08. September 2015
Leider war die Nacht recht unruhig gewesen. Anscheinend lebten in den Zimmerwänden und Zwischendecken Mäuse, und es hatte in der Nacht ständig gefiept und geraschelt. Das hörte sich fast so an, als wären die Mäuse mit uns im Zimmer. Gar nicht so einfach, bei so einer Geräuschkulisse zu schlafen…
Um kurz nach 8 Uhr waren wir beim Frühstück. Die Auswahl am Buffet war riesig: Es gab 3 Sorten Joghurt, Müsli, Cornflakes, Toast, Wurst, Käse, Scones, Muffins, Obst, Marmeladen und verschiedene Säfte. Dazu wurden mal wieder diverse Eiergerichte oder alternativ ein Full English Breakfast angeboten. Alles in allem ein richtig tolles Frühstück.
Gegen 9 Uhr fuhren wir los in Richtung Namaqua Nationalpark. Wir waren äußerst gespannt, ob die Blumen dort tatsächlich so toll blühen, wie die Dame von der Touristeninformation es beschrieben hatte. Irgendwie konnten wir uns das kaum vorstellen. Zumindest das Wetter sollte uns nicht in die Quere kommen, denn die Sonne schien strahlend vom nahezu blauen Himmel. Lediglich die Temperatur, die jetzt am Morgen bei gerade mal 12 Grad lag, konnte vielleicht ein Problem darstellen.
Über Springbok und Kamieskroon fuhren wir den gleichen Weg zurück, den wir gestern gekommen waren. Direkt bei Kamieskroon führt eine Schotterpiste zum Namaqua Nationalpark. Der Park wurde 1988 unter dem Namen Skilpad Wildflower Reserve gegründet. Er hatte damals „nur“ eine Fläche von 930 ha. Später wurde das Gebiet auf eine Größe von 68.000 ha erweitert und erlangte dadurch Nationalparkstatus. Im Jahr 2008 sind noch einmal 36.000 ha Land dazugekommen. Der Park beheimatet mehr als 3.000 verschiedene Pflanzenarten und verwandelt sich nach einer ergiebigen Regenzeit im August und September in ein regelrechtes Blütenmeer.
Während wir in gemäßigtem Tempo die Schotterpiste zum Namaqua Nationalpark entlangfuhren, kamen wir an ein paar Blumenfeldern mit zart lila schimmernden Blüten vorbei. Die Knospen waren noch nicht ganz geöffnet, daher war die Farbe etwas blass. Aber es war ein Anfang, und wir schöpften wieder Hoffnung. Wenig später erreichten wir das Eintrittshäuschen zum Nationalpark. Nachdem wir pro Person 64 Rand bezahlt hatten, durften wir passieren. Wir waren kaum ein paar Meter weitergefahren, da eröffnete sich plötzlich der Blick auf die ersten orangefarbenen Blumenfelder. Und das war nur der Anfang. Von einem etwas erhöhten Straßenabschnitt konnte man die Weite der Felder erst so richtig realisieren. Fast bis zum Horizont leuchtete es in dominantem Orange; dazwischen gab es immer wieder gelbe und lilafarbene Sprenkel. Sprachlosigkeit wich schnell Begeisterung. Sowas hatten wir ja nicht mal in unseren kühnsten Träumen erwartet! Alle paar Meter stoppten wir den Wagen und stiegen aus um Fotos zu machen. Wir konnten uns kaum sattsehen.
An einer Raststation hielten wir uns etwas länger auf und liefen auch ein paar kurze Trails, die mitten durch das Blumenmeer hindurch führten. Mittlerweile hatten wir die magische 18 Grad Marke, ab der sich die Blumen am wohlsten fühlen, erreicht. Zu dem vielen Orange leuchtete der Himmel in einem wunderschönen, blauen Kontrast. Ich glaube, viel besser kann man es wirklich nicht treffen.
Gegen 15 Uhr hatten wir den Rundweg für normale PKWs mit vielen Zwischenstopps geschafft und machten uns gemächlich auf den Rückweg nach Springbok. Es gibt noch viele weitere Pisten durch den Namaqua Nationalpark, diese sind allerdings nur für Allrad-Fahrzeuge geeignet.
Für die Rückfahrt zu unserem Resort benötigten wir etwa eine Stunde. Dort angekommen sahen wir eine Weile den Webervögeln, die die Bäume am Parkplatz besiedelten, beim Nestbau zu. Den Rest des Nachmittags nutzen wir für einen schönen Spaziergang auf dem weitläufigen Farmgelände. Entlang des Wanderweges blühten Wildblumen in allen möglichen Farben. Die Blumen, die noch von der Nachmittagssonne verwöhnt wurden, hatten ihre Blüten noch geöffnet, während die Blumen, die sich bereits im Schatten befanden, langsam ihre Blüten schlossen.
Gegen halb sechs kehrten wir zurück zu unserem Zimmer im Manor House und machten uns fürs Abendessen fertig, das ab 19 Uhr im Speisesaal serviert wurde. Auch heute gab es wieder eine interessante Menüauswahl. Einträchtig entschieden wir uns für Brokkolisuppe, gefolgt von einem Springbockschenkel mit Kartoffelpüree und Zucchini-Bohnen-Gemüse. Als Dessert gab es Vanilleeis mit Erdbeeren an Amarulasoße.
Danach ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Pünktlich zum Zubettgehen begann wieder das Mäusekonzert, das uns während der Nacht in Schach hielt.