Mittwoch 03.06.2009
In der Nacht wachen wir vor Kälte zitternd auf und stellen fest, dass die Heizung im Camper ausgefallen ist. Nach längerem Suchen findet Frank ein loses Kabel im Thermostat, das er provisorisch festklemmt. Das bringt die Heizung auch prompt wieder zum Laufen. Allerdings fällt sie noch des Öfteren aus, was ziemlich störend ist.
Heute fahren wir bei eintönigem, grauem Wetter die Grand Loop Road in die andere Richtung zum West Thumb Geyser Basin. Das Geysirbecken liegt landschaftlich wunderschön, direkt am Ufer des Yellowstone Lake und entstand vor 125.000 – 200.000 Jahren durch den Ausbruch des Yellowstone Vulkans. Es ist das größte Becken am See, aber eines der Kleinsten im Yellowstone Nationalpark. An der Grand Loop Road gibt es einen großen Parkplatz, von dem aus man das Gebiet gut erkunden kann. Über Holzstege gelangt man zum z.B. zum Geysir “Fishing Cone”, zu den Schlammtöpfen “Thumb Paintpots”, zur “Lakeside Spring” und zur Türkis leuchtenden heißen Quelle “Black Pool”.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang tuckern wir weiter zum Upper Geyser Basin, Hier gibt es die größte Konzentration an geothermalen Objekten, unter anderem den berühmten Old Faithful Geysir. Das Gebiet ist sehr weitläufig und kann zu Fuß über verschiedene Trails, erkundet werden. Dafür sollte man einige Zeit einplanen.
Am Old Faithful Visitor Center gibt es einen Aushang, dem man die ungefähren Ausbruchszeiten der verschiedenen Geysire entnehmen kann. Nachdem wir uns dort schlau gemacht haben, wandern wir zunächst den asphaltierten Weg zum Daisy Geysir, der zuverlässig alle 120 bis 200 Minuten ausbricht. Das passt zeitlich prima. Man läuft ungefähr 2 km zum Daisy Thermalkomplex; das ist in 20 Minuten gut zu schaffen. Dort angekommen kann man sich auf die extra bereitgestellten Holzbänke hocken und auf den Ausbruch warten. Wir haben Glück und müssen nicht sehr lange auf die Eruption warten. Fast 5 Minuten dauert diese an und ist, trotz des grauen Nieselwetters, ein richtig tolles Erlebnis.
Anschließend laufen wir zum springbrunnenartigen Grotto Geysir, der eine sehr merkwürdige Form hat und etwa alle 8 Stunden ausbricht. Eine Eruption kann stundenlang anhalten, das ausgestoßene Wasser erreicht jedoch nur eine Höhe von maximal 10 Metern. Während wir den Geysir betrachten, blubbert das Wasser in seinem Kegel wie verrückt und kleine Fontänen spritzen in die Höhe. Ob das allerdings ein Ausbruch ist, können wir nicht so genau sagen.
Vorbei an den drei kleinen, nebeneinander liegenden Geysiren Mastiff, Catfish und Bijou, aus denen es eifrig qualmt und spritzt, kommen wir zum Giant Geysir mit seinem vier Meter hohen Kegel. Er ist bekannt für seine mächtigen Fontänen, die bis zu zwei Meter Durchmesser erreichen. Leider bricht er sehr unregelmäßig aus, und wir können lediglich beobachten, wie es in seinem Kegel heftig brodelt.
Weiter geht es zum wunderschönen Morning Glory Pool, einer heißen Quelle, die in ihrer Mitte eine türkisblaue Färbung hat und zum Rand hin gelb-orange ausläuft. Hier kehren wir um und laufen nun über die Holzstege zurück in Richtung Visitor Center und Old Faithful. Unterwegs sehen wir noch verschiedene heiße Quellen, wie die Chromatic Spring, den Beauty Pool und die Blue Star Spring, sowie diverse blubbernde und rauchende Geysire.
Schon von weitem können wir einen Ausbruch des Old Faithful Geysirs beobachten. Seinen Namen hat er erhalten, da er zuverlässig alle 90 Minuten für bis zu fünf Minuten ausbricht. Die Wasserfontäne, die er dabei ausstößt, reicht 30 bis 55 Meter hoch. Ein absolut spektakuläres Ereignis!
Da wir so langsam Hunger bekommen, beschließen wir, im Old Faithful Inn einen Happen zu essen und so die Zeit bis zum nächsten Ausbruch zu überbrücken. Gesagt, getan! Im Geysir Grill bekommen wir eine ordentliche Kleinigkeit, die wir mit gutem Appetit vertilgen. Pünktlich finden wir uns auf der Terrasse des Hotels ein. Dort kann man sich gemütlich hinsetzen und den Old Faithful beobachten. Leider hat das Wetter sich nicht gebessert. Der Himmel ist wolkenverhangen und grau in grau. Es sieht nach Regen aus. Trotzdem schauen wir uns ganz bequem noch zwei Ausbrüche an und machen uns dann auf zu unserem WoMo, um zur nächsten Attraktion zu fahren: Dem Midway Geysirbecken.
Unterwegs sehen wir auf den weiten Ebenen zahlreiche Bisons grasen oder ruhen. Die meisten Tiere haben ganz junge Kälber bei sich. Immer wieder halten wir am Straßenrand an um Fotos zu machen. Einmal stehen wir sogar im Stau, da eine große Herde in aller Seelenruhe die Straße überquert. Was für ein tolles Erlebnis. Es ist schon imposant, die mächtigen Tiere aus nächster Nähe zu sehen. Mit ihrem massigen, buckligen Vorderkörper und dem bärtigen, dreieckigen Kopf, den ein zotteliger Bart und gebogene Hörner zieren, sehen sie irgendwie bizarr aus.
Kopfschüttelnd beobachten wir, wie eine junge Frau aus dem Auto steigt und sich mit ihrem Fotoapparat den Tieren nähert. Die hat wahrscheinlich noch nichts davon gehört, dass Bisons durchaus aggressiv werden können, wenn sie sich bedrängt fühlen und dass sie eine Sprintgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen können. Aber solche Leute haben ja meistens mehr Glück als Verstand.
Wenig später erreichen wir das Midway Geyser Basin, das trotz seiner geringen Größe zwei der größten heißen Quellen des Yellowstone Nationalparks beheimatet. Erfreut registrieren wir, dass der bewölkte Himmel ein bisschen aufgerissen ist und die Sonne hervor lugt. Die Landschaft schaut gleich viel freundlicher aus. So kann es ruhig bleiben. Direkt an der US287 befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem wir das WoMo stehen lassen können. Von dort aus führt ein Rundweg über Holzplanken durch das Becken, an insgesamt vier heißen Quellen entlang.
Zunächst überqueren wir den Firehole River. Überall dampft es, da an einigen Stellen heißes Thermalwasser in Bächen in den kalten Fluss fließt. Verantwortlich für diese Bäche ist der auf der anderen Flussseite gelegene, türkisblaue Excelsior Geysir, den wir bald darauf erreichen. Aus seinem gewaltigen, 61 x 91 m großen Krater quellen pro Sekunde 250 Liter siedendes Wasser. Seine aktivste Zeit hatte der einst größte Geysir der Welt während der 1880er Jahre. Da er seit vielen Jahren allerdings kein eruptives Verhalten mehr gezeigt hat, gilt er derzeit als inaktiv.
Als nächstes gelangen wir zu dem kleinen Opal Pool (56 °C) und dem etwas größeren Turquoise Pool (61-71 °C). Die beiden heißen Quellen sind in erster Linie wegen ihrer blauen Färbung bekannt sind.
Das eigentliche Highlight des Midway Geysirbeckens erreichen wir zum Schluss: Die Grand Prismatic Spring ist die größte Thermalquelle der USA und die drittgrößte der Welt. Das Becken hat eine Größe von ca. 75 x 91 Metern und aufgrund seiner Tiefe von ca. 49 Metern eine intensive blaue Färbung. An seinem Außenrand ist es durch Mikroorganismen im Biofilm leuchtend orange. Pro Minute strömen etwa 2.000 Liter heißes Wasser aus der Quelle. So ziehen sich orangefarbene Schlieren durch das nähere Umfeld.
Meist liegt ein starker Dampf über der Grand Prismatic Spring, und so ist es auch heute. Die blaue Färbung kommt daher nicht so richtig zur Geltung. Aber dieses Wunder der Natur ist nichts desto trotz absolut beeindruckend!
Fototipp Grand Prismatic Spring: Es gibt einen wunderbaren Aussichtspunkt, von dem aus man einen spektakulären Blick auf die Grand Prismatic Spring hat. Um dort hinzugelangen, biegt man von dem großen Parkplatz am Midway Geyser Basin nach rechts auf die US287 (Grand Loop Road) ab. Man folgt der Straße immer am Fluss entlang und biegt nach 2,4 km in eine kleine Stichstraße nach rechts ab. Die Straße führt zum Fluss und ist eine Sackgasse. Am Straßenrand oder in dem Wendekreisel am Ende kann man das Auto abstellen. Hier startet der Fairy Falls Trail. Wenn man diesem eine Weile folgt, gelangt man zu einem schmalen Trampelpfad auf der linken Seite. Hier geht es einen steilen Waldhang hinauf, den man erklimmen muss. Teilweise ist es durch Geröll und sandigen Boden sehr rutschig, und manchmal muss man über quer liegende Baumstämme klettern. Ist man oben angekommen, wird man mit einem absolut genialen Panoramablick belohnt, und die Grand Prismatic Spring kommt von hier oben aus erst so richtig zur Geltung.
Nachdem wir das Gelände abgegrast und reichlich Fotos gemacht haben, kehren wir zurück zu unserem Camper und machen uns auf den Heimweg zum Campingplatz.
Übernachtung: Fishing Bridge RV Park (Full-Hook-Up) Preis: 37$