Donnerstag, 26.5.2016 – von Sexten (Südtirol) nach Hallstatt (Österreich)
Wie üblich standen wir gegen 7 Uhr auf, frühstückten und machten uns und den Camper abreisefertig. Der neue Tag versprach wieder sehr schönes, sonniges Wetter. Zwar zierten den milchig-blauen Himmel ein paar Wolken, aber es war sehr freundlich und die Sonne schien. Was will man mehr?! Um halb neun checkten wir an der Rezeption aus und bezahlten unsere Rechnung. Dann fuhren wir los in Richtung Österreich. Die Grenze erreichten wir bereits nach 25 Minuten. Kurz bevor wir diese passierten, hielten wir an einer Tankstelle, an der wir eine 10-Tages-Vignette für 8,80 € kauften. Im Vergleich zu den Mautgebühren, die wir in Italien bezahlt hatten, war das der reinste Schnapper.
Spontan beschlossen wir, das gute Wetter auszunutzen und über die Großglockner Hochalpenstraße weiter ins Salzkammergut zu cruisen. Eigentlich hatten wir geplant, über Kärnten und die Tauernautobahn zu fahren, denn das war – vorausgesetzt wir kamen in keinen Stau – die schnellste Route nach Hallstatt, unserem nächsten Ziel. Die Großglocknerstraße hatte in diesem Jahr aufgrund der Schneelage erst am 2. Mai geöffnet, und die Webcam Bilder, die wir uns bis zu unserem Urlaubsbeginn immer mal wieder angesehen hatten, waren nicht sonderlich reizvoll. Meistens waren die Berge wolkenverhangen und alles sah grau in grau aus. Doch heute war es so herrlich sonnig, dass ein Abstecher sich zu lohnen schien.
Kurz hinter Lienz fuhren wir auf die B107, die uns geradewegs nach Heiligenblut führte. Das hübsche, zum Bundesland Kärnten gehörende Alpendorf ist Ausgangspunkt der Großglockner Hochalpenstraße. Die hochalpine, 48 km lange Gebirgsstraße verbindet Kärnten mit dem Bundesland Salzburg.
An der Mautstelle bei Heiligenblut bezahlten wir 35 € und erhielten eine Karte der Passstraße mit Beschreibung aller Highlights. Zunächst fuhren wir die von dicken Schneewänden flankierte Stichstraße zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe hinauf. Dieser Aussichtspunkt befindet sich auf 2.369 m Höhe und bietet tolle Ausblicke auf den Großglockner und die Gletscherzunge Pasterze. Es gibt ein Besucherzentrum mit Großglocknerkino, mehrere Gastronomiebetriebe, eine Aussichtsterrasse und, neben diversen Parkplätzen, auch noch ein Parkhaus. Unser persönliches Highlight waren die Murmeltiere, die wir beim Rangeln beobachten konnten. Überall wuselten diese lustigen Gesellen herum, jagten einander und kugelten hin und wieder ein Stück den Hang hinunter. Auch einen Steinbock erspähten wir ganz kurz, bevor er hinter einem Felsen verschwand.
Nach ein paar schönen Fotos fuhren wir weiter zum Aussichtspunkt am Fuscher Törl, von dem aus man einen tollen Blick auf die Kehren der Passstraße hat. Anschließend nahmen wir die Stichstraße zur Edelweißspitze, dem höchsten befahrbaren Punkt der Großglocknerstraße. Die Straße ist für Busse und Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht nicht zugelassen. Und das auch aus gutem Grund: Sie ist dermaßen schmal, dass man gerade noch mit zwei PKWs ohne Schwierigkeiten aneinander vorbei kommt. Besonders die sieben extrem engen Kehren waren nervenaufreibend, denn dort kam uns der Gegenverkehr immer wieder beängstigend nahe. Ich konnte kaum hinsehen. Froh, oben angekommen zu sein, gab es gleich das nächste Problem: Es herrschte so ein Hochbetrieb, dass wir einfach keinen Parkplatz fanden. Nach ein paar erfolglosen Runden meinte Frank, ich könne ja aussteigen und mich kurz umgucken, während er noch ein paarmal im Karree fährt. Gesagt, getan. Ich sprang aus dem Camper und rannte absolut planlos herum, um schnell ein paar gute Aussichten auf den Großglockner und die zahlreichen anderen Dreitausender zu erhaschen. Immer wieder sah ich den armen Frank an mir vorbeizockeln. Eine Parklücke würde er heute wohl nicht mehr finden. Ich kehrte zu ihm zurück, und wir fuhren die schmale Edelweißstraße wieder hinab.
Nachdem wir bisher schwerpunktmäßig bergauf gefahren waren, ging es nun stetig bergab ins Tal. Aufgrund der vielen Kurven und Kehren und des starken Gefälles, musste Frank permanent bremsen, damit der Wagen nicht zu schnell wurde. Stinkende Bremsen waren das Resultat. Kurz vor der Mautstelle Ferleiten wurden wir von einer winkenden Person auf der Fahrbahn aufgehalten. Wir hielten an und erfuhren, dass es ein Stück weiter einen schweren Unfall gegeben hatte und dass der Rettungshubschrauber im Anmarsch war. Wir sollten uns auf eine etwas längere Wartezeit einstellen. Wenig später schlossen wir auch schon zu einer Autoschlange auf. Frank stellte den Motor ab und zog die Handbremse. Doch unser Camper blieb nicht stehen, sondern rollte leicht nach vorn. Offensichtich versagte die Handbremse. Frank trat instinktiv sofort die Fußbremse, und der Wagen stand. Sobald er jedoch den Fuß nur leicht von der Bremse löste, bewegte sich der Camper. Mittlerweile standen wir so nah dran an unserem Vordermann, dass Frank sich gar nicht mehr traute, von der Fußbremse zu steigen. So verharrte er nun in verkrampfter Haltung, und wir hofften, dass die Wartezeit nicht allzu lang ausfallen würde. Gottseidank dauerte es nur etwa 20 Minuten, bis es langsam weiterging.
Kurz darauf passierten wir die Mautstelle, an der noch zahlreiche Fahrzeuge auf die Weiterfahrt warteten. Offenbar hatte man die Gegenfahrbahn noch nicht wieder freigegeben.
Über die B311 fuhren wir bis nach Bischofshofen; dort ging es kurz über die A-10 bis zur Anschlussstelle Hüttau und von dort aus über die B166 50 km querfeldein bis nach Hallstatt. Besonders die letzte Etappe schlauchte uns sehr, denn die schmale Landstraße führte in endlosen Kurven bergauf und bergab. Frank musste sich extrem konzentrieren, und ich merkte ihm an, dass es ihm so langsam reichte und er nur noch ankommen wollte. Vielleicht hätten wir die Großglocknerstraße doch besser auslassen sollen, dann wäre es sicher weniger anstrengend und nervenaufreibend gewesen. Aber das konnte man nun ja nicht mehr ändern.
Gegen 15 Uhr war es endlich geschafft: Wir erreichten das Ufer des Hallstätter Sees und wussten, dass es nun nur noch ein Katzensprung bis zum Campingplatz war. Das letzte Stück des Weges führte uns immer am Ufer des Sees entlang und am Zentrum des Ortes vorbei. Mit Schrecken stellten wir fest, wie überlaufen es hier war. Touristen wohin das Auge blickte. Damit hatten wir irgendwie nicht gerechnet. Ein paar Minuten später erreichten wir den Campingplatz Klausner-Höll. Dieser ist nur etwa 800 m vom Zentrum entfernt, so dass man dorthin bequem zu Fuß gehen kann. Wir stellten den Camper an der Einfahrt ab und fragten an der Rezeption nach einem freien Stellplatz. Der Besitzer murrte leicht brummig, dass er einen Campingplatz und keine Stellplätze hätte. Aber immerhin gab es tatsächlich noch 3 freie Plätze, von denen wir uns einen aussuchen konnten. Wir schauten uns kurz um und wählten den Platz Nr. 48, der uns am schönsten erschien. Der Campingplatz, mit seinen gekiesten und durch Rasenstreifen voneinander getrennten Parzellen, machte einen netten, wenn auch etwas beengten Eindruck. Damit konnten wir gut leben. Und die Nähe zum Zentrum und allen anderen Sehenswürdigkeiten war mehr als perfekt.
Wir stellten unseren Camper in die ausgewählte Lücke, schlossen ihn an die Stromsäule an und machten uns anschließend direkt auf den Weg zum Ortskern. Je näher wir dorthin gelangten, desto voller wurde es. Ich hasse es ja, in einer Menschenkolonne zu laufen, doch hier ließ es sich leider nicht vermeiden. Besonders auffällig waren die vielen asiatischen Touristen. Aber das ist wohl kaum verwunderlich, zumal es in China sogar einen Nachbau des hübschen Weltkulturerbeortes gibt. Da interessiert es die reisewütigen Chinesen sicherlich, wie das österreichische Original ausschaut.
Kurz bevor wir den Hallstätter See erreichten, entdeckten wir einen Supermarkt, der trotz des Feiertages (Fronleichnam) geöffnet hatte. Diese Gelegenheit packten wir sofort beim Schopf und machten ein paar Besorgungen. Anschließend bummelten wir weiter zum Seeufer und genossen von dort aus einen ersten schönen Blick auf den Ort mit seinen sich am Berghang hochziehenden Häuschen und der schmucken, kleinen Kirche. Entlang der idyllischen Seestraße schlenderten wir vorbei an zahlreichen Lädchen, Cafés, Gästehäusern und Restaurants gen Ortskern. Sehr beeindruckt standen wir schließlich auf dem zauberhaften Markplatz, der von malerischen, bunten Häusern umrahmt ist und dessen Zentrum von einer mächtigen Dreifaltigkeitssäule dominiert wird. Auch hier mangelt es nicht an Souvenirshops, Cafés und Restaurants. Der ganze Ort könnte so romantisch sein, wäre er nicht so unglaublich rummelig und überlaufen.
Da der Ortskern nur sehr klein ist, verließen wir ihn kurz darauf schon wieder auf der anderen Seite und spazierten den Weg am See entlang weiter. Unglaublich, aber kaum hatten wir uns ein paar Meter entfernt, wurde es auch schon viel ruhiger. Ein Großteil der Besucher tummelt sich anscheinend nur im Zentrum. Wir genossen die plötzliche Ruhe und gelangten bald zu dem weltberühmten Aussichtspunkt, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den Ort mit den Bergen im Hintergrund hat. So hatten wir Hallstatt schon unzählige Male auf Aufnahmen im Internet gesehen. Leider war das Licht am Nachmittag ziemlich schlecht, und so beschlossen wir, am nächsten Morgen noch einmal herzukommen und unsere Fotos bei besserem Licht zu schießen.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz stöberten wir durch die bisher unentdeckten Seitengässchen und hielten dabei Ausschau nach einem netten Restaurant. Wir hatten Lust auf ein richtig gutes Wiener Schnitzel, und das sollte es in Österreich ja eigentlich an jeder Ecke geben.
So einfach war’s dann aber leider doch nicht, und wir mussten einige Menükarten studieren, bevor wir schließlich beim Restaurant Zauner fündig wurden. Hierhin würden wir am Abend noch einmal zurückkehren.
Wir machten uns auf den Heimweg zum Campingplatz, wo wir uns ein bisschen ausruhten und frisch machten. Gegen 18 Uhr marschierten wir wieder in den Ort. In dem von uns auserkorenen Restaurant bekamen wir problemlos einen Tisch auf dem Balkon. Es war noch wunderbar warm, und so war es sehr angenehm, draußen zu sitzen. Als kleines Schmankerl gab es vom Haus vorab frisches Baguette mit zwei verschiedenen Aufstrichen. Wir bestellten beide das Wiener Schnitzel vom Kalb mit Preiselbeeren und Kartoffeln und als Nachtisch die Salzburger Nockerln. Es war nicht schlecht, aber leider auch kein Highlight. Aber wenn man den Internetbewertungen trauen darf, wimmelt es in Hallstatt ohnehin nicht gerade vor großartiger Gastronomie. Auf jeden Fall waren wir nach dem Essen pappsatt und froh über den anschließenden Verdauungsspaziergang zurück zum Campingplatz.
Dort angekommen, verdrückten wir uns direkt ins Innere unseres Campers, denn draußen war es uns viel zu trubelig.
Tagesetappe: 261 km
Übernachtung: Campingplatz Klausner-Höll
Preis: 31,60 € pro Nacht (13 € für den Stellplatz, 7,60 € p.P., 1,70 € Kurtaxe p.P.)
Leistungen: Strom, Nutzung der sanitären Anlagen, WLAN