Anfahrt nach Harnas
Die letzte Station auf unserer Rundreise haben wir auf der Harnas Farm geplant. Wir kamen von der Nxai Pan und fuhren bereits am frühen Morgen auf der botswanischen A2 in Richtung Grenze nach Namibia. Nach der Grenze in Buitepos fuhren wir auf der B6 und erreichten bald den Ort Gobabis, wo wir unsere Vorräte auffüllten.
Auf kleineren Nebenstraßen bzw. Schotterpisten gelangten wir anschließend nach 1,5Std. zum Tor zur Harnas Wildlife Foundation.
Über das riesige Ausmaß des Farmgeländes konnten wir uns dann auf der 12km langen Anfahrt vom Tor bis zum Farmgebäude einen Eindruck verschaffen.
Die Harnas Farm
Von der Ende der 70er Jahre von Nick und Marieta van der Merwe gegründeten Harnas Farm hat wahrscheinlich schon jeder mal gehört. Diese ist unter anderem eine Auffangstation für verletzte, ausgesetzte oder verwaiste Wildtiere. Bekannt wurde die Farm unter anderem durch die Dokuserie „Das Waisenhaus für wilde Tiere“, wo die Volontäre bei ihren Erlebnissen auf der Farm von einem Kamerateam begleitet wurden.
Damals saß ich schon mit leuchtenden Augen vor dem Fernseher. Entsprechend gespannt war ich, die Farm mit eigenen Augen zu erleben.
Wir parkten unseren Wagen vor dem umzäunten Garten der Farm. Über eine Holzbrücke mit automatischem Tor gelangten wir auf das Gartengrundstück. Links neben der Brücke befindet sich ein kleiner Friedhof mit den Gräbern der auf der Farm verstorbenen Tiere. Damit die Tiere in Erinnerung bleiben, liegt dort ein Buch mit einer kleinen Biografie zu jedem Tier. Hinter dem Friedhof sieht man einen gemauerten Turm, in dem sich eine Bücherei und das Museum befinden. Neben unzähligen Büchern in allen Sprachen kann man hier die Geschichte der Harnas-Farm nach erleben.
In dem riesigen Garten mit Wasserlauf und schattenspendenden Bäumen wuselten Pfaue, Enten, Springböcke, Warzenschweine, ein kleiner Oryx, Impalas, Katzen und jede Menge Schildkröten mit Nummern auf dem Panzer umher. Stundenlang könnte ich hier sitzen und die Tiere beobachten. Am Ende des Gartens befindet sich eine Bar, ein kleiner Pool und auch die Rezeption. Dies ist auch der Treffpunkt für alle Ausflüge.
Der Campingplatz auf der Harnas Farm
Nachdem wir uns an der Rezeption angemeldet hatten, zeigte man uns unseren Stellplatz. Dieser Platz war ohne Zweifel der luxuriöseste, den wir auf unserer Rundreise hatten. Wie so oft standen wir mit dem Fahrzeug unter einem großen Baum. Auch hier gab es gab eine Grill- und Feuerstelle mit einem Tisch und Hockern aus Beton. Aber das Highlight war das offene eigene Bad (mit Dusche) direkt an unserem Stellplatz. Als wenn das nicht schon mehr als genug war, bekamen wir noch einen Sack Feuerholz geschenkt. In der Nähe befanden sich noch kleine individuell eingerichtete Dusch-Toilettenhäuser.
Abends und auch in der Nacht hörten wir öfter lautes Löwen- und Paviangebrüll. Das war so laut, dass wir zunächst an Geräusche aus einem Lautsprecher dachten. Doch die Ranger konnten uns glaubhaft wahrmachen, dass die Geräusche von den Tieren aus den umliegenden Gehegen stammen
Touren auf der Harnas Farm
Natürlich wollten wir die Harnas Farm ein wenig näher kennenlernen und die Zeit nicht nur auf dem Campingplatz verbringen. Deswegen buchten wir im Vorfeld ein paar Aktivitäten.
Nachmittags-Fütterungstour (16:00 Uhr – 17:30 Uhr) – Preis: N$500 für uns beide
Die erste Tour hatten wir noch direkt am Ankunftstag. Bei dieser Tour begleitet man die Ranger beim Füttern der Tiere, die sich in den Gehegen rund um das Farmgebäude befinden. Dabei bekommt man hautnah die jeweilige und meist traurige Geschichte der Tiere erklärt und damit einen guten Eindruck über die tägliche Arbeit auf der Farm. In manche Gehege, wie z.B. bei den Geparden oder Pavianen darf man sogar hinein.
Für die Tour wurden wir zusammen mit einem asiatischen Grüppchen von drei Rangern und einer Volontärin erwartet. Nach einer kurzen Vorstellung gingen wir als erstes zum Leoparden-Gehege. Dieser bekam sein Stück Fleisch über den Zaun geworfen und verschwand sofort damit. Direkt im Anschluss kamen wir zu einem Geparden-Gehege mit 5 halbstarken Geparden. Diese waren an Menschen gewöhnt, daher durften wir nach vorheriger Desinfektion mit hinein in das Gehege. Die Jungs streunten neugierig ums uns herum und ließen sich sogar anfassen. Aber als die Fleischstücke verteilt wurden, waren wir doch nicht mehr so interessant für die Geparde.
Wieder auf dem Gartengrundstück sollten die Mangusten gefüttert werden. Diese leben frei auf dem Gelände und sind nicht auf das Futter angewiesen. Daher kann es schon mal sein, dass sie nicht in der Nähe sind. Die Ranger versuchten die Mangusten durch ein lautes „drrrrrrr“ zu rufen und animierten uns mitzumachen. Tatsächlich kamen die wuseligen Tiere daraufhin nach und nach angelaufen. Die leckeren Fleischstücke und rohen Eier wollten die sich dann wohl doch nicht entgehen lassen.
Auf dem weiteren Weg kamen wir zum Paviangehege. Hier durfte, wer wollte mit hinein und sich von den neugierigen Affen untersuchen lassen.
Vor dem Gehege saß eine Rangerin mit zwei kleinen Baby-Pavianen. Irgendwann sollen die beiden in die Gruppe integriert werden und jetzt schon mal die anderen aus der Ferne kennenlernen. Dass die beiden zuckersüß waren brauche ich wohl nicht erwähnen.
Der Rundgang ging nun hinter die Kulissen, vorbei am Wohnhaus von Marieta. Auf der Terrasse lagen müde Löffelhunde in der Sonne, die sich zunächst gar nicht für uns interessierten. Erst als wir zu nahe kamen fingen sie an zu knurren.
Hinter dem Haus waren zahlreiche weitere Gehege. Zunächst kamen wir zu zwei kleinen 2 Monate alten Geparden. Die kleinen Racker turnten auf den Guides herum, waren sehr anhänglich und ließen sich streicheln.
Es wird immer darauf hingearbeitet die Tiere möglichst wieder auszuwildern. Dafür gibt es einen 8000 Hektar großen geschützten Bereich auf der Farm (Lifeline Projekt), wo es den Tieren ermöglicht wird sich vor einer Freisetzung an ein selbstständiges Leben zu gewöhnen. Solche Freisetzungen klappen leider nicht immer. So kamen wir zum Gehege eines Geparden mit einer heftigen Schädelverletzung. Nach Schilderung der Ranger wurde er zusammen mit seinem Bruder freigelassen aber nach kurzer Zeit von einem Leoparden angegriffen. Der Bruder wurde bei diesem Angriff getötet und er hat es nur knapp überlebt.
Danach kamen wir zu Audrey, einer blinden grünen Meerkatze. Diese wurde von ihrem früheren Besitzer jahrelang in einem dunklen Raum gehalten. Als sie plötzlich dem grellen Sonnenlicht ausgesetzt wurde, ist sie leider erblindet. Sie lebt nun in einem Gehege in dem sie sich blind zurecht findet. Sie freut sich über Besuch, daher besuchen die Volontäre sie oft und sprechen mit ihr. Dafür steht sogar eine kleine Bank mit im Gehege.
Vorbei an weiteren Gehegen kamen wir schließlich zur Küche, wo das Futter für alle Tiere zubereitet wird. Wer die Dokuserie „Das Waisenhaus für wilde Tiere“ gesehen hat, wird sich an diesen Bereich mit Sicherheit erinnern. Als erstes viel uns der riesige Kessel auf dem Feuer ins Auge. Dort wurde das Milie Pap (Maisbrei) für die Paviane gekocht. Nebenan war der Bereich, wo das Obst, Gemüse und Fleisch von den Volontären zusammengestellt wird. Damit das gelingt, gibt es eine riesige Tafel. Dort stehen die Namen aller Tiere mit dem jeweiligen Speiseplan vermerkt. Die Fleischzubereitung ist nichts für schwache Gemüter. Oft werden ganze Tierkadaver (z.B. Esel) angeliefert, die dann zerteilt werden müssen.
Zum Abschluss dieser Führung kamen wir zu dem Gehege einer braunen Hyäne, die sich mit lautem Geheule über ein großes Stück Esel hermachte. Diese Hyäne wurde bereits mehrere Male vergeblich ausgesetzt. Doch immer wieder hat sie anschließend den Weg zurück zur Farm gefunden oder wurde halb verhungert aufgelesen. Nun darf sie auf der Farm bleiben und ihr Leben mit Vollpension genießen.
Uns hat die Tour sehr gut gefallen. Man bekommt einen guten Eindruck über die Arbeit auf der Farm und die Schicksale der jeweiligen Tiere.
Morgendliche Fütterungstour (9:00 Uhr bis 12:30 Uhr) – Preis: N$740 für uns beide
Als Ergänzung zu der Nachmittags-Tour, werden auf der morgendlichen Fütterungstour die Tiere in den Gehegen außerhalb des Farmgebäudes gefüttert. Ein Rundgang wäre auf diesem Gelände und den Mengen an Futter nicht möglich, daher wird diese Tour in Safarifahrzeugen durchgeführt.
Der Treffpunkt war wiederum an der Bar, wo bereits die Mangusten auf den Beginn der Fütterung warteten. Durch ein schrilles „drrrrr“ der Ranger wurden noch weitere Mangusten und auch einige Hühner und Katzen angelockt. Als die Fleischstücke verteilt wurden gab es ein riesiges durcheinander. Alle wollten ein Stück abbekommen.
Im Anschluss gingen wir mit einem älterem deutschen Paar und den Asiaten von gestern zu einem Safarifahrzeug. Gemeinsam mit drei Rangern und zwei Volontären starteten wir die Fahrt vorbei an den Gehegen. In den meisten Gehegen waren Löwen, Leoparden und Caracale, die jeweils ihre Fleisch-Portionen über den Zaun geworfen bekamen. Nebenbei bekamen wir von den Rangern wieder jede Menge Informationen zu den jeweiligen Tieren. In einem Gehege mit einer großen Geparden-Gruppe fuhren wir mit dem Fahrzeug hinein. Die Ranger und Volontäre stiegen mit dem Fleisch auf eine Plattform und warfen die Fleischstücke einzeln zu den Geparden hinunter. Es staubte gewaltig, denn die hungrigen Geparden wollten nicht lange auf ihr Mal warten.
Der nächste Halt war am Wildhunde-Gehege. Derzeit leben auf Harnas etwa 30 dieser bedrohten Tiere, die später entweder in das eigene Lifeline-Gehege oder andere geschützte Reservate ausgewildert werden sollen. Bei der Fütterung durften wir auf eine Plattform klettern und von dort aus zuschauen.
Weiter fuhren wir zum Pavian-Gehege. Die Paviane wurden mit einem Maisbrei (Milie Pap) gefüttert. Dafür stellten sich die Volontäre hinten auf den Wagen und warfen während der Fahrt mit beiden Händen den Brei über den Zaun. Das sah ziemlich anstrengend aus.
Zum Ende der Fütterungstour kamen wir zu einem Gehege in dem Strauße und Pferde lebten. Die Pferde bekamen ihr Futter in die Tröge und bei der Fütterung der Strauße mit Maiskörnern durften wir helfen. Mit Vorliebe pickten sie die Körner direkt aus unseren Händen.
Diese Tour ist ein absolutes Muss, wenn man auf der Harnas-Farm ist.
Baboon Walk (ca. 1,5 Std.) – Preis: N$460 für uns beide
Der spannendste Ausflug auf Harnas war für uns der Baboon Walk. Dabei wird mit den Pavianen, die auf dem Farmgelände in den Gehegen wohnen ein Spaziergang gemacht. Das dies unter Umständen kein gemütlicher Ausflug wird, und dabei auf einiges geachtet werden soll, erfuhren wir bei einer kurzen Einweisung durch die Volontär-Chefin. Unter anderem sollten wir den Affen nicht in direkt in die Augen schauen, nicht schreien und keine losen Dinge wie Haargummis oder Sonnenbrillen bei uns tragen. Die Paviane waren zwar an Menschen gewöhnt, allerdings kannten sie uns nicht und hatten demnach keinen Respekt vor uns. Normalerweise suchen die Paviane den Kontakt und wollen auch hochgenommen werden. Falls uns deren Verhalten zu ruppig wird, sollten wir unbedingt Bescheid geben und uns nicht selber wehren. Nach den Infos waren wir uns nicht mehr so sicher, ob das ein schöner Ausflug wird.
Um die Paviane gezielt vom Gehege runter vom Grundstück zu locken teilten wir uns auf. Die eine Gruppe mit uns sollte zum Tor rennen und dabei laut komm, komm, komm rufen, wenn das Gehege geöffnet wird. Die Guides folgten dann und trieben die Affengruppe von hinten. Tatsächlich hat das prima geklappt. Nachdem wir das Gelände durch das Tor verlassen hatten, hatte ich direkt den ersten Pavian auf der Schulter sitzen. Nadine wurde zunächst in Ruhe gelassen, worüber sie auch erstmal nicht so traurig war.
Die Gruppe hatte sichtlich Spaß. Sie rannten umher, kletterten wild auf die Bäume und tollten ausgelassen. Nach einer Weile gingen wir gemeinsam quer über den Airstrip zu einem kleinen Wasserloch. Auf dem Weg dorthin wurde diesmal auch Nadine als Träger missbraucht. Ein Affe ist auf Nadines Schulter gesprungen, hat an ihren Haaren gezogen und ist dann direkt auf meine Schultern gesprungen. Andere waren lieb und ließen sich eine Weile auf der Schulter tragen. Am Wasserloch setzten wir uns alle in den Schatten und ließen die Affenbande in Ruhe tollen. Es hat richtig Spaß gemacht den Rackern beim Spielen und Jagen zuzuschauen. Aber auch wir blieben nicht unbehelligt. Immer wieder kamen einige Affen zu uns, kletterten an uns rum oder untersuchten uns nach Parasiten. Dabei ging der Griff auch schonmal unter das Top 🙂
Die ganze Zeit dabei war eine Rangerin mit zwei Babypavianen auf dem Arm. Nachdem die Mutter umgekommen ist, war sie zusammen mit Marieta nun die Ziehmama. Ein unglaublich intensiver Job, wie sie uns berichtete. Die Beiden waren zum ersten Mal mit der Gruppe unterwegs und noch sehr auf ihre Ziehmutter geprägt. Erst nach einer Weile trauten sie sich ein paar Schritte weg, um mit den anderen Affen zu spielen. Da die Affengruppe die kleinen bisher nur durch den Zaun kannte wusste man nicht, wie es draußen laufen würde. Aber alle Bedenken waren umsonst, die Gruppe nahm die beiden direkt lieb auf und spielte mit ihnen.
Auf dem Rückweg wollte ein kleiner Pavian (Izzy) auf Nadines Arm. Er hat ihre Hände genommen und wollte hochgehoben werden. Total goldig war der Kleine. Zurück am Garten sprangen alle Affen folgsam über den Zaun und gingen ins Gehege. Nur einer wollte nicht so recht, versteckte sich hinter mir und umklammerte mein Bein. Mit ihm am Bein lief ich dann weiter bis zum Gehege.
Die Tour war sehr spannend. So direkt mit halbwilden Pavianen zu interagieren war für uns was neues. Anschließend war bei uns allerdings eine Grundreinigung nötig. Nicht nur die Klamotten waren dreckig oder die Haare zerzaust, nein wir stanken extrem.