Unsere 30 Urlaubstage sind jedes Jahr schnell für unsere Fernreisen verbraten. Um zwischen den geplanten Reisen ein wenig zusätzliches Urlaubsgefühl zu tanken, streuen wir deshalb ab und zu einen Kurzurlaub ein.
Aus dem Ruhrgebiet sind z.B. Holland, das Mittelrheintal oder die Eifel lohnenswerte und schnell erreichbare Ziele. Den gleichen Gedanken hatte wohl auch meine Freundin, als sie mir zum Geburtstag einen zweitägigen Aufenthalt in St. Goar am schönen Mittelrhein schenkte.
Anreise
Die Strecke von etwa 220 km aus dem Ruhrgebiet ist bei freier Strecke in 2,5 Stunden zu schaffen. Am Freitagnachmittag ist so eine Rekordzeit leider nicht machbar, aber nach etwas mehr als 3 Stunden rollten wir auf den Parkplatz unserer Unterkunft.
Wohnen
Das Hotel Landsknecht liegt etwas außerhalb von St. Goar. Zunächst dachten wir, es wäre ein Nachteil nicht direkt im Ort zu wohnen, aber genau dieser Umstand entpuppte sich sehr bald als Glücksgriff. Unser ordentlich ausgestattetes Zimmer (sogar mit Kühlschrank) lag im Souterrain mit Blick auf den Rhein. Zur Ausstattung des Hotels gehört unter anderem ein Wellness-Bereich, ein Fahrradverleih und ein Restaurant mit schöner Sonnenterasse.
Das Frühstück in Buffetform war im Zimmerpreis enthalten. Es gab eigentlich alles was das Herz begehrt: Müsli, Joghurt, Körnerbrötchen, selbstgemachte Marmeladen, jede Menge Aufschnitt, verschiedene Käsesorten, Säfte und natürlich Kaffee. Zu unserem Glück war das Wetter bereits am frühen Morgen so schön, dass wir an beiden Wochenendtagen auf der Terrasse frühstücken konnten. Zwischen der Terrasse und dem Rhein liegt keine nervige Straße, kein Radweg oder sowas in der Art. So eine geniale ruhige Lage haben wir im Ort sonst nirgendwo entdecken können.
Das Abendessen haben wir an einem Abend ebenfalls auf der gemütlichen Panoramaterrasse eingenommen. Nadine hatte die Poulardenbrust mit Sesamsalz auf Gemüsereibeplätzchen, und ich hatte den Rheinischen Sauerbraten mit Rotkohl, Kartoffelterrine und Apfelkompott. Qualitativ war das richtig gut, und dazu haben wir einen leckeren Hauswein getrunken. Der anschließende Nachtisch war auch ausgezeichnet.
Wandern zum Dreiburgenblick
Noch am Ankunftstag wollten wir eine kleine Wanderung machen, also fuhren wir mit dem Auto nach St. Goar und parkten kostenfrei in der Nähe der Rheinfähre. Am Wochenende fährt diese im Pendelverkehr hin und her und transportiert vom Fußgänger bis zum Reisebus alles über den Rhein. Wir zahlten den Fahrpreis von 1,80 € pro Person und fuhren hinüber nach St. Goarshausen. In dem schmalen Rheintal führen fast alle Weg nach oben; so wanderten wir einen anstrengenden Weg hinauf, bis wir nach gut einer halben Stunde den Aussichtspunkt “Dreiburgenblick” erreichten. Die Anstrengungen waren im Nu vergessen, denn der Blick auf die Burg Katz, den Rhein und den Loreley-Felsen war einmalig schön. Im weiteren Verlauf des Weges, der übrigens auch Teil des Rheinsteigs ist, erreichten wir eine Aussichtsplatform, von der man die Burg Rheinfels und die Burg Maus sehen kann. Gemächlich folgten wir dem Weg fortan bergab, bis wir wieder den Ort St. Goarshausen erreichten und mit der nächsten Fähre zurück nach St. Goar fuhren.
Radtour am Rhein
Für den Samstag hatten wir eine Radtour entlang des Rheins geplant. Am Hotel bekamen wir für je 7 € Tagesmiete ordentliche Fahrräder.
Auf beiden Seiten des Rheins sind Radwege vorhanden. Teilweise ist der Radweg auf der rechtsrheinischen Seite unterbrochen und man muss kurzzeitig auf die Straße ausweichen. Linksrheinisch, also auf der Seite von St. Goar, Oberwesel und Boppard ist der Radweg durchgängig befahrbar. Das Rheintal ist relativ schmal, daher liegen Radweg, Bundesstraße und Bahnschienen in vielen Bereichen sehr nah zusammen. Insbesondere wenn die langen Güterzüge durch das Tal brausen, kann das schon mal etwas nerven.
Immerhin sind die Strecken auf beiden Seiten des Rheins extrem flach, was ein gemütliches, wenig anstrengendes Radfahren ermöglicht.
Wir starteten erstmal von St. Goar aus in Richtung Oberwesel. Als wir den Ort mit seinen hübschen Fachwerkhäuschen erreichten, wollten wir die Räder anketten und ein paar Schritte zu Fuß machen. Naja, es kam wie es kommen musste: Ich hatte den Schlüssel des Fahrradschlosses offenbar unterwegs verloren. Alles Suchen half nichts, er war und blieb spurlos verschwunden. Leider hatte man uns nur ein Schloss für beide Räder zur Verfügung gestellt, und dieses war nun unbrauchbar. Schön blöd, ohne Schloss trauten wir uns nicht weit weg von den Rädern. So waren wir ruckzuck fertig mit unserer Stipvisite in Oberwesel. Auf der Weiterfahrt durch den Ort stießen wir glücklicherweise auf einen geöffneten Fahrradladen, wo wir ein neues, billiges Schloss bekamen.
Unsere nächste Rast legten wir in Bacharach, einem wirklich hübschen, besuchenswerten Örtchen, ein. Zunächst erkundeten wir die engen Gassen mit ihren prächtigen Fachwerkhäusern. Dann wanderten wir hoch zur Burg Stahleck, wo sich eine Jugendherberge und ein Panorama-Biergarten befindet. Von hier aus hat man einen schönen Überblick über das Rheintal.
Wieder auf dem Radweg, passierten wir bald die auf einer Insel gelegene Burg Pfalzgrafenstein beim Örtchen Kaub. Optisch erinnert die kleine Burg ein wenig an einen Schiffsrumpf.
An der nächsten Fährstelle setzten wir über nach Lorch, um auf der anderen Rheinseite zurück zu fahren. Auf der rechtsrheinischen Seite blies uns nun kontinuierlich ein strenger Gegenwind ins Gesicht, der das Radfahren ziemlich anstrengend gestaltete. Zudem war der Radweg oft sehr schmal und die Streckenabschnitte ohne Radweg auf der B42 ziemlich nervig.
Wir fuhren an Kaub vorbei bis wir kurz hinter dem Loreley-Felsen St. Goarshausen erreichten. Ziemlich ausgelaugt gönnten wir uns eine längere Mittagspause im Biergarten des Gasthauses “Zum Schiffchen”.
Anstatt nun auf dieser Rheinseite weiter zu fahren, setzten wir über nach St. Goar fuhren nun auf der linksrheinischen Seite weiter in Richtung Boppard. Hier war der Radweg deutlich schöner ausgebaut als auf der anderen Rheinseite. Eine gute Entscheidung also!
In Boppard angekommen, gönnten wir uns ein leckeres Eis an der schönen Rheinpromenade. Hier war es zum ersten mal richtig touristisch. Viele Restaurants hatten Tische an der Promenade stehen, es gab Souvenirgeschäfte und Ausflugsschiffe legten an hier an. Auch wenn es etwas trubeliger war hat es uns hier richtig gut gefallen, und ein richtig schönes Urlaubsgefühl stellte sich ein.
Eigentlich hatten wir für heute noch DIE Attraktion am Mittelrhein eingeplant: Eine Fahrt von Boppard mit dem Sessellift zur Bergstation, von wo aus man die berühmte Rheinschleife sehen kann. Mittlerweile war es aber schon später Nachmittag, und so haben wir dieses Highlight lieber auf den Sonntag verschoben. Am Ende des Tages hatten wir fast 70 km in unseren Beinen und unsere Hintern schmerzten gewaltig.
Heimreise mit Abstecher zur Rheinschleife
Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel checkten wir aus und traten die Heimfahrt an. Wir cruisten zunächst wie geplant nach Boppard und parkten direkt an der Talstation des Sessellifts.
Die etwas über 230 Höhenmeter bis zum Aussichtspunkt kann man auch zu Fuß bezwingen. Uns war aber eher nach einer gemütlichen Fahrt mit der Sesselbahn, auch wenn dafür 7,50 € pro Person fällig wurden. Wir konnten einige Mountainbiker sehen, die mit ihren Fahrrädern ebenfalls per Sessellift hoch fuhren. Die Fahrräder können ganz praktisch in eigens dafür installierten Halterungen transportiert werden. Das Ziel der Biker war der auf dem Berg gelegene Bike Park mit seiner 1,3 km langen Waldabfahrt.
Nach 20 Minuten idyllischer Fahrt erreichten wir die Bergstation, von der aus ein kurzer Wanderweg zu einem Biergarten mit Panoramablick führt. Wir konnten einen Tisch in der ersten Reihe mit perfektem Blick auf die gesamte Rheinschleife ergattern. Nach einem leckeren Kaffee und ein paar Panorama-Fotos liefen wir noch zum nächsten Aussichtspunkt, dem “Vierseenblick” weiter. Natürlich gibt es hier keine Seen, doch durch die umliegenden Hügel werden Teile der Rheinschleife verdeckt, und durch diese optische Täuschung wirkt es so, als wären dort 4 Seen.
Langsam liefen wir zurück zur Sesselbahn und fuhren wieder hinunter zur Talstation. Bevor wir unsere Heimreise fortsetzten, flanierten wir noch entlang der nahegelegenen Rheinpromenade und erkundeten den kleinen, schnuckeligen Ort.
Dann wurde es leider langsam Zeit weiterzufahren und den wunderschönen Kurzurlaub zu beenden. Bis kurz hinter Koblenz fuhren wir noch am Rhein entlang, doch dann erreichten wir die Autobahn und brausten heimwärts. In den Gedanken waren wir immer noch im Urlaubsmodus und dachten schon über einen nächsten Kurzurlaub nach…
Als Bonnerin (gebürtige Kölnerin) freut es mich natürlich zu hören, dass es dir am Rhein so gefallen hat 🙂 Schöner Artikel, auch die Bilder find ich toll! Viel Spaß bei eurem nächsten Kurzurlaub 🙂 Liebe Grüße!