Freitag, 05.06.2009
Am frühen Morgen machen wir das WoMo nach einem schnellen Frühstück fertig für die Weiterfahrt. Heute verlassen wir den Yellowstone Nationalpark und fahren in Richtung Osten nach Cody. Das Städtchen liegt am Shoshone River in Wyoming und wurde von William Frederick Cody, der unter dem Namen Buffalo Bill Bekanntheit erlangte, gegründet. Cody bezeichnet sich selbst als „Rodeo-Hauptstadt der Welt“. Hier schlägt das Herz der Prärie, und wer ein Freund des Wilden Westens ist, lässt den Ort mit Sicherheit nicht links liegen. „Howdy“ sagt man hier zur Begrüßung.
Wir wollen am Abend das legendäre Cody Nite Rodeo besuchen, das zwischen Juni und August allabendlich in einer Arena am West Cody Strip stattfindet.
Auf unserem Weg aus dem Yellowstone Nationalpark hinaus sehen wir am Straßenrand einige Dickhornschafe, die hier wild leben. Einen kurzen Zwischenstopp legen wir an der Buffalo Bill Talsperre ein, wo sich das Buffalo Bill Reservoir aufstaut. Von hier aus ist Cody nur noch einen Katzensprung entfernt. Am späten Vormittag trudeln wir in dem Örtchen ein und machen uns zunächst auf die Suche an einem netten Campingplatz. Auf dem nett gelegenen Ponderosa Campground reservieren wir schließlich einen Stellplatz. Hier erhalten wir auch Informationen über die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und für den Abend Eintrittskarten zum Rodeo.
Anschließend besuchen wir die Old Trail Town, ein Freilichtmuseum, in dem man ein altes Wildwestdorf so authentisch wie möglich nachgebildet hat. Mehr als 25 liebevoll ausgestattete, historische Holzhäuser diverser Wildwest-Berühmtheiten wurden hierher versetzt und so angeordnet, dass der Eindruck einer Geisterstadt entsteht. Es gibt einen alten Saloon, einen Kaufladen, eine Schule, und sogar einer der Unterschlüpfe von Butch Cassady und Sundace Kid (vom Hole-in-the-Wall-Pass) kann besichtigt werden. Des Weiteren findet man auf dem Gelände zahlreiche interessante Ausstellungsstücke wie z.B. alte Waffen, Kutschen und Sättel sowie umgebettete Gräber einiger Wildwestbanditen. Für Fotografen gibt es hier allerhand schöne Fotomotive; ansonsten ist das Museum eher etwas für Anhänger des Wilden Westens.
Gegen Mittag fahren wir weiter ins historische Zentrum von Cody. Dort statten wir dem Irma Hotel, das 1902 von Buffalo Bill erbaut wurde und nach seiner Tochter benannt ist, einen Besuch ab. Es ist ein echter Klassiker, in dem man den Charme des Wilden Westens noch deutlich spürt. Im großen Speisesaal lassen wir uns für ein Mittagessen nieder. An den Wänden hängen diverse Tierschädel; ein riesiger Elchkopf dominiert die Mitte des Raumes. Die Decke zieren Geweihe und auf der historischen, von Queen Victoria gestifteten Theke stehen viele kleine amerikanische Flaggen. Das Licht ist schummerig, die Ausstattung in Rottönen gehalten und irgendwie „plüschig“. Wir bestellen uns Steaks, die qualitativ leider nur mäßig sind und saugen die urige Atmosphäre in uns auf.
Nach dem Essen wollen wir uns das Shootout, das tagtäglich vor dem Hotel ausgetragen wird, anschauen. Doch da es inzwischen mal wieder in Strömen regnet, wird die traditionelle Showeinlage abgesagt. Wir sind ein bisschen enttäuscht, da wir schon in Jackson so ein Pech hatten. Dass die kostümierten Schauspieler sich für ein Gruppenfoto zusammenstellen, ist da kein wirklicher Trost.
Am Abend fahren wir zum Stampede Park, wo das Cody Nite Rodeo stattfindet. Der Regen hat Gott sei Dank ein wenig nachgelassen. Nachdem wir das WoMo auf dem Parkplatz des Veranstaltungsgeländes abgestellt haben, schlendern wir an den Paddocks entlang, in denen Pferde und Bullen auf ihren Einsatz warten. Einlass in die Arena ist ab 19 Uhr. Wir suchen uns ganz in Ruhe auf der noch spärlich besetzten Haupttribüne einen Platz mit gutem Blick und sehen zu, wie sich die Bankreihen langsam füllen.
Pünktlich um 20 Uhr startet die Show mit einer typisch amerikanischen Begrüßungszeremonie: Während einer Fahnenparade wird die Nationalhymne gespielt; dann betritt ein Clown die Arena, erzählt ein bisschen über das Rodeo und heizt das Publikum an.
Anschließend beginnt das eigentliche Programm mit dem Saddle Bronc Riding. Hierbei müssen die Cowboys sich mindestens 8 Sekunden lang im Sattel eines bockenden Wildpferdes (Broncos) halten und dürfen mit der freien Hand weder das Pferd noch dessen Ausrüstung berühren. Außerdem müssen die Füße in den Steigbügeln bleiben.
Anschließend werden Punkte für die Haltung des Reiters während seines Rittes vergeben. Es ist ein spannendes Spektakel, das wir gebannt verfolgen. Als nächstes steht das Kälberfangen (Calf Roping) auf dem Programm: Ein Kälbchen wird in die Arena gejagt und von einem Cowboy zu Pferd verfolgt. Ziel ist es, das Tier möglichst schnell mit dem am Sattel befestigten Lasso einzufangen. Wenn er es erwischt hat, springt der Cowboy fix vom Pferd, wirft das Kalb zu Boden und bindet ihm drei Beine zusammen. Das schaut etwas brutal aus und ist für mich, als Tierliebhaberin, nur schwer mitanzusehen. Die ganze Zeit drücke ich dem gejagten Kälbchen die Daumen, dass es der Lassoschlinge entwischt. Dem einen oder anderen Tier gelingt das auch tatsächlich, worüber ich mich sehr freue.
Es folgt das noch grober anmutende Team Roping, bei dem zwei Reiter ein Kalb im Galopp verfolgen. Einer wirft das Lasso um die Hörner, der andere um die Hinterbeine. Wenn das soweit gelingt, wird das Kälbchen durch den Ruck der Seile zu Boden geworfen und die Zeit gestoppt. Danach wird das Tier natürlich sofort wieder frei gelassen. Aber trotzdem: Wer sich sowas anschaut, sollte kein allzu zartbesaitetes Gemüt haben. Ich für meinen Teil bin froh, als das Kälberfangen ein Ende hat.
Es folgt ein spannendes Barrel Race, bei dem Cowboys und Cowgirls in hoher Geschwindigkeit einen Parcours um Tonnen herum reiten müssen. Auch hier gilt es – wie könnte es anders sein – die beste Zeit zu erreichen. Wird eine Tonne umgeworfen, kassiert der Reiter Strafsekunden.
Im Anschluss an diesen aufregenden Wettkampf kommen die anwesenden Kinder auf ihre Kosten. Ein Kalb kriegt eine Schleife um den Schwanz gebunden, und die Kids rennen ihm durch die Arena hinterher, um die „Trophäe“ zu ergattern. Es dauert eine ganze Weile, bis eines der Kinder Erfolg hat und die Schleife in der Hand hält.
Zum Schluss gibt es als Highlight des Abends das Bullenreiten. Die Cowboys müssen mindestens 8 Sekunden lang auf dem blanken Rücken eines mächtigen, tobenden Bullen überstehen. Einziger Halt ist der Griff an einem Riemen, der um den Körper des Tieres gebunden ist. Daran darf der Bullrider sich mit einer Hand festhalten. Uns ist es schleierhaft, wie man nur den Bruchteil einer Sekunde auf so einem Bullen überleben kann. Das sieht wirklich halsbrecherisch aus! Sobald ein Cowboy im Dreck landet, hat der Clown den undankbaren Job, den Stier von ihm abzulenken und aus der Arena zu bugsieren. Dabei wird er einmal beinahe auf die Hörner genommen. Nicht gerade ungefährlich… Aber harmlos ist hier eigentlich gar nichts!
Nach diesem fulminanten Finale ist das Rodeo, das wir als sehr kurzweilig empfunden haben, leider schon zu Ende.
Als wir zu unserem Camper zurückgehen und die kurze Strecke zum Campingplatz fahren, sind wir noch ganz aufgekratzt. Auch wenn wir an diesem Abend sehr gefroren haben (Wyoming im Juni kann soooo kalt sein!!!) bereuen wir es nicht, so ein typisch amerikanisches Event einmal mitgemacht zu haben.
Es war ein gelungener Abend, den wir in dieser Form wohl so schnell nicht wieder erleben werden.
Zurückgelegte Tageskilometer: 119km
Übernachtung: Ponderosa RV Park Preis: 30$