Wir sind nun knapp zwei Wochen wieder zurück und die Eindrücke von unserem Roadtrip durch Namibia und Botswana sind noch frisch. Dutzende male haben wir unsere Erlebnisse bereits Freunden, Verwandten und Kollegen erzählt und nun ist es an der Zeit unser Resümee anhand der meist gestellten Fragen mit Dir zu teilen.
War das nicht gefährlich?
So oder so ähnlich lautet eine der ersten Fragen an uns, wenn wir von unserer Reise durch Namibia und Botswana erzählen.
Umso erstaunter sind die meisten, wenn wir von keinerlei Zwischenfällen zu berichten haben. Zu keinem Augenblick fühlten wir uns von Mensch oder Tier bedroht. Obwohl, als Abends auf dem Campingplatz ganz in unserer Nähe ein Löwe gebrüllt hat, waren wir im Rekordtempo im Fahrzeug verschwunden. Diese Situation empfanden wir irgendwie schon ein wenig bedrohlich 🙂
Tatsächlich sind Namibia und Botswana Länder, die sich sehr gut zum individuellen Reisen eignen. Klar ist nicht jede Straße asphaltiert, es gibt nicht immer Diesel an den Tankstellen und das Angebot in den Supermärkten teilweise ungewohnt. Aber genau diese Umstände machen eine Reise durch Afrika erst aus.
Wie wart ihr dort unterwegs?
Organisierte Reisen sind nicht unser Ding, wir haben die Reiseplanung und den Tagesablauf lieber selber in der Hand. Daher haben wir für unseren 3-wöchigen Roadtrip sowohl das Auto als auch alle Stellplätze selber organisiert.
Den Pickup-Camper haben wir nach Vergleich mehrerer Angebote bei Africantracks gebucht. Das Fahrzeug und der Service hatte uns bereits bei unserer ersten Namibia Rundreise überzeugt. Für 1200N$ pro Tag bekamen wir den Wagen inklusive Campingausrüstung und Transfer vom und zum Flughafen.
Wir wollten unbedingt ein Fahrzeug mit festen Wänden und nicht im Dachzelt schlafen. Wie wir dann unterwegs feststellen mussten, hat aber auch dieses Fahrzeug seine Nachteile. Genau diese festen Wände hielten aber die tagsüber angestaute Wärme in der Kabine. Leider schmorten wir deshalb bei den teilweise extrem warmen Nächten oft im eigenen Saft.
Der Stauraum in der Kabine war mehr als ausreichend. Alle Klamotten und der Proviant hatten Platz in den riesigen Fächern und trotzdem hatten wir noch jede Menge Platz. Genau dieser Freiraum stellte aber bald einen Nachteil dar. Bei den teils heftigen Rüttelpisten haben einige Bierflaschen, eine Milchtüte, eine Packung Haferflocken und ein Glas Tomatensauce den Geist aufgegeben. Bei den Bierflaschen, die wir liegend transportiert haben, wurden die Kronkorken undicht. Das Glas Tomatensauce hat sich auf unruhiger Straße direkt in Scherben zerlegt und den Inhalt in das Fach verteilt. Sehr ärgerlich, weil auch andere Lebensmittel, wie die Haferflocken, der Zucker und die Cornflakes betroffen waren. Um weitere Verluste zu vermeiden haben wir dann die Fächer mit unserer in Tüten verpackter Dreckwäsche ausgepolstert. Und schon passierte nichts mehr.
Das die Pisten heftig auf das Material gehen, konnten wir auch an unserer Außenküche, die sich an der Tür der Kabine befindet, sehen. Dort hat sich das Scharnier und der Schließmechanismus verabschiedet, so dass wir diese nicht mehr nutzen konnten. Fortan konnten wir nur noch mit einem kleinen Aufsatz auf der Gasflasche kochen, was aber auch recht gut funktionierte.
Auf der 22-tägigen Rundreise haben wir 4.400km zurückgelegt. Im Durchschnitt sind wir also 200km pro Tag gefahren. Längere Strecken hatten wir nur zwischen den Nationalparks, ansonsten waren wir an 14 Tagen im gemütlichen Zuckeltempo in den verschiedenen Nationalparks unterwegs.
Innerhalb der Nationalparks war der Straßenzustand sehr unterschiedlich. Von einer gut gewarteten Schotterpiste im Etosha NP bis zur welligen Tiefsandpiste auf dem Weg nach Savuti war alles dabei. Wir mussten keine einzige Wasserdurchfahrt bewältigen, viel mehr erforderte das Fahren durch den Tiefsand unsere vollste Aufmerksamkeit. Auf einigen Abschnitten wurden wir über viele Kilometer heftig durchgeschüttelt. Großes Lob gilt unserem Fahrzeug. Der HILUX hat sich auf der ganzen Tour und insbesondere im Tiefsand sehr gut bewährt. Nur einmal haben wir uns festgefahren und dass war allein unsere Schuld. Wir hatten schlichtweg vergessen den Reifendruck abzusenken.
Wie habt ihr euch zurecht gefunden?
Als Navigationshilfe haben wir voll und ganz auf das Smartphone vertraut. Wir hatten zwar noch einen Reiseführer mit Kartenmaterial dabei, haben diese aber nicht genutzt. Von früheren Reisen durch das südliche Afrika hatten wir bereits die Navigon-App „südliches Afrika“, die uns außerhalb der Nationalparks geholfen hat. Zusätzlich haben wir in der App „Pocket Earth“ die entsprechenden Karten für den Offline-Gebrauch runtergeladen und alle wichtigen Punkte als Favorit abgelegt. In der App sind die meisten kleineren Pisten innerhalb der Parks eingezeichnet. So konnten wir uns prima orientieren, wussten jederzeit wo wir uns befinden und konnten jederzeit unser Camp wiederfinden.
Dazu haben wir uns die Tracks4Africa App gegönnt, die uns mit zusätzlichen Pisten und Informationen versorgt hat.
Wir sind im Nachhinein super mit der Kombination zurecht gekommen.
Eine Straßen- oder Pistenkarte der Nationalparks gibt es nur im Etoscha Nationalpark. An allen anderen Nationalparks gibt es zwar eine große Karte an einer Wand aber keine zum käuflichen Erwerb. An den Shell Tankstellen in Botswana kann man eine recht gute Straßenkarte kaufen, aber auch die hilft einem kaum etwas innerhalb der Parks.
Für die Planung unserer Route haben wir desweiteren folgende Bücher verwendet.
Mit dem Wohnmobil durch Namibia* – zeigt lohneswerte Routen entlang der bekannten Sehenswürdigkeiten.
Reisen in Botswana* – mit allen Nationalparks und Allrad-Strecken.
Botswana – Okavango & Victoriafälle – Reiseführer von Iwanowski* – umfangreicher Individualreiseführer
Wo habt ihr übernachtet?
Der September/Oktober gilt als Hauptreisezeit, daher haben wir die Stellplätze in den Nationalparks, wie auch die privaten Camps alle frühzeitig gebucht oder zumindest reserviert. So überfüllt war es vor Ort dann doch nicht überall. Nur der Stellplätze im Savuti Rest Camp, Moremi (Khwai Camp) und das Camp an der Chobe Safari Lodge waren jeweils an einem Abend komplett gefüllt. Trotz der freien Stellplätze sollte man lieber sichergehen und insbesondere die Camps in den Nationalparks im Vorfeld reservieren.
Auf die Stellplätze mitten in den Nationalparks haben wir uns am meisten gefreut. Im Ihaha Camp (Chobe Riverfront), Savuti Rest Camp, Khwai Camp (Moremi) und dem South Camp (Nxai Pan) gibt es keinen schützenden Zaun, wie im Etosha Nationalpark.
Hier war also Wildnis pur. Am Eingangstor riet man uns, insbesondere mit Anbruch der Dunkelheit in der Nähe des Wagens zu bleiben. Das Sanitärgebäude sollten wir dann, falls unbedingt notwendig auch nur noch mit dem Auto ansteuern. Ab 18Uhr, wenn die Sonne so langsam verschwand, stieg in uns die Spannung. Jedes lautere knacken im Busch ließ uns kurz innehalten und mit der Taschenlampe die nähere Umgebung ausleuchten. Bei dieser abenteuerlichen Spannung mit einem Bierchen (oder wahlweise Amarula) vor dem Lagerfeuer im Campingstuhl zu sitzen und in den gigantischen Sternenhimmel zu blicken – Das ist Afrika.
Die Ausstattung der Camps ist generell sehr einfach. Jeder Stellplatz hat eine Feuer- bzw. Grillstelle, und ein Sanitärgebäude befand sich in der Nähe. Im Etosha Nationalpark und in den privaten Camps hatten wir noch einen zusätzlichen Stromanschluss und Licht direkt am Stellplatz.
Wie wir unsere Stellplätze gefunden bzw. gebucht haben und wie es dort war, schreiben wir bald in einem Extra-Artikel.
Wie habt Ihr Euch versorgt?
An Bargeld kommt man sowohl in Namibia als auch in Botswana problemlos. Am Flughafen in Windhoek haben wir zunächst Euros getauscht und später in Botswana mit der Kreditkarte an verschiedenen Automaten Geld gezogen. Das funktionierte mit unseren Kreditkarten (N26 und Consorsbank) erstaunlich gut. Nur waren manchmal die Automaten leer oder man muss sich in eine lange Schlange einreihen. In Supermärkten und an den meisten Tankstellen ist auch eine Kartenzahlung möglich.
Den Ersteinkauf in Windhoek haben wir im Superspar an der Maerua Mall getätigt. Die Auswahl dort ist riesig und fast mit einem deutschen Supermarkt vergleichbar. Nach etwa zwei Stunden hatten wir alles beisammen und in der Kabine verstaut.
In Botswana und Zimbabwe war das Angebot dann schon deutlich eingeschränkter, und wir haben sogar unseren Essensplan ein wenig umgestellt. Das angebotene Grillfleisch hat uns einfach nicht zugesagt, so sind wir zeitweise Vegetarier geworden. Als vegetarische Variante haben wir einige Male Maiskolben, Mini-Gemsquash, Kartoffeln und Knobi-Brot gegrillt.
Tanken war total unkompliziert. Sobald wir in Richtung Tankstelle fuhren, wurden wir bereits von einem eifrigen Mitarbeiter zu einer Säule gewunken. Dieser hat dann den Wagen vollgetankt, nebenbei die Scheiben gereinigt und anschließend kassiert. An unserem Wagen hatten wir einen Zusatztank verbaut (60 + 80 Liter). Damit konnten wir auch längere Strecken ohne Tankstelle überstehen. Auf der Strecke von Kasane bis nach Maun, wo wir 6 Tage lang durch die Nationalparks gefahren sind, war das sehr hilfreich für uns. Generell empfehlen wir, insbesondere in den dünn besiedelten Gebieten jede Tankstelle zum volltanken zu nutzen. Teilweise war der Diesel an den Tankstellen aus, deswegen sollte man sowieso immer rechtzeitig Tanken.
Was habt ihr gesehen?
Die Rundreise war voll und ganz auf Safari und Tierbeobachtungen ausgelegt. Dafür war der gewählte Reisezeitraum Ende September prinzipiell ideal. Die Wassermassen aus der Regenzeit (November bis April) sind dann im Normalfall verschwunden, die Straßen befahrbar und die Tiere aufgrund der kargen Vegetation gut zu sichten.
Als wir in den Etosha Nationalpark reinfuhren begegnete uns auch direkt die erste große Elefantenherde, die vor uns die Straße kreuzte. Was für ein Start!
In den nächsten Tagen hatten wir noch viele weitere tolle Beobachtungen. Wir konnten unter anderem planschende Elefanten, badende Hyänen, trinkende Giraffen und auch Geparde und einen Löwen beobachten. Fast alle Beobachtungen spielten rund um die gefüllten Wasserlöcher ab. Ist ja auch kein Wunder, die Tiere entfernen sich zu dieser trockenen Zeit nicht allzu weit vom kühlen Nass.
Im Anschluss stand die Chobe Riverfront auf dem Plan. Zunächst haben wir diese auf verschiedenen Bootstouren erkundet. Eine Safari vom Boot aus zu bestreiten war für uns ein komplett neues Erlebnis und eines der Highlights der Reise. Nachdem wir von den Victoria Fällen zurück kamen, haben wir auf dem Landweg die einmalige Riverfront besucht. Dabei war insbesondere die Strecke direkt am Fluss entlang unser absoluter Favorit. Aber selbst vom Campingplatz aus konnten wir vorbeiziehende Herden von Elefanten und Büffeln beobachten.
Doch nun sollte die Safari erst so richtig losgehen. Savuti und Moremi waren die nächsten Parks und diese gelten als die besten Regionen zur Tierbeobachtung im südlichen Afrika. In Foren und auf verschiedenen Blogs hatten wir unter anderem von tollen Löwensichtungen in Savuti gelesen und unglaubliche Fotos gesehen. Unsere Erwartungen an diese Parks war dementsprechend hoch. Umso verwunderter waren wir, als wir bei der Anreise zum Campingplatz in Savuti kaum Tiere sahen. Was war also los?
Wie wir erfuhren hat es in Botswana und auch Namibia seit etwa 5 Jahren nicht mehr im normalen Umfang geregnet. Daher waren fast alle natürlichen Wasserlöcher vertrocknet und viele Tiere abgewandert. Nur die künstlichen, durch Brunnen und Pumpen gespeisten Wasserlöcher hatten noch Wasser.
Wie dramatisch die Tiersichtungen zurück gegangen sind, konnten wir am Eingang zum Moremi NP erfahren. Dort sagten uns die Ranger, die letzte bekannte Löwensichtung sei bereits mehrere Tage her. Auch unterwegs fragten uns die Ranger und Guides, die mit Gästen der umliegenden Lodges unterwegs waren, ob wir was entdeckt hätten.
In der Nxai Pan, dem letzten Nationalpark auf unserer Reise, hatten wir direkt bei der Anreise Glück. Wir konnten eine Gepardin mit ihren zwei Jungtieren beobachten. Da dachten wir schon an einen versöhnlichen Abschluss, was sich bei den folgenden Pirschfahrten leider wieder relativierte. Weder an dem einzigen gefüllten Wasserloch, noch entlang der umliegenden Pisten konnten wir weitere spannende Sichtungen machen. Safaris sind immer Glückssache, manchmal sieht man halt wenig. Das kannten wir auch schon von früheren Reisen. Dennoch kehrten wir leider viel zu oft etwas deprimiert zurück zum Camp.
Wir würden eine ähnliche Tour auf jedem Fall wieder machen, dann aber entweder den Reisezeitraum auf das Ende der Regenzeit (April/Mai) legen oder ein Jahr wählen in dem es wieder ausreichend geregnet hat.
Habt Ihr Euch Impfen lassen?
Im Vorfeld zu der Rundreise haben wir eine Impfberatung bei unserer Hausärztin in Anspruch genommen. Eine Gelbfieber oder eine Tollwut-Impfung war demnach nicht unbedingt erforderlich. Nur eine Malaria-Prophylaxe war für den gesamten Reisezeitraum unabdingbar.
Gab es viele Insekten?
Insgesamt gab es weniger Mücken als gedacht. Vielmehr haben uns kleine Fliegen und Käfer auf den Campsites geärgert. Diese landeten im Essen, versuchten in jegliche Körperöffnung zu fliegen oder surrten die ganze Zeit um uns herum.
Im Fahrzeug hatten wir relativ wenig Ungeziefer, da wir penibel darauf geachtet haben, den Mückenvorhang geschlossen zu halten.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
So eine Rundreise ist sicherlich nicht für jeden etwas. Du musst schon eine Portion Abenteuerlust mitbringen und im Idealfall gegenüber Staub, Dreck und Ungeziefer nicht allzu penibel sein. Etwas Basiswissen rund ums Auto kann nicht Schaden. Z.B. wie Wechsel ich einen Reifen und wie benutze ich den Kompressor um den Reifendruck anzupassen.
Offroad-Erfahrungen sind nicht nötig aber fahrerisches Geschick ist von Vorteil. Wir hatten auch keine Erfahrungen im Tiefsand zu Fahren, hatten den Dreh aber nach kurzer Zeit raus.
Beim Vermieter und auch den Polizeikontrollen unterwegs wurde der internationale Führerschein verlangt. Ohne geht hier gar nichts.
Ich freu mich jetzt schon auf die Bilder 🙂 Ich war ja auch schon in Namibia und Botswana unterwegs, hatte teilweise sogar die gleichen Unterkünfte, wenn die von der Reiseplanung-Seite noch passen. Botswana war für mich damals ein Wahnsinns Erlebnis und wir hatten dort mehr Tiere gesehen als sonst im südlichen Afrika (war jetzt ja schon ein paar mal….) In Botswana waren wir allerdings im Mai, da es dort nicht ganz so heiß ist. Und wir haben damals auch einen Abstecher zu den Victoria Fällen gemacht. Nächstes Jahr ist bei uns wieder Namibia angesagt, aber diesesmal wird nur der Norden bereist.
Hallo Ela, na da bist Du ja wohl auch mit dem berühmten Afrika-Virus infiziert 🙂
Uns wird es dort auch immer wieder dorthin hinziehen. Wie geschrieben, werden wir wohl beim nächsten Mal, so wie Du eher im Frühjahr nach Botswana fahren. Bald geht es los mit dem ausführlichen Reisbericht. Allerdings gibt es noch eine Menge nachzubereiten.
Oha, das klingt doch schon sehr gut. Ich bin mir sicher, dass es bald Bilder regnen wird, richtig? Da bin ich schon gespannt!
Und ich sollte langsam aber sicher auch Mal einen internationalen Führerschein beantragen.
Viele Grüße
Marc
Na klar werden noch jede Menge Bilder und weitere Infos zu unserer Reise folgen. Wenn Du es nicht erwarten kannst, auf Instagram und Facebook gibt es auch schon ein paar weitere Fotos 😉