Die USA sind das Mutterland der Roadtrips und bieten für diese Art des Reisens ideale Voraussetzungen.
Daher liegt es Nahe, einmal selber dieses vielfältige Land auf eigene Faust zu bereisen.
Bis 2009 war bei uns ein Roadtrip ganz klar damit definiert, mit dem Mietwagen von einem Hotel/Motel zum nächsten zu cruisen. Dies änderte sich erst mit unserer ersten Wohnmobilrundreise durch den mittleren Westen von Las Vegas bis nach Denver. Als absolute Campinganfänger, ohne Ahnung von Wohnmobilreisen, haben wir lange hin und her überlegt ob wir uns das zutrauen. Schließlich haben wir es gewagt, denn wir waren neugierig auf die neue Reiseerfahrung, die man mit einem Wohnmobil machen kann.
Nach diesem Urlaub änderte sich unsere Einstellung zum Reisen mit dem Wohnmobil komplett. Nun hatten wir eine echte Alternative zum PKW-Roadtrip. Mittlerweile haben wir einige Roadtrips in den USA hinter uns, aber bei jeder neuen Planung stellen wir uns die Frage – Fahren wir mit dem Wohnmobil oder mit dem Mietwagen?
Stehst Du gerade vor einer ähnlichen Situation wie wir und wägst ab, ob Du mit einem Mietwagen oder doch mit einem Wohnmobil die Rundreise fahren möchtest? Als Entscheidungshilfe gibt es hier unsere Erfahrungen zu beiden Reismöglichkeiten.
Flexibilität/Spontanität
Bei einem Roadtrip macht es durchaus Sinn, sich nur die grobe Route mit den Sehenswürdigkeiten rauszusuchen und die Buchung der Unterkünfte offen zu lassen. So kann man an Orten, die einem gut gefallen, auch mal einen Tag länger bleiben oder bei weniger schönen Orten einfach weiterfahren. Man weiß vorher nicht, wo es einem gefällt und wo nicht. Bei unseren Rundreisen hatten wir nie Probleme einen Stellplatz oder Hotel zu bekommen. Lediglich in Nationalparks, wie z.B. am Grand Canyon oder dem Yosemite National Park kann es zur Hauptsaison schwierig werden, spontan einen Stellplatz oder ein Hotel zu bekommen. Die Stellplätze in Nationalparks sind oft Monate im Voraus ausgebucht und Hotels gibt es entweder gar nicht oder sind extrem teuer. Bei Campingplätzen hat man den Vorteil, dass einige Stellplätze kurzfristig storniert werden. Diese Stellplätze werden dann nicht wieder online vergeben, sondern werden tagesaktuell an die anwesenden Interessenten vergeben. So konnten wir im Yosemite Nationalpark spontan einen schönen Stellplatz bekommen.
Diese Regelung trifft bei Hotels/Motels leider nicht zu. Um spontan ein günstiges Hotel/Motel in der Nähe der Nationalparks zu finden, muss man viel Glück haben.
Wenn das Wohnmobil dann auf dem Stellplatz erstmal steht und an Wasser und Strom angeschlossen ist, fährt man selten noch einmal spontan los. Abends noch mal eben schnell zum Einkaufen fahren ist da eher nicht. Auch mal eben spontan zum Sonnenuntergang zu einer anderen Stelle fahren ist mit einem PKW einfacher.
Fahren (Fahrkomfort)
Autofahren in den USA kann man grundsätzlich nicht mit Deutschland vergleichen. Die Straßen sind breiter und generell fährt es sich viel entspannter. Die Parkplätze vor Geschäften oder Malls sind auf große Fahrzeuge vorbereitet. Meist sind größere Parkbereiche extra für Busse oder Wohnmobile im hinteren Bereich der Parkplätze zu finden.
Parken außerhalb von Parkplätzen ist logischerweise mit einem PKW viel einfacher. Mal eben an den Straßenrand fahren, um ein paar Fotos zu machen ist mit einem großen Wohnmobil nicht immer so einfach.
In hügeligeren Gebieten kann sich ein Wohnmobil schon mal schwer tun und wird deutlich lauter als ein normaler PKW. Wenn man sich aber nicht stressen lässt, schafft man mit einem Wohnmobil ebenso wie mit einem PKW jeden Berg – nur eben etwas langsamer.
In Großstädten wie San Francisco oder Los Angeles ist es kein Zuckerschlecken mit einem 25 Fuß Wohnmobil rumzucruisen. Insbesondere wenn man nicht genau weiß wohin man fahren muss, kann man im Berufsverkehr schon mal feuchte Hände bekommen. Deutlich entspannter und wendiger ist man gerade in Städten mit einem PKW unterwegs. Ein Navigationsgerät ist unserer Ansicht nach generell ein Muss, um in Großstädten halbwegs stressfrei mit dem Wohnmobil (auch mit einem PKW) durchzukommen.
Route
Unserer Erfahrung nach kommt man mit einem Wohnmobil auch dahin, wo man mit einem normalen PKW hinkommt. An steilen und engen Straßen gibt es manchmal Verbotsschilder für große Fahrzeuge. Wir haben unterwegs auch schon Tunnel gesehen, die für Wohnmobile nicht durchfahrbar sind – aber das ist eher die Ausnahme. Schotterpisten zu abgelegenen Aussichtspunkten sind sowieso eher was für Allrad-Fahrzeuge und sollten generell vermieden werden.
Wenn man mit einem Wohnmobil fahren möchte, stehen Abenteuer und Naturerlebnis im Vordergrund, nicht die Sehenswürdigkeiten großer Städte. Je nach geplanter Route haben wir uns bisher zwischen Wohnmobil oder PKW entschieden. Beispielsweise bei unserem Kalifornien Roadtrip hatten wir Start und Ziel in Los Angeles geplant. Zwischendurch war nur San Francisco als größere Stadt auf der Route. Für die Zeit in Los Angeles haben wir im Hotel gewohnt und sind mit einem Mietwagen umhergefahren. Das Wohnmobil haben wir erst übernommen, als wir weitergefahren sind. Ansonsten standen hauptsächlich Nationalparks und abgelegenere Gebiete auf dem Zettel. Daher bot es sich an mit dem Wohnmobil zu fahren.
Als wir den Roadtrip an der Ostküste mit New York, Washington DC und Philadelphia planten war sofort klar, hier macht ein Wohnmobil für uns keinen Sinn. Da waren zu viele Städte auf der Tour, die schöner und vor allem entspannter mit einem Mietwagen zu erkunden sind.
Wir wägen also jedes mal ab und sind damit auch bisher gut gefahren.
Wohnkomfort
In einem Hotelzimmer hat man deutlich mehr Platz als auf den etwa 10qm im Wohnmobil. Aber mal ehrlich, benötigt man zu zweit wirklich mehr Platz als es ein 25 Fuß Wohnmobil bietet? Meistens sitzt man doch entweder vorne im Fahrerhaus oder ist draußen unterwegs. Auf dem Zimmer sind wir eigentlich nur zum Schlafen oder kurz mal Zwischendurch zum umziehen.
In den USA haben wir bisher immer Wohnmobile mit einer Länge von 25 Fuß (etwa 7,6m) gefahren. Im hinteren Bereich war das Doppelbett mit etwa 1,4m x 2m für uns beide ausreichend dimensioniert. Im Alkoven hatten wir unsere leeren Koffer und anderes sperriges Gedöns gelagert. Für alles andere waren immer genug Staufächer vorhanden.
Wenn man allerdings Abends gemütlich fernsehen möchte und im eigenen Bad ausgiebig duschen will, der wird von den normalen Wohnmobilen wohl enttäuscht sein. Der Nassbereich ist nicht luxuriös sondern eher zweckmäßig eingerichtet. Zum duschen sollte man lieber die sanitären Anlagen des Campingplatzes nutzen.
Ach ja, einen Fernseher hatten wir in unseren Campern bisher nie installiert und auch nicht wirklich vermisst.
Essen
Im Urlaub selber kochen und abspülen?
Selbst wenn man mit einem Wohnmobil unterwegs ist, muss man ja nicht jeden Tag selber kochen. Bei unserer ersten Wohnmobil Tour haben wir die meisten Abende auswärts gegessen und uns lediglich das Frühstück selber zubereitet. Mittlerweile gehen wir seltener ins Restaurant, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Wir haben richtig Spaß daran Abends am Grill zu sitzen oder einfach nur Nudeln mit Tomatensauce zuzubereiten.
Wenn man nach einer anstrengenden Wanderung zurück zum Fahrzeug kommt, hat man sein gekühltes Getränk direkt an Bord.
Gepäck
Im Wohnmobil hat man alle seine Sachen ordentlich in Schränke verstaut. Jederzeit ist alles griffbereit und man kommt an alles ohne Kramen ran.
Bei der PKW Rundreise muss man bei jedem Unterkunftswechsel den Koffer einpacken und im neuen Hotel/Motel wieder auspacken. Wenn man unterwegs mal etwas benötigt, muss unter Umständen der Kofferraum ausgeräumt und in den Taschen gekramt werden. Noch blöder ist es, wenn man bei einem Ausflug die benötigten Gegenstände im Hotelzimmer liegen gelassen hat. Mir ist das schon einmal mit einem Ersatzakku passiert. Der war noch zum Laden in der Steckdose auf dem Hotelzimmer, als ich den gut gebrauchen konnte!
Kontakt mit anderen Reisenden
Wohnmobilreisende sind generell kontaktfreudig. Man kann leicht mit anderen Campern in Kontakt kommen oder auch in seiner eigenen Welt bleiben, wenn man mag.
Im Hotel/Motel ist es eher schwierig mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen. Wenn man in einem B&B oder Hostel wohnt, kann man allerdings wiederum sehr leicht mit den Gastgebern oder anderen Gästen ins Gespräch kommen.
Preis
Ganz klar, beim Mietpreis und Spritverbrauch kommt der PKW deutlich günstiger weg als ein Wohnmobil. Bei Unterkunftskosten sind Campingplätze in der Regel etwas günstiger als Hotels/Motels. Auch beim Thema Verpflegung ist man bei einem Wohnmobilurlaub etwas günstiger unterwegs. Alles in Allem hängt der Preis stark von den eigenen Vorlieben ab. Im Schnitt war bei uns der Wohnmobilurlaub minimal teurer als ein Roadtrip mit dem PKW.
Urlaubsgefühl
Ich denke an die Abende, wenn man auf seinem Stellplatz den Grill anschmeißt, ein leckeres Steak grillt und mit einem Bierchen in der Hand in den sternenklaren Himmel schaut. Solche Erlebnisse geben einem ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer. So etwas kann man heutzutage als Stadtmensch nur noch selten erleben.
Für mich sind solche Erlebnisse daher intensiver und schöner als in einem teuren Restaurant etwas zu Essen und anschließend auf dem Zimmer fernzusehen. Man ist deutlich näher an der Natur, denn viele Campingplätze liegen wunderschön im Wald oder an einem Fluss. Für Naturliebhaber spricht daher vieles für eine Wohnmobilrundreise.
Fazit
Vor- und Nachteile haben beide Arten zu reisen, und jeder hat andere Vorstellungen wie die Reise aussehen soll. Es gibt Leute, die können sich nicht vorstellen in einem Wohnmobil zu wohnen, und den Abwassertank regelmäßig zu entleeren. Kein Problem! Und wer es noch Naturverbundener und günstiger mag, kann alternativ auch mit einem Mietwagen und Zelt die Rundreise gestalten. Es gibt für jeden Geschmack das Richtige.
Auch wir wägen vor jeder Reise nach den oben genannten Kriterien ab, und entscheiden so von Roadtrip zu Roadtrip neu.
Ein sehr interessantes Thema. Korrekt, was du oben schreibst.
Wir würden das Wohnmobil jederzeit (sofern das Land, dieses zulässt) bevorzugen.
Die Flexibilität, die Übernachtungen vor traumhaften Kulissen und die Nähe zur Natur kannst du im RV einfach viel besser erleben. Vor Allem wenn man auf Frühbucher- oder Lastminute-Angebote schaut, kann man so manche Schnäppchen machen.
Viele Grüße von einer Camping-begeisterten
Tanja
Geht uns genauso!
Wenn man naturverbunden Reisen, aber trotzdem einen gewissen Komfort nicht missen möchte, geht nichts über eine Reise mit dem Wohnmobil!
Jo, kann ich komplett so unterschreiben – deckt sich mit unseren Erfahrungen und einem Artikel zu dem Thema, den ich auch gerade in der Mache habe. *seufz*
Für uns ist der Urlaub im RV auch der Favorit – aber nur ab 14 Tage aufwärts, bei kürzeren Tripps nehmen wir lieber den PKW, man verliert sonst einfach einen kompletten Tag mit Übernahme, Abgabe, Putzen und Einkaufen.
Das ist es aber, bei längeren Tripps, unbedingt wert. Vor allem, wenn der von Dir beschriebene Moment kommt, wo man am Abend beim selbst gegrillten Steak irgendwo in der schönen Natur am Feuer sitzt. *hach* Nur noch 4 Monate, dann ist es wieder soweit.
LG Thomas
Hallo Thomas, danke für Deinen Kommentar!
Die vier Monate bis zum Urlaub gehen bestimmt schnell rum.