10. September 2015
Nach einem ausgiebigen Frühstück verfrachteten wir unser Gepäck im Wagen, beglichen den noch offenen Rechnungsbetrag und machten uns auf die Rückfahrt in Richtung Kapstadt. Mit dem Wetter hatten wir in den letzten zwei Tagen anscheinend richtig viel Glück gehabt, denn heute war es stark bewölkt und mit 8 Grad empfindlich kühl. Das mochten die Wildblumen bestimmt nicht so gern. Aber wir hatten ja nun jede Menge davon gesehen und waren durchweg zufrieden.
Je weiter wir jedoch nach Süden gelangten, desto mehr riss der Himmel auf, und die Temperaturanzeige im Auto krabbelte langsam nach oben. Die Fahrt über die gut ausgebaute N7 war schnell aber auch sehr langweilig. Da wir es nicht besonders eilig hatten fuhren wir kurzentschlossen bei Vanrhynsdorp auf die R27 und bei Vredendal auf die R363. Kurz hinter Vredendal bogen wir nach rechts auf eine gut befahrbare Schotterpiste ab, die kurz vor Lamberts Bay automatisch auf die R364 stieß. Lamberts Bay war unsere letzte Übernachtungsstation auf der Reise. Daher folgten wir der R364 nach rechts in Richtung Küste. Während wir dort gemütlich langcruisen, fuhr Frank unvermittelt an den Straßenrand, hielt an und sprang ohne ein Wort aus dem Auto. Ich war ein bisschen erschrocken und wusste gar nicht was los ist. Doch dann sah ich, dass er eine kleine Schildkröte von der Straße aufsammelte, diese auf die andere Straßenseite brachte und behutsam im Gebüsch absetzte. Da hatte die Kleine aber nochmal Glück gehabt. Auf dieser doch recht stark befahrenen Straße hätte das schnell schiefgehen können.
In Lamberts Bay angekommen fuhren wir auf direktem Wege zum Hafen und parkten dort für 5 Rand. Unser Ziel war Bird Island, eine dem Ort vorgelagerte Insel, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist. In diesem kleinen Naturschutzgebiet brüten Kaptölpel und Kormorane, die man von verschiedenen Plätzen aus beobachten kann. Die Eintrittstickets zu der Insel erwarben wir an einem kleinen Stand am Hafen. Zu Fuß liefen wir dann über die Mole rüber nach Bird Island. Die starke Brandung machte den Weg ziemlich spannend. Immer wieder spritzen hohe Wellen über den Damm und sorgten – wenn man nicht gut aufpasste – für eine unfreiwillige Dusche.
Trockenen Fußes kamen wir schließlich auf der Insel an und beobachteten das lebhafte Treiben der Kaptölpel. Mehr als 10.000 der großen Meeresvögel kommen alljährlich zum Brüten hierher. Aus einem Unterstand kann man sie aus nächster Nähe betrachten. Es ist schon faszinierend, dabei zuzusehen, wie permanent Vögel angeflogen kommen und mitten in der Gruppe, die natürlich mit lautem Getöse reagiert, landen.
Bei einem kleinen Rundgang über die Insel entdeckten wir auch Brutplätze von Kormoranen und Möwen. Für Ornithologen und Hobby-Vogelbeobachter ist das Naturschutzgebiet sicher ein absolutes Eldorado.
Auf dem Rückweg zum Festland schien die Brandung nochmal zugenommen zu haben. In kurzen Abständen brachen sich mächtige Wellen am Damm, und das Meerwasser schwappte über den Weg. Ich legte einen kleinen Spurt ein und schaffte es, unversehrt das Hafengelände zu erreichen. Frank hingegen hatte es nicht so eilig und nahm sich sogar noch Zeit für ein paar Fotos. Die Quittung waren natürlich nasse Füße.
Bevor wir zum Auto zurückkehrten, reservierten wir kurzerhand noch einen Tisch in einem Hafenrestaurant, an dem wir vorbeikamen. Da es neben Bird Island in Lamberts Bay nicht viel zu sehen gibt, fuhren anschließend zu unserer vorgebuchten Unterkunft, dem Sir Lambert’s Guest House und checkten dort ein. Unsere Erwartungen waren nicht sehr hoch, denn die Bilder im Internet waren nicht so vielversprechend. Aber wir hatten keine andere Unterkunft zu einem akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis in der Gegend bekommen. Überrascht stellten wir fest, dass das uns zugeteilte Zimmer schöner als erwartet war und sogar über eine sehr ordentliche Dusche verfügte. Für eine Übernachtung war das wirklich mehr als in Ordnung. Auf der Gemeinschaftsterrasse im Innenhof tummelten sich zu meinem Entzücken vier Landschildkröten.
Nun wollten wir anfangen unseren Koffer und die Reisetasche für den morgigen Flug fertig zu packen. Dabei mussten wir darauf achten, dass beide Gepäckstücke die Gewichtsgrenze nicht überschreiben. Unsere Kofferwaage hatten wir aus diesem Grund extra mitgenommen. Aber als es jetzt ans Wiegen ging, gab das Teil kein Lebenszeichen mehr von sich. Wir vermuteten die Batterie als den Übeltäter. So ein Mist! Frank kam schließlich auf die Idee, den Gastwirt nach einer Waage zu fragen. Zurück kam er mit einer Fischwaage, deren Anzeige aber ziemlich ungenau war und uns nicht wirklich weiterhalf. Dann fiel uns die Fernbedienung für den Fernseher in die Hände, und siehe da: Die Batterie passte prima in unsere Kofferwaage, und diese tat problemlos wieder ihren Dienst.
Am Abend fuhren wir wieder zum Hafen und kehrten zum Essen in „Isabella’s Restaurant“ ein. Hier standen in erster Linie Fischgerichte auf der Karte. Wir teilten uns als Vorspeise eine gemischte Sushi-Platte, die wirklich prima schmeckte. Bei der Hauptspeise entschied ich mich für den „Prawn Basket“, einen Korb mit verschieden zubereiteten Scampis und jeder Menge Knoblauchbrot. Frank wählte Fish & Chips. Da es zwei Portionsgrößen gab, bat er die Kellnerin um ihre Empfehlung. Sie riet ihm zu der großen Portion, die im Endeffekt aus zwei riesigen, frittierten Kabeljaufilets mit Pommes bestand. Frank gab alles, aber das war bei weitem nicht zu schaffen… Für einen Nachtisch blieb daher auch kein Platz mehr.
Gegen 21 Uhr waren wir zurück in der Unterkunft. Frank kümmerte sich noch um den Online Check-In für den morgigen Flug. Zumindest für die lange Strecke von Kapstadt nach London konnten wir bereits unsere Sitzplätze reservieren und somit beruhigt schlafen gehen.