Freitag, 27.5.2016 – von Hallstatt nach St. Wolfgang im Salzkammergut
Schon als wir am frühen Morgen aufstanden, war es draußen sehr warm, und ein blauer Himmel mit ein paar Schönwetterwolken begrüßte uns. Es sollte ein heißer Tag werden, und für den Abend wurden erste Wärmegewitter angekündigt.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, brachen wir gegen 8 Uhr zu einem kleinen Morgenspaziergang auf. Wir wollten uns den Ortskern von Hallstatt nochmal ganz in Ruhe und ohne den üblichen Touristenrummel anschauen. Außerdem wollten wir das perfekte Fotolicht ausnutzen.
Wie erwartet war der Ort zu so früher Stunde noch herrlich ruhig und verschlafen und strahlte ein ganz anderes Flair aus als am Vortag. Die Stille genießend, schlenderten wir durch die Gässchen und bewunderten noch einmal den hübschen Markplatz. An dem Fotopunkt, von dem aus man über den See zum Ortskern blickt, machten wir ein paar Fotos und kehrten schließlich um.
Beim Campingplatz packten wir unsere Siebensachen zusammen und checkten aus. Gegen 9.20 Uhr waren wir unterwegs in Richtung Wolfgangsee. Da das nur ein Katzensprung war, kamen wir bereits um kurz nach 10 Uhr dort an und ließen uns direkt zum Campingplatz „Wolfgangblick“ in St. Gilgen navigieren. Der Campingplatz liegt genau gegenüber von St. Wolfgang und bietet eine Fährverbindung zur anderen Seeseite in unmittelbarer Nähe. Wir hatten etwas Sorge, so früh am Vormittag noch nicht einchecken zu können, hatten aber Glück und konnten uns direkt einen freien Platz aussuchen und unseren Camper dort abstellen.
Dieser Campingplatz war übrigens tatsächlich der einzige ohne Schranke, die über Nacht schließt. Das war von großem Vorteil für uns, da wir am nächsten Morgen sehr früh los in Richtung Heimat fahren wollten.
Natürlich bekamen wir ohne Reservierung keinen Stellplatz mehr direkt am Seeufer, aber das war uns vollkommen egal. Wir wollten ja ohnehin nur eine Nacht bleiben. Auf einem der breiten Rasenstreifen fanden wir ein Plätzchen mit ausreichend Abstand zum nächsten Nachbarn. So würden wir am Abend hoffentlich noch in Ruhe draußen sitzen können. Die Rechnung beglichen wir sofort, denn am nächsten Morgen hätte uns das nur unnötig lange aufgehalten.
Nachdem wir uns kurz eingerichtet hatten und unser Camper an das Stromnetz angeschlossen worden war, packten wir ein paar Getränke und Snacks zusammen und machten uns auf den kurzen Weg zum Fähranleger. Die Fähre pendelt sehr regelmäßig zwischen St. Gilgen und St. Wolfgang hin und her und trudelte auch jetzt zügig ein. Wir zahlten eine kleine Gebühr für die Überfahrt und durften an Bord gehen. Nach wenigen Minuten erreichten wir bereits die andere Seeseite und gingen wieder an Land. Auf dem Plan stand heute eine Fahrt auf den markanten Schafberg, einen fantastischen Aussichtsberg mit einzigartigem Panorama. Zur Schafbergspitze gelangt man mit einer nostalgischen Zahnradbahn-Dampflok oder auch in gut drei Stunden zu Fuß. Für eine Wanderung blieb uns jedoch entschieden zu wenig Zeit. So begaben wir uns direkt zur nahegelegenen Talstation der Schafbergbahn und dort ein Ticket zu erwerben und auf den Berg zu fahren. Leider stellte sich heraus, dass die nächstbuchbare Fahrt erst um 14.10 Uhr stattfinden würde, und nun war es noch nicht mal 12 Uhr. Alle früheren Fahrten waren bereits ausgebucht. Das war wirklich ärgerlich. Leicht frustriert reihten wir uns in die Schlange an der Kasse ein und kauften zwei Tickets für insgesamt happige 68 €.
Dann machten wir das Beste aus der Situation und schauten uns den Ort St. Wolfgang an. Der hübsche Ortskern war selbstverständlich hoffnungslos überlaufen. Wie schon in Hallstatt trampelten sich die Touristen hier regelrecht auf den Füßen herum. Wir kamen auch an dem berühmten „Weißen Rössl“ aus der gleichnamigen Fernsehkomödie mit Peter Alexander vorbei und setzten uns schließlich auf die schattige Seeterrasse des benachbarten Hotels. Hier stärkten wir uns mit Apfelstrudel und Radler (Frank) und einem leckeren Eiskaffee (ich). Danach spazierten wir weiter durch den Ort, bis es endlich Zeit war, zur Schafbergbahn zurückzukehren.
Um 14 Uhr war es soweit: Wir durften in die steilste Dampf-Zahnradbahn Österreichs einsteigen, bzw. in einen der zwei angekoppelten Personenwagen, die ca. je 50 Sitzplätze boten. Wie zu erwarten, war die Fahrt komplett ausgebucht, und so saßen wir etwas beengt mit durchschnittlich 5 Personen pro Reihe. Frank hatte das Glück, einen Fensterplatz ergattert zu haben und ein bisschen von der Fahrt filmen zu können. Die Bahn tuckerte gemächlich durch Wiesen und Wälder, bis sie nach etwa 30 Minuten die Schafbergalm erreichte. Hier, auf 1.363 m Höhe, hielt sie kurz an und ließ ein paar Fahrgäste aussteigen, die die letzte Etappe zur Schafbergspitze laufen wollten. Danach dauerte die Fahrt nochmal ca. 10 Minuten, bis wir die Bergstation „Schafbergspitze“ (1.732 m) erreichten. Die komplette Strecke ist 5,85 km lang und hat eine Steigung von bis zu 26 %.
Während des Aussteigens wurde darauf hingewiesen, dass man am Schalter in der Bergstation direkt Platzkarten für die Talfahrt reservieren sollte. Das fanden wir etwas schade, denn so mussten wir uns schon jetzt auf eine Rückfahrzeit festlegen. Wir entschieden uns für die Abfahrt um 16.45 Uhr, denn die Talfahrt würde höchstwahrscheinlich ebenfalls um die 40 Minuten dauern, und die letzte Fähre nach St. Gilgen ging laut Fahrplan um 18 Uhr. Wenn wir nicht schwimmen oder um den ganzen See herumlaufen wollten, mussten wir das schaffen. Folglich hatten wir gerade mal zwei Stunden Zeit, um auf dem Schafberg herumzuwandern. Das war ein relativ kleines Zeitfenster, das es nun gut zu nutzen galt. Wir wanderten rund um das Hotel Schafbergspitze und die Schutzhütte „Zur Himmelspforte“ und sogen das spektakuläre Bergpanorama und den Blick auf die Seen des Salzkammergutes in uns auf. Die Schutzhütte macht ihrem Namen alle Ehre, da sie sich ganz oben auf der Bergspitze befindet und hinter ihr der Berg senkrecht abfällt. Von weitem sieht es im wahrsten Sinne des Wortes so aus, als würde der Weg zu der Hütte in den Himmel hinein führen.
Während wir nach einem geeigneten Fotopunkt suchten, von dem aus man die Himmelspforte aus der besten Perspektive sieht, entdeckten wir etwas weiter weg eine zackig in den Himmel ragende Bergscharte, die den Namen „Spinnerin“ trägt. Zu einer Seite fällt sie senkrecht ab und sieht ausgesprochen bedrohlich aus. Doch beim genaueren Hinsehen erkannten wir, dass auf der anderen Seite ein schmaler Wanderweg über Wiesen am Grat entlangführt. Das wollten wir uns unbedingt mal aus der Nähe ansehen. Also wanderten wir zurück zur Bergstation, überquerten dort die Gleise und stießen kurz darauf auf den Weg, der zum Gipfel der Spinnerin führt. Von hier aus sah er sehr gut begehbar und vollkommen ungefährlich aus, und noch dazu trieb sich hier keine Menschenseele herum. So folgten wir dem Pfad und hatten schon wenig später einen perfekten Blick auf die Himmelspforte samt Schutzhütte. Eine ganze Weile marschierten wir den schmalen, teils recht steilen Weg entlang, genossen die spektakuläre Aussicht und drehten erst um, als die Zeit langsam knapp wurde. Der kleine Abstecher hatte sich mehr als gelohnt.
An der Bergstation hockten wir uns auf die Wiese und ließen uns von der warmen Sonne berieseln, während wir auf die Dampfzahnradbahn warteten. Pünktlich trudelte diese ein, öffnete ihre Türen und füllte sich rasch mit Menschen. Wieder saßen wir eng aneinander gedrängt und waren froh, als wir unten im Tal ankamen und aussteigen konnten. Fünf Minuten später erreichten wir bereits den Fähranleger. Etwas belustigt stellten wir fest, dass es dort eine Klingel gibt, mit der man die Fähre quasi rufen kann. Ob das wohl klappte?
Und wie es das tat! Es dauerte nur wenige Minuten, da sahen wir bereits, wie die Fähre sich vom anderen Seeufer entfernte. Zügig kam sie näher und legte schließlich am Ufer vor uns an. Wir kletterten an Bord, zahlten den Betrag für die Überfahrt und waren schon unterwegs nach St. Gilgen.
Am Campingplatz angekommen, lüfteten wir erstmal unseren Camper, in dem es sehr stickig und warm war, ordentlich durch. Dann kochten wir uns Tortellini mit einer leckeren Tomaten-Gorgonzolasoße zum Abendbrot und verdrückten zum Nachtisch noch ein Magnum. Gut gesättigt inspizierten wir danach die sanitären Anlagen und gönnten uns eine ausgiebige Dusche in dem Sanitärhäuschen mit dem gelben Anstrich. Es machte einen recht neuen Eindruck und war im Großen und Ganzen gepflegt und sauber. Die Duschmöglichkeiten in dem Gebäude, in dem sich auch die Rezeption befindet, waren hingegen etwas weniger hübsch.
Später saßen wir noch gemütlich draußen in unseren Campingstühlen, bis ein heranziehendes Gewitter uns dazu zwang, ins Innere des Campers zu fliehen.
Tagesetappe: 39 km
Übernachtung: Camping Wolfgangblick
Preis: 27,20 € pro Nacht (10 € für den Stellplatz, 6,50 € p.P., Rest Strom + Kurtaxe)
Leistungen: Strom gegen Gebühr, Nutzung der sanitären Anlagen, kostenfreies WLAN, Ver- und Entsorgungsmöglichkeit für Wohnmobile
Mir hat euer Reisebericht sehr gut gefallen. Vielleicht planen wir nächstes Jahr mal eine ähnliche Runde. Vor allem die beschriebenen Agritourismo mit Stellplatz in der Toscana und der Campingplatz in der Cinque Terre haben es uns angetan. Allerdings nutzen wir keinen Kastenwagen, sondern ein 8m Wohnmobil. Da könnte es in den kleinen Städtchen schon eng werden. Aber wir wollen die Fahrräder mitnehmen und können dadurch auch etwas ausserhalb stehen. In der Cinque Terre waren wir bisher nur mit dem Flieger und dem Zug in einer Ferienwohnung. Leider hatten wir bisher vergeblich versucht, eine Art Stellplatzführer für die Agritourismo in Italien zu finden. Auch Agritourismo.it ist mehr auf Übernachtungsgäste in Zimmern angelegt. Aber vielleicht wird es auch Norwegen, wir überlegen noch.
Bernd