Auf den heutigen Tag waren wir schon ganz gespannt, denn wir hatten uns ja bei KINOS Safaris einen Motorschlitten reserviert und wollten damit eine Ganztagestour auf eigene Faust machen. Besonders ich war sehr aufgekratzt, da ich die Maschine bisher noch nicht selber gefahren war und nun richtig Lust darauf hatte.
Draußen war es mal wieder extrem kalt aber auch sehr sonnig. Eigentlich ein perfekter Tag. Die Temperaturanzeige an einem Souvenirladen zeigte stolze -35 Grad an. Hauptsache wir froren nicht am Schneemobil fest. Vorsichtshalber hatten wir uns noch eine Kleidungsschicht mehr als sonst angezogen. Bei KINOS angekommen schaute uns der diensthabende Mitarbeiter an, als wären wir komplett verrückt. Der konnte mit Sicherheit kein bisschen verstehen, dass jemand freiwillig bei -35 Grad mit dem Schneemobil durch die Gegend kurven möchte. Wir mussten die Haftungsausschlusserklärung unterschreiben und den Leihbetrag begleichen. Der Alkoholtest wurde dieses Mal ausgelassen. Anschließend ging’s in den Keller, wo wir schicke blaue Schutzoveralls erhielten, die wir über der eigenen Kleidung tragen konnten. Mann, was war das heiß, als wir die Teile erstmal anhatten. Außerdem bekamen wir dicke Thermostiefel, eine Skimaske und Schutzhelme. Kurzentschlossen kauften wir noch 2 Paar Handwärmer dazu, die bei Berührung mit der Luft für 7 Stunden Wärme spenden sollten. Frank packte mir die Dinger direkt in meine Handschuhe. Dann ging es auch schon los. Unser Schneemobil stand draußen für uns bereit, und detaillierte Erklärungen waren nicht mehr nötig, da Frank sich ja schon gut auskannte. Also brausten wir ohne große Umschweife los.
Rund um Levi gibt es über 800 Pistenkilometer extra nur für Schneemobile. Dabei muss man sich die Wege nicht mit anderen Wintersportlern oder Fußgängern teilen, sondern nur auf gelegentlichen Gegenverkehr achten. Bereits am Vorabend hatten wir uns das Wegenetz genauer angesehen und uns eine nette Runde ausgesucht. Zunächst übernahm Frank das Steuer und fuhr in Richtung Luvattumaa Eishotel, wo wir mittlerweile ja schon fast Stammkunden waren. Auf dem Weg legten wir immer wieder Stopps ein und genossen das tolle Licht- und Farbenspiel in dieser märchenhaften, erstarrten Welt. Zwischendurch tauschten wir des Öfteren die Plätze, damit jeder mal in den Genuss des Fahrens kam. Ich kämpfte dabei mit dem Problem, dass mir das Visier des Helms immer wieder von innen zufror und ich kaum etwas sehen konnte. Ständig musste ich anhalten und es freikratzen.
In Luvattumaa angekommen wärmten wir uns mit einem Kakao bzw. Minttu Kakao auf und wechselten die Akkus unserer Kameras, die schon wieder leergezogen waren. Bei der extremen Kälte ging das leider in nullkommanix; die Akkus der GoPro Kamera gab etwas später sogar ganz den Geist auf.
Da meine Handwärmer irgendwie so gar nichts brachten, nahmen wir sie aus den Handschuhen raus. Sie waren eiskalt… Nachdem sie aber eine Weile an der Luft lagen, wurden sie doch noch warm, und ich legte sie mir in die Schuhe unter meine Zehen. Die waren nämlich so kalt und steif, dass ich sie gar nicht mehr spürte. Nun tauten sie endlich wieder auf.
Als uns wieder halbwegs warm war, fuhren wir weiter. Wir kreuzten einen Fluss, überquerten riesige zugefrorene Seen und genossen die Natur und den Vorteil, dass wir ganz allein unterwegs waren. Hin und wieder kämpften wir mit unseren zugefrorenen Helmvisieren, aber davon abgesehen hatten wir richtig viel Spaß und waren überglücklich über diesen perfekten Tag.
Da uns eine Mitarbeiterin von KINOS empfohlen hatte, bei schönem Wetter die atemberaubende Strecke über den Levi Fjäll zu fahren, gingen wir dies schließlich an. Die Piste führte uns hoch hinauf, vorbei an Skiliften und –pisten, dick eingeschneiten Hütten und schneebedeckten Tannen. Immer weiter schlängelte sich der Weg nach oben, und mit jedem Meter wurde die Landschaft um uns herum spektakulärer und skurriler. Die Bäume und Sträucher waren komplett mit Schnee und Eis überzogen. Sogar die Stämme waren schneeweiß. Hinzu kam ein unvergleichliches Licht, das die Landschaft rosa und orange färbte. Wir kamen uns vor wie auf einem anderen Planeten. In unseren dicken Overalls und mit dem großen Helm auf dem Kopf sahen wir, passend dazu, ein bisschen wie Marsmenschen aus.
Irgendwann erreichten wir die Baumgrenze und der Fahrweg war plötzlich nicht mehr zu erkennen. Hier war wohl schon eine Weile niemand mehr entlanggefahren. Es wurde steiler und unwegsamer, so dass wir uns nicht mehr sicher waren, ob wir überhaupt noch auf dem richtigen Weg sind. Am steilsten Stück musste ich absteigen, da wir beinahe umkippten. Der Motorschlitten stand bereits nur noch auf einer Kufe, aber wir hatten Glück und konnten ihn zurückkippen. Frank fuhr diese Passage allein, während ich den Hang zu Fuß hinauf keuchte. Oben angekommen stieg ich atemlos wieder auf. Wir kreuzten eine Skipiste und fuhren in Richtung einer bewirteten Hütte. Direkt unterhalb der Hütte erreichten wir wieder die Baumgrenze. Hier waren die Bäume so dick zugeschneit, dass sie als solche gar nicht mehr erkennbar waren. Die untergehende Sonne gab alles, indem sie die Baumskulpturen anstrahlte und in ein zartrosa Licht tauchte. Natürlich mussten wir hier anhalten, durch den tiefen Schnee stapfen und die perfekten Fotolocations suchen. Es war wirklich ein Traum, den wir hier erlebten!
Leider verging die Zeit wie im Flug, die Sonne verschwand immer mehr und wir mussten so langsam weiter. Mittlerweile leuchtete alles um uns herum in einem zarten Lila. Die Piste führte zunächst parallel zu einer Skipiste und dann zu einer schmalen Autostraße bergab. Schließlich bog sie in den Wald ab, wo es zum Teil richtig steil nach unten ging. Wie gut, dass unser Schneemobil gut bremste.
Irgendwann kamen wir unten an einer Hauptstraße raus. An dieser Stelle führte eine Strecke nach rechts und eine nach links. Wir orientierten uns nach rechts und landeten nach wenigen Metern an einer Tankstelle. Verwirrt sahen wir uns um. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, wie wir von hier aus zurück nach Levi kamen. Etwas planlos umrundeten wir die Tankstelle und sahen einen Mann rauchend an einem Auto stehen. Als wir ihn ansprachen, erkannten wir, dass es Ed war, der Tourguide der uns gestern zum Snow Village begleitet hatte. „Oh, you again!“ sagte Frank lachend und fragte nach dem Weg. Ed erkannte uns offenbar auch und geriet sofort ins Plaudern. Er erzählte uns, dass alle Touren von Lappland Safaris heute wegen der eisigen Temperaturen ausgefallen wären, und er fand es toll, dass wir trotz der Kälte unterwegs waren. Natürlich durfte auch sein typisches „excellent stuff“ mal wieder nicht fehlen. Nachdem er uns den Weg erklärt hatte, war klar, dass wir an der letzten Kreuzung falsch abgebogen waren. Also fuhren wir zurück und weiter in die andere Richtung, wo wir bald per Unterführung auf die andere Seite der Autostraße gelangten.
Danach ging es in einem Schlenker zurück nach Levi. Als die Piste über einen großen, zugefrorenen See führte, machte ich mir einen Spaß daraus, zum Abschluss nochmal richtig Gas zu geben. Gegen 16 Uhr waren wir zurück bei KINOS Safaris, stellten das Schneemobil ab und entledigten uns der Schutzbekleidung. Eine Angestellte übernahm das Auffüllen des Tanks für uns. Denn da wir die Maschine mit vollem Tank übernommen hatten, musste sie im selben Zustand wieder abgegeben werden. Wir hatten 6,5 Liter verbraucht und zahlten dafür knapp 9€.
Der Tag hatte uns richtig viel Spaß gemacht. Rundum zufrieden liefen wir zurück zu unserer Wohnung und machten uns frisch fürs Abendessen. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen und waren mittlerweile sehr hungrig. Heute entschieden wir uns für das italienische Restaurant Renna, zu dem wir nur wenige Meter zu Fuß gehen mussten. In gemütlichem Ambiente bekamen wir richtig leckere Pizza aus dem Steinofen. Es gibt u.a. recht exotische Pizzen z.B. mit frischen Erdbeeren und Ziegenkäse oder mit Rentierfleisch. Wer also auf das Besondere steht und etwas mutig ist, ist hier genau richtig. Etwas später waren wir pappsatt und ziemlich müde.
Zurück in unseren vier Wänden saunierten wir noch eine schöne Runde bei kuscheligen 103 Grad, begutachteten unsere Fotos und fielen irgendwann todmüde ins Bett.