Donnerstag, 13.05.2010
Für den Morgen war noch eine Frühpirsch im Sweetwaters Reservat geplant. Anschließend sollte es ein Frühstück im Camp geben, bevor es weiter zum Samburu Nationalpark ging. Unsere Tour begann auch recht verheißungsvoll mit einem wunderbaren Sonnenaufgang und Blick auf den schneebedeckten Mount Kenya. Im Morgenlicht sahen wir eine Gruppe von Zebras, die den Weg kreuzte. Leider waren die Pisten nach einer regenreichen Nacht noch aufgeweichter und rutschiger. So dauerte es nicht lange, bis der vorausfahrende Jeep sich festgefahren hatte. Allein kam er dort nicht raus, und so wollte Nikolas, der hinter ihm gefahren war, ihm zur Hilfe eilen und ihn mit dem Seil rausziehen. Dummerweise rutschte er dabei auch in den tiefen Schlamm. Nun ging es für beide Fahrzeuge weder vorwärts noch rückwärts. Nach einigen vergeblichen Versuchen kam das dritte Fahrzeug zum Einsatz und bemühte sich, uns aus dem Matsch zu ziehen. Das klappte aber auch erst, als alle ausstiegen, fleißig Zweige sammelten und diese unter die Reifen klemmten. So hatte der Jeep auf dem glitschigen Untergrund mehr Halt und ließ sich leichter befreien. Auf die gleiche Art und Weise wurde auch das vordere Fahrzeug befreit. Als wir wieder ins Auto stiegen, klebte zentimeterdicker, zäher Schlamm unter unseren Schuhen. Bäh, war das eklig! Glücklicherweise gelang es nun allen vier Fahrern mit viel Geschick um die tiefe, mit Kratern durchzogene Matschstelle herum zu fahren. Die Autos schlingerten gefährlich, aber irgendwann war es dann geschafft. Die ganze Aktion hatte so lange gedauert, dass wir den Gamedrive abbrechen und zurück zum Camp fahren mussten, wo das Frühstück auf uns wartete. Netterweise kümmerte sich das Personal um die Reinigung unserer Schuhe, die wir später sauberer als zuvor wieder bekamen.
Nach dem Frühstück verließen wir das Sweetwaters Schutzgebiet und machten uns auf den Weg zum Samburu Nationalreservat. Etwa 140 Kilometer lagen vor uns. Das Wetter war richtig nett, mit blauem Himmel und viel Sonnenschein.
Gegen Mittag erreichten wir das 162 Quadratkilometer Naturschutzgebiet, das sich im trockenen Norden Kenias befindet. Buschland und offene Grasflächen herrschen vor, es gibt aber auch einige Berge. Was die Tierwelt betrifft, gibt es hier zwei Besonderheiten. Zum einen beheimatet der Park das Grevy Zebra; es ist das größte der heute existierenden Zebras und hat das schmalste und dichteste Streifenmuster.
Zum anderen gibt es hier Netzgiraffen, die deshalb so heißen, weil die Fleckenmuster ihres Fells durch dünne, weiße Linien voneinander abgegrenzt sind.
Ansonsten leben in dem Gebiet diverse Raubtiere, Antilopen, Gazellen, Huftiere und Vögel.
Kurz nachdem wir in das Reservat hineingefahren waren, erblickten wir auch schon die ersten Netzgiraffen, die nahezu schwerelos durch den Busch galoppieren. Wenig später sahen wir eine Elefantenherde mit Jungtieren.
Die Samburu Sopa Lodge erreichten wir genau pünktlich zum Mittagessen. Die 2006 eröffnete Anlage liegt zwischen den Samburu Hills und dem Mount Kenya und als einzige Lodge nicht am Fluss, sondern auf einer Anhöhe. Letzteres ist auch der Grund, warum wir hier untergebracht wurden. Vor kurzem hatte es im Samburu Reservat nämlich ein großes Hochwasser gegeben, welches die Lodges und Camps am Fluss überschwemmt hat. Die für uns vorgesehene Serena Lodge war leider auch betroffen und musste vorübergehend schließen. Aber die Sopa Lodge machte, mit ihren in den Garten eingegliederten reetgedeckten Cottages, auch einen ganz ordentlichen Eindruck. Unser großes, helles Zimmer hatte zwei Kingsize Betten und ein schickes, beige gefliestes Bad mit gemauerter, begehbarer Dusche. Außerdem gehörte eine Terrasse mit Ausblick in die Buschsavanne dazu. Einziger Wehrmutstropfen war für mich das hohe Reetdach, in dem sich so einiges Getier herumtrieb, das ich einfach nicht gern im Zimmer habe. Da kreuchte und fleuchte es überall herum und mir graute es schon vor dem großen Krabbeln in der Nacht. Unglücklicherweise gab es hier auch kein Moskitonetz… Klar, wenn man in Afrika ist, sollte einen das eine oder andere Insekt – auch in der Unterkunft – nicht stören, aber da kann ich einfach nicht aus meiner Haut und werde leicht panisch.
Das Mittagessen im Restaurant der Lodge war absolut schmackhaft. So gestärkt gingen wir am Nachmittag noch auf eine 2-stündige Pirschtour, bei der wir auch endlich mal die lustigen Giraffenhalsgazellen bzw. Gerenuks entdeckten, die mit ihrem endlos langen Hals, dem winzigen Kopf und den riesigen Ohren ein bisschen wie Aliens aussehen.
Des weiteren sichteten wir einige Dik-Diks. Die Zwergantilopen sehen mit ihrem Stirnschopf und der rüsselartigen Schnauze, die sie fast wie ein Tapir bewegen können, einfach nur niedlich aus. Richtig romantisch fanden wir auch, dass die kleinen Tiere in Paaren leben, die ihr Leben lang zusammen bleiben.
Auf der Weiterfahrt sahen wir mitten auf dem Weg ein paar Bienenfresser, die emsig damit beschäftigt waren, Insekten auf dem Boden zu fangen und zu vertilgen.
Am Ufer des Uaso Nyiro Flusses waren noch die Spuren der Überflutung zu sehen. Auch führte der Fluss immer noch sehr viel braunes Wasser mit einer kräftigen Strömung.
Als es schon so langsam zu dämmern begann, entdeckten wir in der dichten Graslandschaft – halb versteckt hinter einem kleinen Wall – zwei Löwinnen mit ihrem Nachwuchs. Die drei kleinen Kätzchen kamen, eines nach dem anderen, aus ihrem Versteck hervor und betrachteten uns neugierig. Sie waren noch ziemlich jung und sahen so niedlich und plüschig wie Steiff-Tiere aus. Für mich war diese Begegnung das absolute Highlight des Tages, und ich konnte mich gar nicht satt sehen an den Kleinen. Nur Frank haderte ein wenig mit dem schlechten Licht, das wirklich guten Fotos leider im Weg stand.
Die beiden Löwinnen erhoben sich schließlich, zögerten noch eine Weile, zogen dann aber los, vermutlich um nach Nahrung Ausschau zu halten. Kurz darauf verzogen sich die Jungen zurück in hinter den Wall, wo sie geschützt und gut versteckt waren. Auf der Weiterfahrt sahen wir noch eine Elefantenkuh mit einem kleinen Kalb, das ihr eilig hinterher trabte, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Die Sonne war mittlerweile komplett hinter den Bergen verschwunden, und für uns wurde es höchste Zeit, zurück zur Lodge zu kehren. Dort angekommen, machten wir uns frisch und begaben uns zum Abendessen, das uns heute als Menü serviert wurde. Danach ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und gingen in unserem Zimmer noch fleißig auf Insektenjagd…
Übernachtung: Samburu Sopa Lodge