28. August 2015
Um kurz nach 8 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Frühstücksraum. Dort war ein großer Tisch für uns und eine dreiköpfige deutsche Familie gedeckt. Es erwarteten uns allerhand Leckereien, so wie Joghurt, Granola, eine große Schüssel mit frischem Obstsalat, Brot, Käse, Salami, Kochschinken und Orangensaft. Wie es in Bed & Breakfasts in Südafrika üblich ist, wurde dazu ein Full-English-Breakfast angeboten. Wir beschränkten uns mal wieder auf Toast, Spiegelei und Speckstreifen und bastelten uns daraus ein leckeres Sandwich.
Satt und zufrieden checkten wir anschließend aus und fuhren über die R44, vorbei an Stellenbosch und Somerset West, zurück zur Küste. In Gordons Bay hielten wir kurz am Bikini Beach und cruisten dann etwa 40 Kilometer gemütlich am Meer entlang bis wir das Örtchen Betty’s Bay erreichten. Hier befindet sich am sogenannten Stony Point – einer Landzunge, auf der früher eine Walfangstation angesiedelt war – eine der wenigen Pinguinkolonien Südafrikas. Durch eine Fernsehserie hatten wir von dieser Kolonie erfahren, und da sie quasi auf unserem Weg lag, wollten wir sie unbedingt besuchen.
Bei Betty’s Bay fuhren wir von der R44 ab und folgten der Ausschilderung zur Pinguinkolonie. Die kleinen Schildchen sind leicht zu übersehen; man muss also gut aufpassen und wirklich danach Ausschau halten. Dann findet man den Parkplatz und Eingang zur Pinguinkolonie wie wir ohne große Probleme. Als wir zum Kassenhäuschen spazierten, kamen uns bereits zwei Pinguine entgegen gewatschelt. Völlig angstfrei beäugten sie uns und liefen dann ganz nah an uns vorbei. Wow, was für ein hautnahes Erlebnis! Wir waren jetzt schon richtig begeistert. Außerdem empfanden wir es als sehr angenehm, dass hier, im Gegensatz zum Boulders Beach, kaum etwas los war. Der Eintritt kostete lediglich 10 Rand pro Person, die wir sehr gern für die vom Aussterben bedrohten Tierchen investierten.
Hinter dem Kassenhäuschen gelangten wir auf langen, etwas erhöhten Holzsteg mit Geländer, von dem aus man die Pinguine prima beobachten kann, ohne sie zu stören. Auf der Meerseite des Steges befindet sich, anstelle eines Sandstrandes, eine Felslandschaft. Die Pinguine nutzen die Steine zum Relaxen und als Sprungbrett ins Meer, wenn sie auf die Jagd gehen. Wir sahen fasziniert dabei zu, wie einige Pinguine sich in die Fluten stürzten und andere mit ihren kurzen Beinchen mehr oder weniger geschickt aus dem Wasser auf die Felsen an Land hüpften. Es war ein emsiges Gewusel… ein ständiges Kommen und Gehen.
Die Brutkolonie befindet sich hauptsächlich auf der anderen Seite des Steges in einer grünen Fynbos-Landschaft. Pinguinschützer haben hier gezielt Bruthöhlen aufgestellt, damit die Tiere, die durch die Dummheit und Rücksichtslosigkeit der Menschen extrem gefährdet sind, wieder geeignete Brutplätze finden. Die zahlreichen putzmunteren Pinguinküken bestätigen den Erfolg dieser Aktion.
Am äußersten Zipfel der Landzunge, dort wo auch der alte Steinturm der früheren Walfangstation steht, wird die Felsküste noch deutlich rauer. Hier brütet eine beachtlich große Kormorankolonie, die man ebenfalls recht gut beobachten kann.
Wir hätten den Tieren noch ewig zuschauen können, aber die Nachmittagsstunden wollten wir gern in Hermanus verbringen, um am Küstenpfad nach Walen Ausschau zu halten. So rissen wir uns schweren Herzens los und brachten die letzten knapp 50 km schnell hinter uns.
In Hermanus angekommen fuhren wir direkt zu unserer Unterkunft, dem Harbour Vue Guesthouse, wo wir von Barry, dem Host, und zwei schwanzwedelnden Hunden sehr freundlich empfangen wurden. Es war bereits 14 Uhr, und so wollten wir nur schnell unser Gepäck aufs Zimmer stellen und dann zu Fuß losziehen. Barry zeigte sich als lustiger Vogel, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte und dessen gepflegtes Englisch sogar ich verstand. Er führte uns durchs Haus, erklärte uns alles, was wir wissen mussten und zeigte uns schließlich unser geräumiges, hübsch eingerichtetes Zimmer mit Balkon und Meerblick. Auf unserer Etage gab es zudem ein gemütliches Gemeinschaftswohnzimmer und eine Getränkebar auf dem Flur. Wir fühlten uns hier sofort zu Hause.
Wenig später waren wir auch schon wieder unterwegs. Den berühmten Klippenpfad von Hermanus erreichten wir in wenigen Minuten zu Fuß. Dieser führt ca. 15 km an der Küste entlang und bietet zahlreiche tolle Aussichtspunkte und Sitzgelegenheiten. Das Besondere an Hermanus ist, dass jedes Jahr zwischen Ende Juli und Anfang Dezember eine große Anzahl von Südlichen Glattwalen (Southern Right Wales) zur Fortpflanzung in die geschützten Buchten der Walker Bay zieht. Da die riesigen Meeresbewohner extrem nah an die Küste heran schwimmen, kann man sie mit etwas Glück mit bloßem Auge wunderbar vom Klippenpfad aus beobachten. Wir konnten uns das zunächst gar nicht vorstellen, und während wir so den malerischen Pfad entlang liefen und uns an den fantastischen Ausblicken erfreuten, konnten wir auch erstmal keinen einzigen Wal im Meer ausmachen. Aber das fanden wir gar nicht so schlimm, denn der Spazierweg an sich war schon ein richtiges Highlight. Das Wetter war ausgesprochen schön und sonnig und der Küstenwind angenehm warm. Mehr kann man sich kaum wünschen Wir schossen Massen an Fotos, atmeten tief die würzige Luft ein und freuten uns einfach über diesen perfekten Tag.
Mit dem Gearings Point erreichten wir schließlich einen Aussichtspunkt, der einen perfekten Blick über die gesamte Bucht bietet. Hier standen und hockten einige Touristen mit Ferngläsern und schauten angestrengt aufs Meer hinaus. Wir taten es ihnen gleich, sahen ohne Fernglas aber leider gar nichts. Doch wir konnten den Gesprächsfetzen, die wir aufschnappten, entnehmen, dass offenbar ein Wal genau auf uns zu schwamm. Tatsächlich konnten wir etwas später einen breiten Rücken ohne Rückenflosse kurz auftauchen sehen. Der Wal stieß eine Gischtwolke aus und war kurz darauf wieder verschwunden. Leider war er mehrere hundert Meter vom Ufer entfernt, und es war wirklich schwer, ihn wiederzufinden, wenn er erneut auftauchte. Dennoch waren wir wie elektrisiert, und als sich herausstellte, dass der mächtige Meeressäuger abdrehte und in die andere Richtung schwamm, machten wir uns sogleich auf die „Verfolgungsjagd“ entlang des Cliffpath. Nachdem wir eine Weile gelaufen waren, stießen wir auf eine kleine Menschenansammlung. Das bedeutet ja eigentlich immer, dass es was zu sehen gibt Wir kletterten auf die Felsen an der Küste und konnten nach kurzem Suchen zwei Wale entdecken, die sich nur etwa 30 Meter vom Ufer entfernt tummelten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein Muttertier mit seinem Nachwuchs. Die beiden Glattwale ließen sich gemächlich Seite an Seite treiben und tauchten in regelmäßigen Abständen prustend an der Meeresoberfläche auf. Etwas später zog noch eine weitere Walmutter mit ihrem Jungen heran. Es war richtig spannend, die imposanten Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Schade war eigentlich nur, dass keines der Tiere beim Abtauchen seine Fluke zeigte geschweige denn aus dem Wasser sprang. So sahen wir immer nur den breiten, blauschwarzen Rücken mit den typisch auffälligen Hautwucherungen im Kopfbereich.
Erst als die Sonne langsam verschwand und die Wale sich mehr und mehr von uns entfernten, verließen wir unseren tollen Platz und spazierten zurück zum Ortskern von Hermanus, dem wir vorhin kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Es gibt hier einige nette Restaurants, und da wir mittlerweile recht hungrig waren, wollten wir direkt einen Happen zu Abend essen. Barry hatte uns das „Burgundy“ empfohlen, über das wir im Internet auch schon viel Gutes gelesen hatten. So war die Sache schnell geritzt. Es war erst ca. 17.30 Uhr, als wir das Restaurant erreichten. Daher hatten wir Glück und bekamen problemlos auch ohne Reservierung einen Tisch. Die Menükarte las sich wirklich toll, und wir konnten uns nur schwer entscheiden. Letztendlich wählte Frank die Seafood Linguine mit Muscheln, Calamaris, Garnelen und einem cremigen Tomatenpesto, während ich mich für ein gegrilltes Straußenfilet mit Kartoffelpüree-Krokette und Gemüse in einer Rotweinreduktion entschied.
Beide Gerichte waren absolut göttlich, und obwohl wir am Ende pappsatt waren, teilten wir uns als Nachtisch noch ein Stück köstliche Schokoladenmousse-Torte mit Vanilleeis. Den Spaziergang zurück zu unserem Guesthouse hatten wir anschließend bitter nötig