Mittwoch, 12.05.2010
Frühmorgens ging es wieder auf die Piste, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die meisten Straßen, über die wir heute fuhren, waren nicht asphaltiert und durch den Regen der letzten Nacht schlammig und rutschig. Wir durchfuhren den Aberdare Nationalpark, der im Hochland der Central-Province in Kenia liegt. Der Park hat eine Fläche von 766 Quadratkilometern und besteht aus Heidelandschaft, hoch gelegenen Mooren, Buschland, Bergwald, Schluchten und Wasserfällen. Wir sahen verschiedene Antilopen, Büffel und Elefanten im dichten Busch und machten einen kurzen Spaziergang zum Chania Wasserfall. Wir kamen durch eine urwaldähnliche, üppig grüne Landschaft, die uns sehr begeisterte. Ich hatte ein wenig das Gefühl in der Karibik und nicht in Afrika unterwegs zu sein.
Bei Nanyuki überquerten wir den Äquator und erhielten eine Äquatortaufe, indem wir mit ein bisschen Wasser aus einem blauen Behälter beträufelt wurden. Frank und ich ließen noch das obligatorische „Ich-war-am-Äquator-Foto“ von uns machen. Dann ging es auch schon weiter, und nach 20 km erreichten wir das private Sweetwaters Schutzgebiet, das in der Ol Pejeta Conservancy auf dem Laikipa Plateau liegt. Das hauptsächlich aus Grassavanne bestehende Reservat ist ca. 90 Quadratmeter groß und beherbergt neben den Big Five Zebras, Antilopen, Gazellen, Giraffen, Geparden und zahlreiche andere Wildtiere.
Gegen Mittag erreichten wir das Sweetwaters Tented Camp, wo wir eincheckten und unser auf auf Holzstelzen gelegenes Zelt bezogen. Insgesamt gibt es in der Anlage 39 Zelte, die allesamt mit komfortablen Betten und einem Badezimmer ausgestattet sind.
Zum Mittagessen gab es ein reichhaltiges, leckeres Buffet im Restaurant des Camps. Von unserem Tisch aus konnten wir einige Marabus in der Gartenanlage beobachten. Einer dieser seltsam aussehenden Vögel traute sich sogar bis an die Glasscheibe heran und schielte neugierig auf unseren Tisch.
Am Nachmittag besuchten wir die Schimpansen-Insel von Jane Goodall. Auf einem ca. 45 Hektar großen, eingezäunten Gelände leben die einzigen Schimpansen Kenias, die nach einem trostlosen Leben in Gefangenschaft hierhin ausgewildert wurden. Vom Zaun aus sahen wir leider nur relativ wenig von den Affen, so dass wir alles in allem eher enttäuscht von dieser Stippvisite waren.
Anschließend besuchten wir noch das blinde Spitzmaulnashorn Baraka, das auf Ol Pejeta in einem großen Freigehege sein Gnadenbrot bekommt. Ein Ranger führte uns zu einer Plattform, von der aus wir das Tier mit dem halb abgesägten Horn beobachten konnten. Ehrlich gesagt war es ein ziemlich trauriger Anblick. Das Nashorn, dass in freier Wildbahn natürlich keine Überlebenschance hätte, wurde gnadenlos als Touristenattraktion zur Schau gestellt. Da es keine Anstalten machte, näher heran zu kommen, sprang der Ranger in das Gehege und trieb es ziemlich grob mit einem Stock in die gewünschte Richtung. Mir gefiel das überhaupt nicht, und daher war ich auch sehr froh, als wir wieder gingen.
Auf dem Rückweg zum Camp machten wir noch einen kleinen Gamedrive durch das Reservat. Aber irgendwie stand der Besuch von Sweetwaters unter keinem guten Stern. Der Himmel war wolkenverhangen und teilweise sogar schwarz. Es sah sehr nach neuem Regen aus. Die Pisten waren extrem schlammig und somit auch sehr glitischig. Es dauerte nicht lange, da hatte Denis seinen Jeep festgefahren und musste rausgezogen werden. Das war bei dem Matsch gar nicht so einfach und dauerte daher etwas länger. Tiere sahen wir nur wenige: ein paar Zebras, Antilopen und Staußen waren unsere einzige Entdeckung.
Unser Abendessen nahmen wir im Speisesaal des Camps ein. Die Küche war wirklich ausgezeichnet, was uns ein bisschen für den nicht so gelungenen Nachmittag entschädigte.
Übernachtung: Sweetwaters Tented Camp