Sonntag 20.05.2012
Bereits nach rund 15 Kilometern hinter Lüderitz erreichten wir die Geisterstadt Kolmanskop. Dies ist ein verlassener Ort, der seine Blütezeit während des Diamantenbooms Anfang des 20. Jahrhunderts hatte. Er besteht aus einer Schule, einem Krankenhaus, einem Kasino mit Kegelbahn und diversen Wohnhäusern. Nach dem 1. Weltkrieg nahmen die Diamantenfunde deutlich ab. Außerdem wurden weiter südlich größere Diamanten gefunden. Kolmanskop verwaiste, und die Wüste holte sich im Laufe der Jahrzehnte zurück, was ihr einst genommen wurde. Die Gebäude verfielen, in manchen Ruinen häufte sich der Sand bis zur Decke. Seit den 1990er Jahren wurden einige Gebäude restauriert. Die Geisterstadt steht seitdem als Museum offen.
Wir besorgten uns am Eingang ein Permit, dann schlenderten wir durch das mystische Örtchen. In nahezu alle Häuser konnten wir hineingehen und uns umschauen. Da zu so früher Stunde außer uns noch keine Besucher da waren, konnten wir die geheimnisvolle Atmosphäre förmlich spüren. Besonders das Krankenhaus mit seinen langen Gängen und dem knarzenden, maroden Holzboden erschien uns fast ein bisschen gruselig. Leider war die Zeit etwas knapp, denn wir hatten noch einen langen Weg bis zu unserem nächsten Übernachtungsziel vor uns.
Wir fuhren auf der gut ausgebauten B4 zunächst wieder zurück in Richtung Aus und folgten dann der B1 immer weiter bis wir Keetmanshoop erreichten. Ab hier führte eine Schotterpiste ca. 13 km zum Quivertree Forest Restcamp, welches sich auf dem Gelände der Farm Gariganus befindet. Nachdem wir unsere Reservierung vorgezeigt hatten, durften wir unseren Stellplatz selber wählen. Wir fanden ein nettes Eckchen mit eigener Grillstelle, Stromanschluss und sanitären Anlagen gleich gegenüber. Anschließend wollten wir dem zur Farm gehörenden Köcherbaumwald einen Besuch abstatten. Der Köcherbaum ist eigentlich gar kein Baum, sondern ein Aloe mit reich verzweigter, dichter Astkrone. Er kann bis zu 9 Meter hoch werden; der Stamm wird bis zu einem Meter an der Basis. Die spitzen, dickfleischigen, braun-gelben Laubblätter sitzen rosettenförmig an den Zweigen. Der Köcherbaumwald der Farm Gariganus ist ein natürlich gewachsener Wald mit Bäumen, die 200 – 300 Jahre alt sind. Wir machten eine kleine Runde durch den Wald und beschlossen, vor Sonnenuntergang noch einmal zum ausgiebigen fotografieren wiederzukommen.
Dann fuhren wir mit dem Camper zum Giants’ Playground (Spielplatz der Giganten), einer bizarren Felslandschaft, die ebenfalls zur Farm Gariganus gehört. Die Dolerit-Felsen erwecken den Anschein, als seien sie von Riesen zu mächtigen Gebilden aufgetürmt worden. Ganz so ist es aber nicht: Die Gesteinsblöcke traten vor vielen Millionen Jahren als Magma an die Erdoberfläche aus und verwitterten im Laufe der Zeit, bis sie ihre eigentümliche Form annahmen. Wir liefen den ca. 20 – 30-minütigen Rundweg, der durch das Gelände führt, und machten uns einen Jux daraus, den einen oder anderen Felsen zu erklettern. Unterwegs entdeckten wir Klippschliefer zwischen den Felsen, die uns neugierig beäugten. Im Anschluss fuhren wir zurück zur Farm und nahmen kurzerhand noch an der Abendfütterung der Geparden teil. Auf Gariganus befindet sich nämlich eine Aufzuchtstation für verwaiste Gepardenjunge. Wir durften zu Fuß mit einer Pflegerin in das weitläufige Gehege der Tiere gehen, da diese zahm und ungefährlich sind. Die freundliche Dame erzählte uns einiges über die Tiere und beantwortete gern Fragen, während sie die Fleischbrocken verteilte.
Als es so langsam dämmerte, schnappten wir uns rasch unser Fotoequipment und machten eine ausgedehnte Runde durch den Köcherbaumwald. Die Bäume wurden nun richtig toll angeleuchtet. Später verfärbte der Himmel sich rot, rosa und lila, was dem Ort ein magisches Aussehen verlieh. Auch hier konnten wir übrigens einige Klippschliefer entdecken, die aber sofort laute Warnpfiffe abgaben und sich in Felsspalten versteckten, sobald sie uns bemerkten. Das Licht wurde schließlich zu schlecht, so dass wir uns auf den Rückweg zum Camp machten. Zum Abendessen gab es Würstchen vom Grill. Danach saßen wir noch eine Weile draußen und genossen die Stille, die Dunkelheit und den gigantischen Sternenhimmel.
Gefahren: 358km
Stellplatz: Quivertree Forest Rest Camp
Wunderbare Bilder von Sand und alten Gebäuden von der Kolmannskuppe, und eine schöne Erinnerung an (sehr heiße) Nächte am Köcherbaumwald. Einschließlich 10.000-Sterne-Hotel. Leider konnte ich nicht lange genug wach sein, wie mir dieser fantastische Sternenhimmel – auf einer Iso-Matte liegend – gefallen hat.
Namibia strengt an – und man schläft wunderbar (ein).
Gruß
Wolfgang
von ReiseFreak.de
Da hast Du vollkommen Recht, Wolfgang. Kolmanskop war für mich auch ein großer Abenteuerspielplatz.
Und so einen genialen Sternenhimmel, wie in Namibia habe ich seitdem auch nie wieder gesehen. Da will man eigentlich auch nicht schlafen.