01. September 2015
Wir hatten eine kuschelige Nacht, bis uns um 05:20 Uhr der Wecker aus unseren Träumen riss. Zehn Minuten später klingelte dann noch das Telefon für den offiziellen Weckruf. Wir machten uns frisch und packten uns warm ein, denn draußen hörten wir die Regentropfen aufs Zeltdach und die Terrasse prasseln. Na das konnte ja heiter werden. Ich hatte schon gar keine richtige Lust mehr auf den Gamedrive, hätte mich aber sicher nachher geärgert, wenn ich im Bett geblieben wäre. Immerhin sollten die zwei Safaritage im Shamwari Gamereserve das größte Highlight unserer Reise sein. Wir hatten uns so sehr darauf gefreut…
Im Restaurant trafen sich alle Gäste auf einen Kaffee, Kekse und Obstspieße. Gegen 6:20 Uhr saßen wir im Jeep und rumpelten die ungemütliche, endlose Piste zum Eingangstor des Shamwari-Reservats entlang. Überaschenderweise klarte der Himmel auf und sah tatsächlich nach einem Sonnenaufgang aus. Der kleine Hoffnungsschimmer hatte sich aber bald schon wieder erledigt, denn neue dicke Wolken zogen auf, und der Regen würde sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es sollte einfach nicht sein… Neben dem Regenponcho und einer Kuscheldecke hatten wir heute Morgen sogar noch eine Wärmflasche bekommen. Damit wärmten wir uns nun den Schoß und die klammen Hände.
Als erste Wildtiere sichteten wir an diesem Morgen eine niedliche Babygiraffe und zwei ausgewachsene Giraffen. Da vergaßen wir glatt für ein paar Minuten die Kälte und den Regen. Danach fuhr Vujo mit uns zu der Stelle, an der wir gestern die Löwen gesehen hatten. Das sollte sich lohnen, denn tatsächlich lag der Pascha dort rum und zeigte uns seinen vollgefressenen Bauch. Bei seinem Verdauungschläfchen ließ er sich überhaupt nicht von den herumstehenden Safarifahrzeugen stören. Er nahm uns kaum war und öffnete maximal kurz die Augen, wenn ein Motor gestartet wurde. Die zwei Löwinnen lagen etwas verdeckt hinter einem Busch. Es war schnell klar: Hier würde sich so bald nichts tun! Also fuhren wir bald weiter und suchten abermals nach den Geparden. Doch auch heute waren diese wie vom Erdboden verschluckt. Als Entschädigung spazierte plötzlich eine Löwin, die sich auf einer abzweigenden Piste befand, direkt auf uns zu. Wir blieben stehen und warteten auf sie. Sie gähnte herzhaft und marschierte gelassen und ohne großes Interesse an unserem Fahrzeug vorbei. Was für ein schönes Erlebnis!
Später entdeckten wir noch Warzenschweine und aus der Ferne ein paar Elefanten. Zudem sahen wir im Vorbeifahren immer wieder kleine Impalaherden, einzelne Wasserböcke, Blessböcke, Zebras und Giraffen. Mittlerweile war der Himmel wieder komplett zugezogen und es regnete kräftig. Durch den aufziehenden Wind wurde es im Jeep noch ungemütlicher. Der Regen peitschte uns ins Gesicht, so dass wir uns tief unsere Ponchos eingruben. Irgendwann schlüpfte ich mit dem Kopf ganz unter meinen Poncho und hoffte nur noch, dass der Gamedrive bald zu Ende ist.
Auch die Tiere hatten keine Lust, sich bei diesem ollen Wetter zu zeigen. Vermutlich hatten sie sich in die üppige Vegetation zurückgezogen, um sich – wie wir – vor Kälte und Nässe so gut es geht zu schützen. So verlief die weitere Fahrt erfolglos und wir kehrten frühzeitig ins Camp zurück.
Zur Begrüßung bekamen wir einen leckeren, heißen Tee und ein warmes Handtuch gereicht – wie gut das tat! Dann verschwanden wir kurz in unserem Zelt und gingen wenig später frühstücken. An einem großen Tisch saßen wir zusammen mit unserem Fahrer und ein paar anderen Gästen. Es gab ein reichhaltiges Buffet mit Joghurt, Müsli und Säften, dazu konnten wir aus einer Menükarte warme Eierspeisen bestellen. Ich hatte megaleckeres Omelette mit Pilzen, Käse und Speck und Frank bestellte sich Eggs Benedict auf einem Rösti und Schinken.
Nach dem Frühstück verzogen wir uns erstmal aufs Zelt. Wir sichteten unsere Fotoausbeute und genossen die Ruhe. Da es permanent regnete zog uns rein gar nichts nach draußen.
Gegen 14 Uhr war schon wieder eine Mahlzeit angesagt. Wir hatten das Gefühl, aus dem Essen gar nicht mehr rauszukommen. Aber es einfach zu lecker, um das Mittagessen auszulassen. Wir ließen uns ein paar Tapas zusammenstellen (Käse-Teigrollen, Fishcakes, Peperoni mit Frischkäse und frittierte Calamari). Dazu gab es frisches Brot mit verschiedenen Dips, eingelegtes Gemüse und gesalzene Butter. Auch den Nachtisch, ein mit Ingwer verfeinertes Rhabarber-Apfel-Kompott mit Vanilleeis, ließen wir nicht aus. Zum Abschluss gab es dann noch einen Cappuccino.
Nun hatten wir noch ein bisschen Zeit bis zum Nachmittags-Gamedrive. Da der Regen mal kurz pausierte, schlenderten wir eine Runde über das Campgelände und entdeckten dabei einen imposanten Tausendfüßler im Gras, den wir eine ganze Weile beobachteten. Danach gingen wir in unser Zelt. Ein paar Minuten später regnete es schon wieder heftig. Dazu frischte der Wind nochmal richtig schön auf, und wenn wir aus unseren Zeltfenstern schauten, sahen wir, wie der Regen durch die Böen schräg übers Land fegte. Es war wirklich zum Weinen. Sollte uns denn kein einziger schöner Gamedrive gegönnt sein?
Als es Zeit zum Aufbruch war, entschied ich spontan, die Nachmittagsprischfahrt auszulassen. Ich hatte einfach keine Lust, heute nochmal drei Stunden im Jeep zu frieren und nass zu werden. Frank war tapfer und machte sich allein auf den Weg zum Treffpunkt. Später berichtete er mir, dass die Ausfahrt sich wirklich nicht besonders gelohnt hat. Immerhin war es Vujo gelungen, die Geparde aufzustöbern, und es hatte eine fast hautnahe Begegnung mit einem mächtigen Elefantenbullen gegeben.
Ich verbrachte den Nachmittag derweil mit duschen, packen und lesen. Und lustigerweise machte ich eine Wildtierbeobachtung direkt aus dem Zeltfester: Direkt neben unserem Zelt grasten eifrig einige Warzenschweine.
Beim Abendessen saßen wir mit dem walisischem Paar und Vujo an einem Tisch. Wir hatten als Vorspeise Salat bzw. Suppe vom Buffet, als Hauptspeise Kudusteak mit Maisknödeln, Paprika-Tomatensoße und Gemsquash, und zum Nachtisch gab es eine Weißwein-Schokocreme mit Amarula oder alternativ einen Windbeutel mit Marmelade und Sahne-Baiser.