Eine Reise nach Kenia, dem Mutterland der Safaris stand schon lange auf unserer Wunschliste. In kaum einem anderen Land sind die Möglichkeiten von Tierbeobachtungen so genial.
Zu unserem zweiwöchigen Badeurlaub buchten wir daher eine 6-tägige Safari dazu. Diese führte uns durch die Nationalparks Tsavo Ost, Tsavo West, Amboseli und zum Abschluss in die Masai Mara.
Diese Safari und besonders die Tage in der Masai Mara wurden ein Reiseerlebnis, dass wir wohl nie vergessen werden.
1. Safaritag
Frühmorgens um 6:30 Uhr wurden wir von einem Fahrer der Firma „D.M. Tours“ an der Rezeption des Hotels abgeholt. Der junge Kenianer stellte sich uns als Nicolas vor, schnappte sich unsere Reisetasche und lud sie in den Landcruiser. So wie es aussah hatten wir den geräumigen Jeep mit Dachluke erstmal für uns. Wir machten es uns hinter Nicolas auf den vorderen Sitzen bequem, und schon ging es los in Richtung Tsavo-East-Nationalpark. Auf den Straßen herrschte ein wuseliges Treiben. Kein Wunder: Es war Montag und auch hier wird schließlich gearbeitet. Viele Kenianer haben keinen fahrbaren Untersatz, und so muss es auch zu Fuß gehen. Und zwar immer am Straßenrand entlang. Später kamen wir noch durch einsame Steppengebiete.
Nach ca. 135 km und zwei Stunden Fahrtzeit, erreichten wir den Tsavo Ost über das Buchuma Gate. Der Park ist mit 11.747 Quadratkilometern der größte Nationalpark Kenias. Er besteht aus Gras- und Buschsavannen, halbwüstenartigen Steppen, Akazienwäldern und Felsgruppen. Es gibt die saisonalen Flüsse Voi und Mbololo sowie die ständig Wasser führenden Flüsse Athi und Galana. Der Tsavo beheimatet viele verschiedene Tierarten, ist aber besonders berühmt für seine roten Elefanten, die ihre Farbe der roten Erde des Parks verdanken, und für seine Löwen.
Am Parkeingang ließen wir uns erstmal zwei Safarihüte aufschwatzen, die sich im Nachhinein noch als sehr praktisch erweisen sollten. Nicolas klappte die Dachluke des Jeeps hoch, damit wir jederzeit aufstehen und herausgucken konnten. Und schon waren wir auf unserer ersten Pirschfahrt. Das Wetter war mal wieder herrlich; zwar zogen einige Wolken über den Himmel, diese waren aber harmlos, und die Sonne strahlte ungehindert auf uns herab. Leider hielt die Trockenphase nun schon ziemlich lange an, und so war die Landschaft sehr ausgetrocknet und karg. Unweigerlich fragt man sich, wovon die Tiere hier leben. Da wussten wir aber noch nicht, dass sie hier im Vergleich zum Amboseli Nationalpark, noch im Schlaraffenland lebten.
Bis 12 Uhr fuhren wir durch den Park. Frank und ich standen die meiste Zeit im Fahrzeug und spähten aus der Dachluke. Wir hatten Begegnungen mit Impalas und Grant Gazellen, die mühsam nach den letzten grünen Blättchen suchten. Des weiteren sahen wir kleine Gruppen von Zebras und Elefanten, die sich im Schatten der Akazien zusammen gerottet hatten, um die Mittagshitze besser ertragen zu können.
Etwas traurig waren wir, als wir den verwesenden Körper eines mächtigen Elefanten entdeckten. Neben dem toten Dickhäuter lag ein schwer atmender Tsavo-Löwe. Er schien den Körper noch zu bewachen und gelegentlich davon zu fressen.
Am und im Wasserloch, in der Nähe der Aruba Lodge, tummelten sich zahlreiche Elefanten, Zebras und Warzenschweine. Die Tiere genossen sichtlich das wenige Nass, das es hier noch gab. Um in Trockenzeiten eine komplette Katastrophe zu verhindern, hat man einige wenige Wasserlöcher geschaffen, in die durch Windräder Grundwasser gepumpt wird. So haben die Tiere eine bessere Chance zu überleben. Der Aruba Damm und der dazugehörige See, in dem sonst Nilpferde schwimmen, war leider auch komplett ausgetrocknet. Man konnte den Menschen und Tieren wirklich nur wünschen, dass es bald endlich ergiebige Regenfälle geben würde.
Ein echtes Highlight war wenig später das Straßencrossing einer Elefantenherde. So nah waren wir den riesigen Tieren bisher noch nie gekommen. Sie hatten auch einige Kälber bei sich, die sich eifrig anschickten, mit der Herde Schritt zu halten.
Wie Nicolas es schaffte, während der Fahrt noch erfolgreich Ausschau nach Tieren zu halten, war uns schleierhaft. Wir sahen die meisten Tiere erst, wenn er uns auf sie aufmerksam machte, und selbst dann hatten wir hin und wieder Schwierigkeiten, sie in der Buschlandschaft auszumachen. Man muss wohl wirklich erst ein Auge dafür entwickeln.
Nach diesen Eindrücken fuhren wir zur Aruba Lodge, wo wir die kommende Nacht verbringen würden. Die 2008 eröffnete Lodge liegt direkt am Aruba Damm und verfügt über 40 Zimmer, die in kleinen gemauerten Häusern untergebracht sind. Unser Zimmer war hell und in warmen Farben gehalten. Von der angeschlossenen Terrasse hatten wir einen schönen Blick in den Busch, wo auch prompt ein Elefant vorbeizog. Im Hauptgebäude der Anlage gab ein reichhaltiges und sehr leckeres Mittagessen in Buffetform. Anschließend nutzten wir die Mittagspause, um uns die Anlage ein bisschen anzuschauen. Hier entdeckten wir einige farbenfrohe Agamen, die die Sonne genossen.
Um 15 Uhr ging es auf eine weitere Pirschfahrt durch den Park. Direkt zu Beginn entdeckten wir unter einem schattenspendenden Busch ein schlafendes Löwenrudel. Hier wollten wir später noch mal herkommen. In einer etwas grüneren Buschlandschaft sahen wir etliche Masaigriaffen und ein paar Giraffenhalsgazellen (Gerenuks). Die Giraffenhalsgazellen fanden wir ziemlich amüsant, da sie – ihrem Namen entsprechend – einen sehr langen Hals haben, dafür aber einen zu kleinen Kopf und riesige Ohren. Kurz darauf bekamen wir unser erstes Dik-Dik zu sehen, eine scheue Zwergantilope, mit rüsselartiger Schnauze, lustigem Stirnschopf, Mini-Hörnchen, Knopfaugen und großen Ohren. Besonders Frank war ganz verzückt von dem kleinen, zierlichen Böckchen, das eifrig durch den Busch wuselte. Während der Weiterfahrt waren wir ganz überrascht, dass der Tsavo-East offenbar doch noch einige recht grüne Ecken parat hielt. Gleich sah die Gegend viel schöner und freundlicher aus. Im allerschönsten Nachmittagslicht spürten wir eine kleine Elefantengruppe auf, die wunderbar rot leuchtete. Anschließend erlebten wir einen filmreifen Sonnenuntergang. Nicolas hatte den Jeep an einer günstigen Stelle angehalten. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Blick auf die umliegenden Berge, den roten Himmel und den orange leuchtenden Sonnenball. Komplettiert wurde die Szenerie durch ein paar vereinzelt stehende Büsche und eine große Akazie. Das war buchstäblich ein überwältigender Abschluss des Tages.
Auf dem Rückweg zur Lodge fuhren wir noch mal bei den Löwen vorbei, die so langsam in Schwung kamen. Es waren insgesamt sechs weibliche Tiere. Eines wälzte sich genüsslich, während zwei andere sich gerade erhoben und erstmal ausgiebig pieselten. Die restlichen drei Kollegen brauchten wohl noch ein bisschen Zeit um in die Gänge zu kommen. Leider wurde es zu dunkel, so dass wir heimfahren mussten. Aber für den ersten Tag waren das schon allerhand tolle Begegnungen gewesen, die wir erstmal verdauen mussten.
Das Abendessen wurde – wie schon das Mittagessen – in Buffetform serviert und war sehr lecker. Danach sortierten wir noch auf dem Zimmer die unzähligen Fotos, die Frank geschossen hatte. Danach schliefen wir todmüde ein.
Übernachtung: Ashnil Aruba Lodge, Tsavo-East-Nationalpark