2. Safaritag: Fahrt zum Tsavo-West-Nationalpark
Die Tage fangen bei einer echten Safari natürlich zu früher Stunde an. Daher hatten wir uns an diesem Morgen bereits vor Sonnenaufgang mit Nicolas zu einem Gamedrive verabredet. Unser lieber Fahrer war, wie schon gestern, super pünktlich, und auch wir standen zum vereinbarten Zeitpunkt parat. Irgendwie fiel das Aufstehen lange nicht so schwer wie zu Hause, wenn wir zur Arbeit müssen. Komisch, oder?! 😉
Während die Sonne aufging, beobachteten wir in der Nähe des Wasserlochs Elefanten, Giraffen, Zebras, Warzenschweine, ein paar Oryxantilopen und zwei Schakale im ersten Licht. Es war schön, mit anzusehen, wie der Tag langsam erwachte. Eine Elefantenkuh hatte ein winziges Kalb bei sich, das noch etwas unbeholfen neben seiner Mama herlief. Wenig später sahen wir eine große Pavianherde durch Busch ziehen. Ein Hornrabe pickte geschäftig in der roten Erde nach Insekten.
Nicolas meinte, wir könnten nach den Löwen von gestern schauen. Aber leider hatten wir Pech und konnten sie nicht wieder finden. Auch andere herum fahrende Jeeps, mit denen wir in Kontakt waren, hatten das Rudel nirgends gesehen. Das war schade, aber nicht zu ändern. Wie es ausschaute, waren die Tiere wohl weitergezogen. Wir verfolgten ein paar frische Leopardenspuren, doch auch diese Suche blieb erfolglos. So ist das halt bei einer Safari. Nicht immer ist die Suche erfolgreich, aber umso mehr freut man sich auch, wenn man dann ein selten zu sehendes Tier aufgespürt hat.
Schließlich fuhren wir zurück zur Aruba Lodge und genossen dort ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir zu unserem nächsten Ziel, dem Tsavo-West-Nationalpark, aufbrachen. Auf dem Weg dorthin trafen wir einen weiteren Jeep von D.M. Tours. Zwecks besserer Aufteilung stieg ein junges Pärchen zu uns in den Wagen. Wir erfuhren, dass die zwei uns bis zum Amboseli Nationalpark begleiten würden. Anschließend ging es für uns weiter in die Masai Mara, während die beiden mit Nicolas zurück nach Mombasa fahren würden.
Die weitere Fahrt führte uns über eine erstaunliche gute Transitstraße in Richtung Uganda. Wir kamen durch einige kleine Dörfer und vorbei an der berühmten Eisenbahnbrücke, die über den Tsavo River führt. Beim Bau dieser Brücke griffen zwei Löwen – genannt the Ghost and the Darkness – die Bahnarbeiter an. Die Tiere zerrten die Männer nachts aus ihren Zelten und schleppten sie davon. Die Angriffe steigerten sich so drastisch, dass der Brückenbau wegen der Angst der Arbeiter sogar eingestellt wurde. Insgesamt sollen ca. 35 Menschen von den Löwen getötet und teilweise gefressen worden sein. Seitdem nennt man die Löwen auch „Maneater (Menschenfresser) von Tsavo“.
Nach einem kurzen Stop an der Brücke erreichten wir bald das Chyulu Gate zum Tsavo-West-Nationalpark. Bis zur Mittagszeit hatten wir nun noch Zeit für eine kleine Pirschfahrt. Schon auf den ersten Metern konnte man den krassen Unterschied zum Tsavo-East erkennen. Die Landschaft im 9.065 Quadratkilometer großen Tsavo-West ist deutlich hügeliger, es ragen zahlreiche Vulkankegel hervor und die Vegetation ist sehr dicht. Es gibt Grassavannen mit einzelnen Bäumen, hohe Felshügel und Galeriewälder. Der Tsavo River führt permanent Wasser. Des weiteren gibt es die Quelle „Mzima Springs“, die aus zwei Quellbecken besteht, aus denen täglich viele Millionen Liter klares Wasser strömen. Der Park ist das Zuhause der „Big Five“ (Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn) und zahlreicher anderer Tiere. Es gibt sogar ein umzäuntes „Rhino Sanctuary“ das einige der seltenen Spitzmaulnashörner beheimatet und schützt.
Aufgrund der dichten Vegetation war es wesentlich schwerer, Tiere zu aufzuspüren. So fuhren wir längere Zeit herum, ohne etwas Interessantes zu sehen. Glücklicherweise bekam Nicolas dann den Tip, dass sich in der Nähe ein Gepard herumtreibt. Wir folgten dem Hinweis und entdeckten sogar zwei Geparden. Das waren für Frank und mich die ersten Geparden in freier Wildbahn und damit ein besonderes Ereignis. Eine der Katzen lag gemütlich unter einem Baum, während die andere ein paar Meter weiter neben einem Busch hockte – und sie hatte auch noch eine Beute bei sich, an der sie sich gerade satt fraß. Nicolas vermutete, dass es sich um ein Dik-Dik handelte…
Nach diesem tollen Erlebnis fuhren wir gemächlich zum Severin Safari Camp, wo wir für die nächste Nacht eingebucht waren. Das Camp befindet sich in der Nähe der oben erwähnten Quelle „Mzima Springs“. Es hat 20 Doppelzelte, die mit Makuti überdacht sind. Bisher hatten wir noch nie in einem Safarizelt gewohnt und mussten zugeben, dass es purer Luxus ist. Unser Zelt hatte ein gemütliches Doppelbett mit Moskitonetz, ein eigenes Badezimmer mit Dusche und eine Terrasse. Hier konnte man sich wirklich wohl fühlen!
Das außergewöhnlich leckere Mittagsmenü gab es im zu allen Seiten offenen Restaurant. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick über das weite, nicht umzäunte Campgelände. Viel Spaß hatten wir mit ein paar frechen Erdhörnchen und Tokos, die sich nicht scheuten, auf die Tische zu klettern bzw. zu fliegen und was vom Essen zu stibitzen. Ein Toko flatterte sogar laut schimpfend hinter einem Hörnchen her, das einen Keks geklaut hatte.
Gegen 16 Uhr unternahmen wir einen weiteren Gamedrive. Unter anderem besuchten wir nun auch die Quelle Mzima Springs. Dort konnten wir einen kleinen Rundweg laufen und einige Flusspferde und Impalas beobachten. Da auch der Tsavo-West von der extremen Dürre stark betroffen war, wurde seit einiger Zeit von den Rangern Heu zugefüttert, damit die Hippos nicht verhungern mussten. Die Tiere sind ja ans Wasser gebunden und können nicht – wie viele andere Tierarten – ihr Territorium verlassen um nach Nahrung zu suchen. Auf der Weiterfahrt sahen wir Zebras, Giraffen und zum ersten Mal auch einen Klippschliefer. Dieses kaninchengroße, graubraune Tier, welches ein wenig an ein Murmeltier erinnert, ist – laut Nicolas – mit den Elefanten verwandt. Wir fühlen uns ein bisschen verschaukelt, denn der Schliefer sieht nach allem aus, nur nicht nach einem Elefanten. Wenn man sich das Tierchen aber genauer ansieht, dann kann man den Zusammenhang zumindest ansatzweise nachvollziehen: Es hat kleine Hufe mit einziehbaren Fußsohlen und zwei ständig nachwachsende Zähne im Oberkiefer. Auf jeden Fall ist es ein sehr drolliges Wesen.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick auf den Kilimanjaro hat. Mit 5.895 Metern Höhe über dem Meerespiegel ist er das höchste Bergmassiv Afrikas. Glücklicherweise hingen heute Abend nur vereinzelte Wolken über und vor dem Berg, so dass man seine Kontur in der langsam verschwindenden Sonne gut erkennen konnte. Nicolas öffnete eine Flasche Sekt und spendierte uns einen Sundowner, den wir hier oben sehr genossen.
Als die Sonne komplett verschwunden war, stiegen wir wieder in den Jeep und machten uns auf den Rückweg zum Severin Camp. Unterwegs begegneten wir noch einer Löwin, die müde neben der Straße lag und nicht einmal den Kopf hob, als wir langsam an ihr vorbei rollten.
Pünktlich zum Abendessen waren wir im Camp. Wir entschieden uns für die Spezialität des Hauses: Mariniertes Fleisch, das wir uns auf einem heißen Stein selber brutzeln konnten. Dazu gab es frisches Gemüse und Salat. Ein absolut perfektes Dinner, wie wir fanden. Später saßen wir noch an der Feuerstelle des Camps, wo das allabendliche Lagerfeuer vor sich hin prasselte. Von hier aus hatte man einen guten Blick über das Wasserloch, und wir hatten tatsächlich das Glück, ein Flusspferd und einen Impalabock beobachten zu können.
Auch heute ging es wieder relativ zeitig ins Bett, da der lange Tag doch ziemlich geschlaucht hatte und es Morgen wieder früh losgehen sollte.
Übernachtung: Severin Safari Camp, Tsavo-West-Nationalpark