Mittwoch, 18.5.2016 – von Levanto nach San Gimignano
Wir hatten es uns ja offengehalten, ob wir 2 oder 3 Nächte in Levanto verbringen würden. Grob geplant hatten wir ursprünglich 3 Nächte. Das erschien uns nun aber als nicht unbedingt notwendig, denn wir hatten alles gesehen, was wir uns vorgenommen hatten. Und da die Wettervorhersage für den Mittwoch in San Gimignano hervorragend war, waren wir einstimmig zu dem Entschluss gekommen, bereits heute dorthin zu fahren. Die Vorfreude auf die Toskana war gigantisch. Bei unseren letzten beiden Urlauben dort hatten wir uns Hals über Kopf in die wunderschöne, liebliche Landschaft verliebt, und nun war es ein bisschen wie nach Hause kommen.
Der Morgen begann jedoch erstmal damit, dass unser Campingplatznachbar an unsere Tür klopfte und Frank darauf hinwies, dass unser Abwassertank ausläuft. Frank schaute sich das Malheur an und stellte fest, dass der Hahn tatsächlich tropft. So fuhren wir nach dem Frühstück und Check-Out erstmal zur Dumpingstation, positionieren den Camper über dem Bodenloch und drehten den Abwasserhahn auf. Meinten wir zumindest. Jetzt kam nämlich kein einziger Tropfen mehr. War der Hahn etwa die ganze Zeit über offen gewesen? Dann hatte der Wohnmobilverleiher aber ein bisschen geschlampt, und wir hatten unser Abwasser quasi permanent gedumpt. Es war zwar ärgerlich, aber andererseits auch beruhigend, denn so konnten wir ein Leck gottseidank ausschließen.
Mit nun fest verschlossenem Abwassertank machten wir uns gegen 8.30 Uhr auf die Weiterfahrt nach San Gimignano. Die Sonne schien vom nur leicht bewölkten Himmel. Mit 14° war es zwar noch etwas frisch, aber das würde sich im Tagesverlauf höchstwahrscheinlich noch ändern. Wir fuhren vorbei an Pisa und von dort aus über die Schnellstraße „FI-PI-LI“, die die toskanischen Städte Florenz, Pisa und Livorno verbindet. Bei Empoli ließ uns unser Navi abfahren und geleitete uns dann über kleine Örtchen unserem Ziel entgegen. Über die SP127 aus Norden kommend, erhaschten wir an der Abzweigung zur Via Cortennano einen ersten Blick auf die mittelalterliche Skyline von San Gimignano. Die besagte Via Cortennano ist eine schmale Schotterpiste, die vorbei an Weinstöcken, Olivenhainen und einigen Höfen führt und an der SP1 (Via San Gimignano) endet. Man hat von hier aus immer wieder schöne Blicke über die Weinberge nach San Gimigano. Es lohnt sich also durchaus, hier einmal langzucruisen und hin und wieder anzuhalten.
Wir jedenfalls taten das und genossen das herrliche Panorama. Es war mittlerweile so warm und windstill, dass wir erstmal die Klamotten wechseln mussten. Als wir auf die SP1 stießen, bogen wir nach rechts ab und folgten der Straße bis zum Kreisverkehr. Dort bogen wir nach links auf die SP47 ab und folgten dieser, bis wir nach ca. 1,5 km unübersehbar auf der linken Straßenseite den Campingplatz „Area di Sosta Santa Chiara“ erreichten. Es handelt sich hierbei um einen großzügigen Kies-Parkplatz ohne viel Schnickschnack , aber mit Stromanschlüssen (inklusive) und sanitären Anlagen (Duschen + WCs – nicht sonderlich schön, aber immerhin). Da der Platz ein bisschen abschüssig ist, sind Unterlegklötze für die Reifen des Wohnmobils von Vorteil. Es gibt eine Dumpingstation, und den Inhalt der chemischen Toilette kann man in ein abgedecktes Bodenloch entleeren (der Gestank war bestialisch). Des Weiteren gehören zu dem Gelände ein Fußballplatz (auf dem abends auch recht lautstark gespielt wurde) und eine Osteria. WLAN ist leider nicht vorhanden. Großer Vorteil des Stellplatzes ist auf jeden Fall die Nähe zu San Gimignano. Man kann sich entweder per Shuttle zum Ort bringen lassen (tagsüber kostenfrei, abends 2 €) oder die 2 km zu Fuß laufen.
Nachdem wir die Formalitäten mit dem Platzwart erledigt hatten, stellten wir nur schnell unseren Camper ab und ließen uns von dem Fahrer des Shuttle-Services direkt zum Ort fahren. In der Hauptsaison werden stündliche Fahrten angeboten; jetzt in der Nebensaison fuhr der Fahrer nach Bedarf und gab uns seine Handynummer, für den Fall, dass wir wieder abgeholt werden wollten. Unterwegs zeigte er uns noch Start und Endpunkt eines Spazierweges, den man zum Ort nehmen kann. So muss man nur zwei kleine Teilstücke an der Straße entlang laufen. Am Kreisverkehr wurden wir rausgelassen, und da wir nun den Coop Supermarkt direkt vor der Nase hatten, gingen wir erstmal ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Anschließend liefen wir ins Ortszentrum und stöberten durch die engen Gassen und hübschen Lädchen. Zielsicher landeten wir bald darauf auf der Piazza della Cisterna. Wie magisch wurden wir von der Gelateria Dondoli angezogen. Hier haben wir während unserer vergangenen zwei Toskanaurlaube das fantastischste Eis gegessen, und – man mag es glauben oder nicht – dieses Eis und die Pizza bei Trovatore – waren die zwei ausschlaggebenden Beweggründe für unseren kurzen Abstecher nach San Gimignano
Voller Vorfreude bestellen wir uns jeder direkt 3 Eissorten. Für mich gab’s Pistacchio (das weltbeste Pistazieneis), Venere Nera (Brombeere mit Lavendelnote) und Chocolate Amadei, während Frank sich für Rosemary Baby (Himbeere mit Rosmarinnote), Joghurt und Pistacchio entschied. Wir hockten uns auf die Treppen an dem mittelalterlichen Brunnen und genossen das Eis in vollen Zügen. Viel zu schnell war es alle, und so taten wir etwas, was wir vorher noch nie getan haben: Wir besorgten uns Nachschub. Dieses Mal gab’s für jeden 2 Sorten im Hörnchen: Vernaccia (Weißwein), Mango, Passionsfrucht und Nocciola (Haselnuss). Hach, wir hätten auch noch mehr ausprobieren gekonnt und mussten uns ein bisschen bremsen.
Nachdem wir uns erfolgreich von dem Platz und der Eisdiele losgerissen hatten, spazierten wir weiter durch den Ort, erkundeten die – im Gegensatz zur Geschäftsgasse – ruhigen Nebengässchen und stöberten durch einen Laden, der typisch toskanische Produkte anbietet. Wir probierten verschiedene Salamisorten und Brotaufstriche und kauften schließlich eine unglaublich aromatisch schmeckende Fenchelsalami und einen kleinen Pecorino.
Dann statteten wir dem Domplatz einen Besuch ab und schlenderten anschließend zur Ruine der Rocca, die von einem idyllischen Stadtpark eingerahmt ist. Wir kletterten die Stufen auf die Ruine hinauf und waren wieder mal fasziniert von der wunderschönen Aussicht. Leider hatte der Himmel sich in der Zwischenzeit zugezogen. Ein paar Wolken sahen bedrohlich dunkel aus, und der Wind hatte etwas aufgefrischt. Schlechteres Wetter kündigte sich an. Aber heute würde es hoffentlich noch halten.
Durch Zufall fanden wir einen schönen Spazierweg der entlang der Stadtmauer (auf der Außenseite der Mauer) führt. Diesen wanderten wir entlang und freuten uns über die tollen Ausblicke auf das umliegende Tal und die Mohnblumen am Wegesrand. Bis auf zwei oder drei Hunde-Gassigänger begegnete uns hier kein Mensch. Es war einfach wunderbar ruhig und idyllisch. Schließlich pflanzten wir uns auf eine Bank und erholten uns ein bisschen von der vielen Lauferei.
Gegen 17 Uhr rafften wir uns wieder auf und marschierten zum Ristorante Il Trovatore, um zu schauen, ob man dort zu so früher Stunde schon etwas zu Essen bekommt. Natürlich hatten wir kein Glück, denn wie das Schild am Eingang uns verriet, machte das Restaurant erst um 19 Uhr auf. Wie konnten wir in Italien auch etwas anderes erwarten?
Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns, zurück zum Campingplatz zu laufen und in zwei Stunden nochmal wiederzukommen, denn auf die leckere Pizza wollten wir auf gar keinen Fall verzichten. Das erste Stück entlang der Straße war ganz gut zu laufen, da es größtenteils einen Bürgersteig gab. Ein bisschen ungemütlich war lediglich der kleine Streckenabschnitt, nachdem wir am Kreisverkehr (hier gibt es auch eine Ausschilderung zum Campingplatz) auf die SP47 abgebogen waren. Hier liefen wir, mangels Bürgersteig, im Gänsemarsch am Straßenrand entlang. Aber das war auch wirklich nur ein kurzes Stück. Die erste Abzweigung nach rechts passierten wir. Kurz darauf bogen wir in eine schmale Straße ab, die zum Podere Vecchio Mulino und zur Villa La Stellina führt. Das ist der Fußweg, der auch zum Campingplatz führt. Er ist etwa 700 Meter lang und unbeleuchtet, so dass man abends eine Taschenlampe benötigt. Irgendwann stößt man automatisch wieder auf die SP47, auf die man nach rechts abbiegt. Nach wenigen Metern taucht auf der linken Straßenseite schon der Campingplatz auf. Unsere gesamte Gehzeit betrug etwa 25 Minuten.
Die nächsten 1 ½ Stunden verbrachten wir damit, den Camper auf die Unterlegklötze zu verfrachten, damit wir halbwegs gerade stehen, den Strom anzuschließen und unsere Fotos des Tages zu sichten. Dann zogen wir uns um und marschierten zurück zum Ort. Im Il Trovatore bekamen wir problemlos einen Tisch, bestellten die heiß ersehnte Pizza (Rustica + Il Trovatore) und eine Flasche Vernaccia aus San Gimignano. Es war genauso lecker, wie wir es in Erinnerung hatten, und obwohl die Pizza ziemlich groß ist, futterten wir alles bis zum letzten Bissen auf. Pappsatt und etwas angeschickert verließen wir später das Restaurant. Dann machten wir spontan noch einen Schlenker in den Ort und zur Gelateria, um uns noch einen winzigkleinen Nachtisch zu genehmigen. Zwei Kugeln Eis sind ja nun wirklich nicht viel und passen immer noch rein Dieses Mal gab es die Sorten Pistacchio, Tuttobosco (Waldfrucht) und Chocolate Amadei.
Gegen 21.30 Uhr traten wir den Rückmarsch zum Campingplatz an. Frank leuchtete uns mit der Taschenlampe den Weg aus, und so fanden wir ohne Probleme zurück. Auf dem Fußballplatz fand gerade ein Spiel statt. Von dem Lärm hatten wir noch eine ganze Weile was. Aber als wir dann ins Bett fielen, kriegten wir nicht mehr viel mit und schlummerten schnell ein…
Tagesetappe: 198 km
Übernachtung: Area di Sosta Santa Chirara
Preis: 22 € für 24 Stunden