Vor jeder Reise stelle ich mir die gleiche Frage. Nehme ich das Stativ mit oder nicht? Als Landschaftsfotograf sollte ich mir diese Frage eigentlich nicht stellen, da ein Stativ für viele Anwendungsfälle einfach Pflicht ist.
Mein Problem ist aber, ich liebe die einfache, unkomplizierte und schnelle Fotografie aus der Hand. Am liebsten greife ich die Kamera aus meinem Rucksack, passe die Einstellungen an, drücke ab und verstaue die Kamera wieder. Alles in Allem ist so das Foto schnell gemacht und die Wanderung kann ohne große Pause weiter gehen. So oder so ähnlich entstehen etwa 90% meiner Fotos auf Reisen.
Wenn wir allerdings zu Locations kommen, an denen ich
- Langzeitbelichtungen (ziehende Wolken, Sonnenaufgang, verwischtes Wasser, etc.)
- Zeitrafferaufnahmen
- Makrofotos
- Nordlichter-Fotos
- Sternen-Fotos
- Selfies
- usw.
machen möchte, benötige unbedingt einen stabilen Untergrund.
Mein Standard-Dreibein-Stativ, dass ich seit vielen Jahren benutze ist das Manfrotto 190MF4 Carbon mit dem Kugelkopf 468MGRC2*. Mit dieser Kombination bin ich sehr zufrieden und konnte auch in stürmischen Regionen wie Island oder Patagonien wackelfreie Fotos schießen. Allerdings komme ich mit diesem Stativ auf ein Gewicht von 2,2kg und einem Packmaß von 60cm. Dies ist weder leicht noch klein.
Man kann es aber drehen wie mal will, diese Fotos hätte ich ohne ein stabiles Stativ nicht machen können. Alleine dafür hat sich meiner Meinung nach die Mitnahme gelohnt. Aber nicht alle oben gezeigten Fotos sind mit Hilfe eines großen Dreibein-Stativs entstanden.
Auf Roadtrips, die wir von zu Hause aus starten, nehme ich das Stativ immer mit. Keine Frage, im Auto nimmt es keinen Platz weg und falls sich unterwegs eine Aufnahmesituation ergibt, habe ich das Teil immer griffbereit.
Bei Flugreisen sieht das schon wieder ganz anders aus. Bei 20kg Freigepäck macht sich so ein schweres Stativ schnell bemerkbar. Daher war das Teil z.B. auf der Rundreise durch Namibia/Botswana auf der Streichliste.
Klärende Fragen vor dem Reiseantritt
Die Auswahl eines geeigneten Reisestativs ist so individuell wie die Reise selbst. Daher stelle ich mir vor Reiseantritt immer folgende Fragen:
Was möchte ich fotografieren und welche Hilfsmittel benötige ich dafür?
Beispielsweise auf der Rundreise durch Namibia/Botswana war mir klar, dass wir hauptsächlich im Auto sitzen werden und wilde Tiere fotografieren. Ausnahmen sollten der Sonnenaufgang an den Victoriafällen und die Abende in den Camps sein, wo ich den Sternenhimmel fotografieren wollte. Für diese Einsatzzwecke wollte ich das große Dreibein-Stativ zu Hause lassen und nur mein kleines Berlebach-Holzstativ mitnehmen. Durch die geringe Arbeitshöhe des Berlebach musste ich an den Victoriafällen etwas improvisieren. Fast wäre mir der Sonnenaufgang durch die Lappen gegangen, da ich noch auf der Suche nach einem geeigneten Gegenstand war um das Stativ draufzustellen. Schließlich fand ich noch rechtzeitig einen Mülleimer und konnte meine Fotos machen.
Welchen Anspruch habe ich an meine Fotos und ist es mir den Aufwand wert ein Stativ mitzunehmen?
Ich bin ein ambitionierter Fotograf und würde mich sehr ärgern, wenn ich ein bestimmtes Foto nicht machen könnte. Möchtest du aber nur Schnappschüsse und ein paar Erinnerungsfotos machen, kannst du auch gut ohne ein großes Stativ auf Reisen gehen. Auch ich bin zu Kompromissen bereit, wie man im Beispiel oben sieht.
Bei längeren Wanderungen nehme ich das große Stativ mittlerweile auch nicht mehr mit und bin auf Alternativen umgestiegen. Welche genau siehst du unten in der Aufstellung unserer aktuellen Stative.
Mit welcher Kamera bin ich unterwegs?
Ob DSLR oder Smartphone macht einen riesigen Unterschied an den Anspruch des Stativs. Je kleiner und kompakter die Kamera, umso leichter kann auch das Stativ sein. Bei mir sind derzeit folgende Kameras im Einsatz.
- Canon 5D Mark III (Spiegelreflex-Kamera)
- Panasonic DC-G9* (spiegellose Systemkamera)
- Sony RX100 III* (Kompaktkamera)
- GoPro Hero 3/5* (Actionkamera)
- iPhone 6Plus (Smartphone)
- Camcorder Panasonic HCV-700* (Videokamera)
Du siehst, ich nutze viele verschiedene Kameras in allen gängigen Größen. Auf größeren Roadtrips kommen im Normalfall auch alle Kameras mit.
Im Laufe der Jahre, in denen ich bereits ambitioniert fotografiere habe ich mir viele Gedanken über Stative und Befestigungsmöglichkeiten für Kameras im Allgemeinen gemacht.
Hier die Sammlung, die wir aktuell nutzen.
Alle Varianten haben ihre Daseinsberechtigung und sind teilweise für bestimmte Kameras oder Einsatzzwecke gedacht. Vor einer Reise wäge ich nach den oben genannten Kriterien ab welche Utensilien ich mitnehmen möchte.
Monopod Sirui P-204S (mit Standfuß)
Das Gewicht des Sirui P-204S* ist mit 1,4kg deutlich angenehmer auf Reisen. Ein Monopod eignet sich, um große Brennweiten zu stabilisieren (z.B. auf Safari, Sportfotografie, usw.) oder um Hyperlapse-Aufnahmen zu erstellen. Für Langzeitaufnahmen sind Einbeinstative meiner Meinung nach ab einer gewissen Belichtungszeit und starkem Wind leider zu wackelig. Manchmal hilft es hierbei das Stativ irgendwo anzulehnen oder den Standfuß zu nutzen. Auch wenn das Einbeinstativ durchaus für viele Anwendungsfälle gut geeignet ist, wird es bei uns eher selten genutzt.
GorillaPod Focus mit Kugelkopf
Das GorilaPod Focus* mit seinen flexiblen Beinen kann laut Hersteller Kameras bis 5kg tragen. Bei meiner Canon 5D mit einem 24-70mm Objektiv kommt es allerdings schon an seine Grenzen. Bei kleineren Kameras spielt dieses Stativ allerdings seine Stärken aus. Fast überall kann man das Teil stabil hinstellen und befestigen. Bei unseren Reisen ist es fast immer dabei. Einziger Nachteil ist die fehlende Langlebigkeit. Nach einer gewissen Zeit leiern die biegsamen Gelenke aus und die Arme sind nicht mehr so stabil.
Manfrotto Pixi
Das kleine Manfrotto Pixi* Stativ passt in jede Fototasche und eignet sich perfekt als Immer-Dabei-Stativ für Kompakt- und kleinere spiegellose Systemkameras (z.B. Sony RX100 III oder Panasonic DC-G9). Zusammengeklappt ist das Stativ auch als Mini-Selfie-Stick super zu gebrauchen.
Berlebach Ministativ
Berlebach ist bekannt für seine hochwertigen Holzstative. Das kleinste Stativ aus deren Angebot hat sich zu meiner Allzweckwaffe auf Reisen gemausert. Es ist ultrastabil, klein und sehr leicht. Die geringe Bauhöhe (5cm – 36cm) kann allerdings ein Nachteil werden. Oft muss man sich einen geeigneten Gegenstand (Mauer, Stein, etc.) zum draufstellen suchen, um die gewünschte Perspektive zu erreichen. Leider sind beim Berlebach Ministativ* ohne zusätzlichen Kugelkopf leider keine Hochkantfotos möglich und die Neigung der Kamera kann nur über den Auszug der Beine eingestellt werden. Doch kombiniert mit Kugelkopf gibt es für mich derzeit kein besseres Stativ auf Reisen.
The Pod (Bohnensack)
Wir nutzen hauptsächlich den roten Pod*, um die Videokamera während der Autofahrt auf dem Armaturenbrett zu stabilisieren. Auch für die DSLR ist der Bohnensack gut zu gebrauchen. Allerdings muss man aufgrund der winzigen Bauhöhe immer nach einem geeigneten Untergrund suchen. Je nach Kamera und Einsatzzweck, gibt es mehrere Varianten, die sich in Größe und Position der Stativschraube unterscheiden. Bei uns kommt der rote (für die Videokamera) und manchmal der grüne (für die DSLR) zum Einsatz.
Klemme
Die Manfrotto-Superclamp* ist immer dann ideal, wenn man etwas zum dranklemmen hat. Ein stabiler Pfosten (z.B. Schild, Geländer, Laterne) und schon hat man kombiniert mit einem Kugelkopf ein stabiles Stativ. Ohne Probleme kann man eine Vollformat-DSLR an der Klemme befestigen. Ein tolles Teil, was bei mir jedoch selten zum Einsatz kommt.
Selfie-Stick
Bei vielen sind diese Selfie-Sticks verpönt aber für mich sind die Dinger in manchen Aufnahmesituationen ungemein praktisch. Immer, wenn ich selber mit auf dem Bild sein möchte, kommt der Stick bei mir als Armverlängerung zum Einsatz. Beispielsweise, wenn ich mit der GoPro an besonderen Locations eine 360-Grad-Drehungen um die eigene Achse vollführe, ist ein Selfie-Stick meine erste Wahl.
Die neuste Errungenschaft ist ein kleiner Gimbal in Kombination mit Selfie-Stick und GoPro. Dadurch kann ich nun nahezu wackelfreie Videos beim Wandern aufnehmen.
Datenschutz: Das Video ist mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet. Erst mit dem Klicken eines Videos wird eine vollständige Verbindung zu Youtube aufgebaut.
Saugnapfhalterung
Auf unseren Roadtrips befestige ich die GoPro gerne mit Saugnapf auf der Motorhaube oder dem Autodach. Ich nutze die originale Saugnapfhalterung von GoPro*, mit der ich bisher noch nie Probleme bereitet hat. Normalerweise ist das Teil während der kompletten Reise an seinem Platz und ist noch nie abgefallen.
Da der Akku meiner GoPro je nach Wetter nur ein bis zwei Stunden durchhält, habe ich mir bei längeren Autofahrten eine permanente Stromversorgung per USB-Kabel vom Zigarettenanzünder gebastelt. Die Aufnahmen starten und stoppen wir dann mit der Smartphone-App.
Wie du siehst kommt da schon eine nette Auswahl bei uns zusammen. Tatsächlich nutzten wir bis auf das Einbeinstativ und die Superclamp alle Varianten regelmäßig.
Es muss also nicht unbedingt ein teures Gitzo-Stativ für 500€ und mehr sein. Manchmal reicht ein Mini-Stativ für 30€ um atemberaubende Fotos von den Reisen mit nach Hause zu nehmen.
Wie oben bereits erwähnt – Je niedriger ein Stativ ist, desto schwieriger wird es das gewünschte Foto zu machen. Bei einem Ministativ muss man oft improvisieren. Um die nötige Arbeitshöhe zu erreichen musste ich mir schon häufig einen geeigneten Untergrund, wie z.B. einen Pfosten, eine Mülltonne oder ähnliches suchen. Wenn man sich dessen bewußt ist und damit leben kann, ist das Reisegepäck auf Wanderungen um einiges leichter.