Dienstag 17.06.
Nun hatten wir es uns in den Kopf gesetzt die Wanderung zur Trolltunga anzugehen, also mussten wir auch früh aus den Federn. Noch vor 5 Uhr waren wir auf den Beinen, denn bevor wir die Wanderung angehen konnten, mussten wir noch über 70km Wegstrecke entlang des Hardangerfjords hinter uns bringen.
Beim Frühstücken auf dem Parkplatz (kostenpflichtig – 100NOK) zur Trolltunga sahen wir bereits einige Leute die sich hier neugierig umschauten. Es gibt zwei mögliche Wege am Startpunkt des Trails. Zum Einen kann man auf der Strecke einer stillgelegten Standseilbahn auf teilweise morsche Holzplanken über 2551 Stufen die ersten 400 Höhenmeter überwinden oder auf einem markierten Waldweg hinauf laufen. Als wir die Bahnstrecke hochschauten war uns klar, wir gehen den Waldweg. Der war steil und oft mit Geröll und kleineren Felsen gepflastert. Nach einigen Verschnaufpausen erreichten wir die Bergstation. Nun folgten wir dem mit einem roten “T” markierten Weg durch eine Ebene mit Ferienhäusern bis es wenig später wieder heftig bergauf ging. Bald kamen die ersten Schneefelder die wir passieren mussten.
Schön am gesamten Weg waren die Markierungen mit den Entferungstafeln. Es fing an mit 12km bis zur Trolltunga und nach jedem Kilometer den wir hinter uns hatten kam ein neues Schild. So wussten wir immer wie weit es noch ist. Das hielt die Motivation hoch, denn nach einer Weile stetigen bergauf konnte man schon mal die Lust verlieren. Nach diesem Steilstück gelangten wir auf einen etwas flacheren Streckenabschnitt, wo man einen riesigen Stausee im Tal erkennen konnte. Wir querten viele teilweise durch das Tauwetter matschige Schneefelder bis wir dann endlich nach 3 Stunden und 45 Minuten den Felsvorsprung sahen. Wow, war mein erstes Wort bei diesem Anblick und wir hatten echt Glück mit dem Wetter. Zudem waren noch nicht viele Leute hier oben, so machten wir schnell unsere Fotos, wo wir auf der Spitze der Trollzunge stehen. Dabei sehen die Fotos spektakulärer aus, als es für denjenigen auf der Felsspitze ist. Wenn man den Vorsprung betritt geht es leicht bergauf und die Zunge ist mehrere Meter breit. Klar, weiter vorne war es deutlich schmaler aber dennoch auch für ängstliche Leute machbar. Nun genossen wir in aller Ruhe die Atmosphäre hier, quatschen ein wenig mit den anderen oft deutschsprachigen Touristen und beobachteten natürlich andere mutige Leute bei Ihren Sprüngen an der Felsspitze.
Wir wussten genau was nun noch vor uns liegt, also machten wir uns auf den Rückweg. Der war eigentlich noch beschwerlicher als der Aufstieg, da unsere Kräfte langsam am Ende waren und die ersten Zipperlein auftraten. Der Weg zog sich und bei den glatten Schneefeldern musste man bergab echt aufpassen. Teilweise sind wir auch tief in den Schnee eingesackt und riskierten auch noch nasse Füße. Nadine schmerzten die Knie und die Hüfte bereits nach der Hälfte des Abstiegs, so dass wir immer langsamer wurden. Als wir an der Bergstation der alten Standseilbahn standen entschieden wir den schwindelerregenden Abstieg über die Treppen zu nehmen. Der war deutlich leichter als wieder über Stock und Stein durch den Wald zu klettern. An der Außenseite der Bahntrasse war ein Stahlseil wo man sich gut festhalten konnte. Allerdings waren die Stufen so schmal, dass ein überholen unmöglich war. Interessant war auch als wir Gegenverkehr hatten. Die Leute kamen uns teilweise mit Sack und Pack entgegen und wir mußten uns mit etwas Mühe aneinander vorbei schieben. Um 16:30 Uhr kamen wir wieder am Camper an. Wir fühlten uns total ausgelaugt aber gleichzeitig total Glücklich. Irgendwie waren wir auch mächtig stolz auf uns, diesen Trail gemeistert zu haben. Warum gab es hier eigentlich keine T-Shirts mit der Aufschrift “I SURVIVED TROLLTUNGA” ? Auf dem Weg zum Campingplatz kauften wir im Supermarkt (Rema 1000) noch Kartoffelsalat, Brot, Chips und Eis. Belohnung musste jetzt einfach sein.
Ganz in der Nähe fanden wir einen kleinen Campingplatz, wo wir den Rest des Tages nur noch relaxt haben. Auf unserem Elektrogrill grillten wir Würstchen und die restlichen Arizona Griller, die wir mit dem Kartoffelsalat verspeisten. Ziemlich früh waren wir dann nach dem anstrengenden und langen Tag im Bett.
Gefahren: 96km
Stellplatz: Hildal Camping (200NOK)