Samstag 19.05.2012
An diesem Morgen mussten wir mal wieder in aller Frühe aufstehen, da wir um spätestens 8 Uhr in Lüderitz am Hafen sein sollten. Wir hatten bereits zu Hause übers Internet eine Bootsfahrt mit dem Segelschoner Sedina gebucht. Die 2-stündige Tour würde uns zu der mit Pinguinen besiedelten Halifax Insel führen.
Also machten wir uns schon vor Sonnenaufgang auf den Weg über die gut ausgebaute B4 in Richtung Küste. Es war ausgesprochen windig, was zu Sandverwehungen auf der Straße führte. In regelmäßigen Abständen warnten auch Schilder den Autofahrer vor Wind und Sand. Bei heftigem Sandsturm soll man wohl besser anhalten und die Frontscheibe schützen, damit man keine Milchglasscheiben bekommt. So schlimm war es aber Gott sei dank nicht. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir die kleine Küstenstadt und fanden problemlos einen Parkplatz direkt am Hafen.
Wir mussten nicht lange warten, sondern konnten direkt auf die schon bereitstehende Sedina steigen. Außer uns kamen nur noch zwei weitere Gäste, Australier. So war Bewegungsfreiheit auf dem Boot garantiert. Wir freuten uns auf die Tour, die Sonne schien bereits vom strahlend blauen Himmel und verhieß ein herrliches Segelwetter. Aber mit der Freude war es leider ziemlich schnell vorbei: Kaum waren wir aus der geschützten Hafenbucht heraus gefahren, knallte uns ein heftiger Wind entgegen, und der Wellengang war enorm. Am Anfang fanden wir das noch ganz amüsant, aber je länger die Fahrt dauerte desto turbulenter wurde es. Die Wellen brachen sich an der Sedina, und jede Menge Gischt spritze uns ins Gesicht und über den Körper. Innerhalb kürzester Zeit waren wir komplett durchnässt und durchgefroren. Einen Rückzugsort gab es nicht, also half nur ausharren, Augen zu und durch. Glücklicherweise sind wir ziemlich seefest und hatten nicht mit Übelkeit zu kämpfen. Nach knapp einer Stunde erreichten wir die Pinguininsel, doch an eine ungestörte Beobachtung der Tiere war nicht zu denken. Das Boot schaukelte wie verrückt und konnte nicht so nah an die Insel heranfahren, wie es bei ruhiger See möglich ist. Unsere beiden australischen Mitstreiter hatten sich bereits so weit wie möglich in den Niedergang zur Kajüte verzogen, wo sie ein bisschen geschützter standen. Wir hingegen hielten tapfer in der Kälte durch. Das Filmen hatte ich nach einem kläglichen Versuch lieber eingestellt, doch Frank gelangen zumindest zwei oder drei schöne Fotos von den Pinguinen. Als der Skipper nach kurzer Zeit abdrehte und zurück in Richtung Hafen fuhr, war die allgemeine Erleichterung groß. Die Hafeneinfahrt am Horizont zu sehen, erschien uns wie eine Erlösung. Laut unserem Skipper sind solche Wetterverhältnisse hier keine Seltenheit, doch bisher hatten wir in Reiseberichten anderer nichts darüber gelesen. Naja, so waren wir um eine Erfahrung reicher und beschlossen, uns in Zukunft mit Bootsfahrten lieber zurückzuhalten, denn bereits in Irland hatten wir eine ähnlich katastrophale Tour zur Gap of Dunloe mitgemacht, die nach kurzer Zeit abgebrochen werden musste. Wasser war nur zu offensichtlich nicht unser Element.
Es war toll, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Im Camper zogen wir uns schnell um, denn eine Erkältung konnten wir momentan überhaupt nicht gebrauchen. Anschließend stiefelten wir zum nahegelegenen Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Mit der Campingplatzauswahl schaut es in Lüderitz leider nicht so gut aus. Unseres Wissens gibt es nur ein Camp, das ungeschützt direkt am Wasser liegt. Aufgrund des starken Windes haben wir uns daher für ein Zimmer im hübsch gelegenen Nest Hotel entschieden. Nach der Zeit im Camper war eine Nacht im Hotel purer Luxus, den wir sehr genossen. Zum Aufwärmen gönnten wir uns erstmal eine schöne, heiße Dusche.
Dann zogen wir uns warme Sachen an und gingen zu Fuß in das Örtchen. Bei Straßennamen wie Moltkestraße, Bahnhofstraße oder Bismarckstraße kamen wir uns fast heimisch vor. Auch die gut erhaltenen Gebäude aus der Kolonialzeit mit Aufschriften wie Turnhalle, Lesehalle oder Konzert- und Ballsaal wirkten sehr vertraut. Was leider auch weiterhin sehr störte, war der extrem heftige Wind bzw. der aufgewirbelte Sand, der uns ins Gesicht geblasen wurde. Im Diaz Coffee Shop gönnten wir uns einen schönen, heißen Cappuccino, der uns ein bisschen aufwärmte. Auf dem Weg zum Goerke Haus und der Felsenkirche, die komplett frei auf einer Anhöhe steht, wurde der Wind so heftig, dass wir fast weggeweht wurden. So beschlossen wir, unsere Stippvisite lieber abzubrechen. Auf dem Weg zurück zum Hotel, wurden wir von zwei Straßenhunden begleitet, die sich wohl Hoffnung auf eine Mahlzeit machten. Ich hätte ihnen wirklich gern ein Würstchen spendiert, aber Frank fand das gar nicht gut und rief mich zur Vernunft (“Sonst werden wir die nie mehr los! Die kommen schon klar.”). Ein bisschen traurig folgte ich Frank ins Hotel und ließ die erwartungsvoll dreinschauenden Tierchen vor der Tür zurück. So was bricht mir ja immer das Herz…
Zum Abendessen wollten wir nicht noch einmal vor die Tür gehen. Daher gönnten wir uns im hoteleigenen “Penguin Seafood Restaurant” ein leckeres Dinner mit gebackenen Austern und Fisch.
Gefahren: 124km
Stellplatz: Zimmer im Nest Hotel