der malerischen Hafenpiazza, dem trutzigen Verteidigungsturm und der hübschen, direkt am Meer gelegenen Kirche einfach wahnsinnig fotogen.
Von der Bahnstation gelangten wir schnell ins proppenvolle Ortszentrum und bahnten uns einen Weg zum Hafen. Es war mittlerweile gegen 15 Uhr und die Restaurants platzten aus allen Nähten. Wir hatten noch keinen großen Hunger, aber ein Eis geht in Italien ja eigentlich immer. Ganz vorn im Hafen entdeckten wir die kleine Gelateria Il Porticciolo. Wir reihten uns in die lange Schlange vor dem Eingang ein und warteten geduldig, bis wir dran waren. Das sollte sich auch lohnen, denn das Eis schmeckte wirklich hervorragend und kein bisschen zu süß. Die Sorten Pistazie, Haselnuss und Zimt können wir nur wärmstens weiterempfehlen.
Zufrieden machten wir uns anschließend auf die Suche nach dem Einstieg zum Küstenpfad, der nach Monterosso al Mare führt. Der Weg startet in unmittelbarer Nähe der Kirche. Hier zweigt man nach links in eine Gasse ab, geht zwischen den Häusern eine steile Treppe hoch und gelangt automatisch auf den Wanderweg, der die erste Zeit konstant steil bergauf führt.
Den kompletten Weg von Monterosso nach Vernazza sind wir im Mai 2013 gelaufen und verzichteten daher dieses Mal darauf. Wir liefen lediglich so weit, bis wir eine schöne Aussicht auf Vernazza hatten. Der beste Blick eröffnet sich, wenn man sich oberhalb der sichtbaren Bahngleise befindet, und nur von hier aus hat man ein perfektes Hafenpanorama. Weiter oben versperrt meistens die Vegetation die Aussicht.
Mit ein paar guten Fotos im Kasten machten wir uns wieder an den Abstieg und spazierten als nächstes durch enge, steile Gassen zur Verteiligungsburg Castello Doria, die sich auf einem Felsvorsprung über dem Meer erhebt. Der Turm ist weithin sichtbar, und vom Aussichtspunkt am Küstenpfad hatten wir oben drauf Menschen gesehen. Als wir den Zugang zur Burg erreichten, waren wir nicht überrascht, dort ein Kassenhäuschen vorzufinden. 1,50 € kostete der Eintritt pro Person. Wir beschlossen, dass es uns das wert ist, zahlten und erklommen die Ebene, auf der sich der Turm befindet. Von hier oben bot sich uns ein schöner Ausblick auf das türkisleuchtende Meer und die bunten Häuser des Örtchens. Auf den Turm kletterten wir – aus Unlust oder warum auch immer – nicht.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum Küstenwanderweg, der nach Corniglia führt. Von diesem aus schaut man nochmal aus einer ganz anderen Perspektive auf Vernazza. Leider hat man am Nachmittag volles Gegenlicht, aber zum Sonnenuntergang ist es ein durchaus hübscher Fotopunkt.
Direkt unterhalb des Küstenpfades liegt an der Klippe die Bar La Torre. Als wir dort vorbeikamen, roch es so intensiv und verführerisch nach italienischem Essen, dass wir nicht anders konnten, als dort einzukehren. Wunderschön saßen wir an einem kleinen Tisch auf der sehr schmalen, langgezogenen Terrasse, genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages und die herrliche Pasta mit Meeresfrüchten. Dazu der sensationelle Blick auf Vernazza und das Ligurische Meer und alles war perfekt.
Pappsatt wanderten wir gegen 20 Uhr zurück in den Ort und von dort aus noch einmal zum ersten Aussichtspunkt auf dem Pfad nach Monterosso. Als die Sonne wenig später unterging verfärbte sich der Himmel rosa und lila und in Vernazza gingen nach und nach die Lichter an.
Erst als das Farbschauspiel langsam erlosch, marschierten wir zurück zum Bahnhof und nahmen den nächsten Zug nach Levanto. Zurück auf dem Campingplatz gönnten wir uns noch eine schnelle Dusche. Die sanitären Einrichtungen erwiesen sich leider als etwas ungepflegt. Insbesondere die Duschkabinen bei den Damen waren nicht gerade sauber. Bei langen Haaren an den Wänden und Dreck auf dem Boden schüttelt es mich ja grundsätzlich…
Todmüde fielen wir wenig später ins Bett.
Tagesetappe: 439 km
Übernachtung: Campeggio Albero D’Oro, Levanto
Preis: 31,00 € pro Nacht (setzt sich zusammen aus: 8,50 € pro Person, 14 € für den Stellplatz)